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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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Sie auch machen? sagte Juliane. Was wird
der Herr verlangen von einer Frau, die ihm
die rechte sey! -- Unwiderstehlich reizend
sind Sie, Juliane, wenn Sie die kleine
Lippe so trotzig aufwerfen, und das Näschen
höhnisch rümpfen! -- Welche Anmaßung! --
O keinen Zorn, wenn ich meinen Kopf behal-
ten soll, er kleidet Sie viel zu schön! Was
hilft es denn, daß ich in Einer alles verei-
nigt fand, was meine Wünsche fassen? Sie
ist ja die liebende Braut des Glücklichen
dort! -- Sie sind ausgelassen, Florentin! --

Nun seht, ihr Lieben. ich fordre wenig, ihr
werdet es vielleicht nicht glauben, recht sehr wenig;
doch scheint es eine große Forderung zu seyn,
denn ich fand sie nie erfüllt. Nichts als ein
liebenswürdiges Weib, die mich liebt, liebt
wie ich sie, die an mich glaubt, die ohne al-
le Absicht, bloß um der Liebe willen, die mei-
nige sey, die meinem Glück und meinen
Wünschen kein Vorurtheil und keine böse Ge-
wohnheit entgegensetzt, die mich trägt wie
ich bin, und nicht erliegt unter der Last; die

Florentin. I. 6

Sie auch machen? ſagte Juliane. Was wird
der Herr verlangen von einer Frau, die ihm
die rechte ſey! — Unwiderſtehlich reizend
ſind Sie, Juliane, wenn Sie die kleine
Lippe ſo trotzig aufwerfen, und das Naͤschen
hoͤhniſch ruͤmpfen! — Welche Anmaßung! —
O keinen Zorn, wenn ich meinen Kopf behal-
ten ſoll, er kleidet Sie viel zu ſchoͤn! Was
hilft es denn, daß ich in Einer alles verei-
nigt fand, was meine Wuͤnſche faſſen? Sie
iſt ja die liebende Braut des Gluͤcklichen
dort! — Sie ſind ausgelaſſen, Florentin! —

Nun ſeht, ihr Lieben. ich fordre wenig, ihr
werdet es vielleicht nicht glauben, recht ſehr wenig;
doch ſcheint es eine große Forderung zu ſeyn,
denn ich fand ſie nie erfuͤllt. Nichts als ein
liebenswuͤrdiges Weib, die mich liebt, liebt
wie ich ſie, die an mich glaubt, die ohne al-
le Abſicht, bloß um der Liebe willen, die mei-
nige ſey, die meinem Gluͤck und meinen
Wuͤnſchen kein Vorurtheil und keine boͤſe Ge-
wohnheit entgegenſetzt, die mich traͤgt wie
ich bin, und nicht erliegt unter der Laſt; die

Florentin. I. 6
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[81/0089] Sie auch machen? ſagte Juliane. Was wird der Herr verlangen von einer Frau, die ihm die rechte ſey! — Unwiderſtehlich reizend ſind Sie, Juliane, wenn Sie die kleine Lippe ſo trotzig aufwerfen, und das Naͤschen hoͤhniſch ruͤmpfen! — Welche Anmaßung! — O keinen Zorn, wenn ich meinen Kopf behal- ten ſoll, er kleidet Sie viel zu ſchoͤn! Was hilft es denn, daß ich in Einer alles verei- nigt fand, was meine Wuͤnſche faſſen? Sie iſt ja die liebende Braut des Gluͤcklichen dort! — Sie ſind ausgelaſſen, Florentin! — Nun ſeht, ihr Lieben. ich fordre wenig, ihr werdet es vielleicht nicht glauben, recht ſehr wenig; doch ſcheint es eine große Forderung zu ſeyn, denn ich fand ſie nie erfuͤllt. Nichts als ein liebenswuͤrdiges Weib, die mich liebt, liebt wie ich ſie, die an mich glaubt, die ohne al- le Abſicht, bloß um der Liebe willen, die mei- nige ſey, die meinem Gluͤck und meinen Wuͤnſchen kein Vorurtheil und keine boͤſe Ge- wohnheit entgegenſetzt, die mich traͤgt wie ich bin, und nicht erliegt unter der Laſt; die Florentin. I. 6

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/89>, abgerufen am 09.11.2024.