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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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mich dünkt, es ist Zeit, daß wir uns nach ei-
ner Mahlzeit umsehen. -- Wenn Sie es zu-
frieden sind, sagte Juliane, so gehen wir,
während die Mittagssonne brennt, nicht von
diesem Platz, er ist schattig und kühl. Geben
Sie her, was von kalter Küche da ist, unser
grünes Lager mag zugleich unsre Tasel seyn. --
Sehen Sie, auch für ein sauberes Tuch hat
man gesorgt, um es aufzudecken. -- Sogar
Wein findet sich hier, sagte Florentin, indem
er die Flasche hervorzog. -- Stellen Sie ihn
dort an den Bach hin, damit er abkühle. --
So reichlich fanden wir uns noch nie auf un-
fern Zügen versorgt. -- So hat die Umständ-
lichkeit, die meine Begleitung verursachte, doch
wieder etwas angenehmes erzeugt. -- Wie
oft mußte ich nicht schon die Annehmlichkeiten
eines bequemen Lebens entbehren! konnte ich
mir aber nur eine größere Unabhängigkeit da-
mit erkaufen, so geschah es mit tausend Freu-
den. -- Doch wohl auch oft dem Liebchen zu
gefallen? sagte Eduard. -- Auch das genug,

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mich duͤnkt, es iſt Zeit, daß wir uns nach ei-
ner Mahlzeit umſehen. — Wenn Sie es zu-
frieden ſind, ſagte Juliane, ſo gehen wir,
waͤhrend die Mittagsſonne brennt, nicht von
dieſem Platz, er iſt ſchattig und kuͤhl. Geben
Sie her, was von kalter Kuͤche da iſt, unſer
gruͤnes Lager mag zugleich unſre Taſel ſeyn. —
Sehen Sie, auch fuͤr ein ſauberes Tuch hat
man geſorgt, um es aufzudecken. — Sogar
Wein findet ſich hier, ſagte Florentin, indem
er die Flaſche hervorzog. — Stellen Sie ihn
dort an den Bach hin, damit er abkuͤhle. —
So reichlich fanden wir uns noch nie auf un-
fern Zuͤgen verſorgt. — So hat die Umſtaͤnd-
lichkeit, die meine Begleitung verurſachte, doch
wieder etwas angenehmes erzeugt. — Wie
oft mußte ich nicht ſchon die Annehmlichkeiten
eines bequemen Lebens entbehren! konnte ich
mir aber nur eine groͤßere Unabhaͤngigkeit da-
mit erkaufen, ſo geſchah es mit tauſend Freu-
den. — Doch wohl auch oft dem Liebchen zu
gefallen? ſagte Eduard. — Auch das genug,

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[83/0091] mich duͤnkt, es iſt Zeit, daß wir uns nach ei- ner Mahlzeit umſehen. — Wenn Sie es zu- frieden ſind, ſagte Juliane, ſo gehen wir, waͤhrend die Mittagsſonne brennt, nicht von dieſem Platz, er iſt ſchattig und kuͤhl. Geben Sie her, was von kalter Kuͤche da iſt, unſer gruͤnes Lager mag zugleich unſre Taſel ſeyn. — Sehen Sie, auch fuͤr ein ſauberes Tuch hat man geſorgt, um es aufzudecken. — Sogar Wein findet ſich hier, ſagte Florentin, indem er die Flaſche hervorzog. — Stellen Sie ihn dort an den Bach hin, damit er abkuͤhle. — So reichlich fanden wir uns noch nie auf un- fern Zuͤgen verſorgt. — So hat die Umſtaͤnd- lichkeit, die meine Begleitung verurſachte, doch wieder etwas angenehmes erzeugt. — Wie oft mußte ich nicht ſchon die Annehmlichkeiten eines bequemen Lebens entbehren! konnte ich mir aber nur eine groͤßere Unabhaͤngigkeit da- mit erkaufen, ſo geſchah es mit tauſend Freu- den. — Doch wohl auch oft dem Liebchen zu gefallen? ſagte Eduard. — Auch das genug, (6) 2

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/91>, abgerufen am 09.11.2024.