mich dünkt, es ist Zeit, daß wir uns nach ei- ner Mahlzeit umsehen. -- Wenn Sie es zu- frieden sind, sagte Juliane, so gehen wir, während die Mittagssonne brennt, nicht von diesem Platz, er ist schattig und kühl. Geben Sie her, was von kalter Küche da ist, unser grünes Lager mag zugleich unsre Tasel seyn. -- Sehen Sie, auch für ein sauberes Tuch hat man gesorgt, um es aufzudecken. -- Sogar Wein findet sich hier, sagte Florentin, indem er die Flasche hervorzog. -- Stellen Sie ihn dort an den Bach hin, damit er abkühle. -- So reichlich fanden wir uns noch nie auf un- fern Zügen versorgt. -- So hat die Umständ- lichkeit, die meine Begleitung verursachte, doch wieder etwas angenehmes erzeugt. -- Wie oft mußte ich nicht schon die Annehmlichkeiten eines bequemen Lebens entbehren! konnte ich mir aber nur eine größere Unabhängigkeit da- mit erkaufen, so geschah es mit tausend Freu- den. -- Doch wohl auch oft dem Liebchen zu gefallen? sagte Eduard. -- Auch das genug,
(6) 2
mich duͤnkt, es iſt Zeit, daß wir uns nach ei- ner Mahlzeit umſehen. — Wenn Sie es zu- frieden ſind, ſagte Juliane, ſo gehen wir, waͤhrend die Mittagsſonne brennt, nicht von dieſem Platz, er iſt ſchattig und kuͤhl. Geben Sie her, was von kalter Kuͤche da iſt, unſer gruͤnes Lager mag zugleich unſre Taſel ſeyn. — Sehen Sie, auch fuͤr ein ſauberes Tuch hat man geſorgt, um es aufzudecken. — Sogar Wein findet ſich hier, ſagte Florentin, indem er die Flaſche hervorzog. — Stellen Sie ihn dort an den Bach hin, damit er abkuͤhle. — So reichlich fanden wir uns noch nie auf un- fern Zuͤgen verſorgt. — So hat die Umſtaͤnd- lichkeit, die meine Begleitung verurſachte, doch wieder etwas angenehmes erzeugt. — Wie oft mußte ich nicht ſchon die Annehmlichkeiten eines bequemen Lebens entbehren! konnte ich mir aber nur eine groͤßere Unabhaͤngigkeit da- mit erkaufen, ſo geſchah es mit tauſend Freu- den. — Doch wohl auch oft dem Liebchen zu gefallen? ſagte Eduard. — Auch das genug,
(6) 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0091"n="83"/>
mich duͤnkt, es iſt Zeit, daß wir uns nach ei-<lb/>
ner Mahlzeit umſehen. — Wenn Sie es zu-<lb/>
frieden ſind, ſagte Juliane, ſo gehen wir,<lb/>
waͤhrend die Mittagsſonne brennt, nicht von<lb/>
dieſem Platz, er iſt ſchattig und kuͤhl. Geben<lb/>
Sie her, was von kalter Kuͤche da iſt, unſer<lb/>
gruͤnes Lager mag zugleich unſre Taſel ſeyn. —<lb/>
Sehen Sie, auch fuͤr ein ſauberes Tuch hat<lb/>
man geſorgt, um es aufzudecken. — Sogar<lb/>
Wein findet ſich hier, ſagte Florentin, indem<lb/>
er die Flaſche hervorzog. — Stellen Sie ihn<lb/>
dort an den Bach hin, damit er abkuͤhle. —<lb/>
So reichlich fanden wir uns noch nie auf un-<lb/>
fern Zuͤgen verſorgt. — So hat die Umſtaͤnd-<lb/>
lichkeit, die meine Begleitung verurſachte, doch<lb/>
wieder etwas angenehmes erzeugt. — Wie<lb/>
oft mußte ich nicht ſchon die Annehmlichkeiten<lb/>
eines bequemen Lebens entbehren! konnte ich<lb/>
mir aber nur eine groͤßere Unabhaͤngigkeit da-<lb/>
mit erkaufen, ſo geſchah es mit tauſend Freu-<lb/>
den. — Doch wohl auch oft dem Liebchen zu<lb/>
gefallen? ſagte Eduard. — Auch das genug,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(6) 2</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[83/0091]
mich duͤnkt, es iſt Zeit, daß wir uns nach ei-
ner Mahlzeit umſehen. — Wenn Sie es zu-
frieden ſind, ſagte Juliane, ſo gehen wir,
waͤhrend die Mittagsſonne brennt, nicht von
dieſem Platz, er iſt ſchattig und kuͤhl. Geben
Sie her, was von kalter Kuͤche da iſt, unſer
gruͤnes Lager mag zugleich unſre Taſel ſeyn. —
Sehen Sie, auch fuͤr ein ſauberes Tuch hat
man geſorgt, um es aufzudecken. — Sogar
Wein findet ſich hier, ſagte Florentin, indem
er die Flaſche hervorzog. — Stellen Sie ihn
dort an den Bach hin, damit er abkuͤhle. —
So reichlich fanden wir uns noch nie auf un-
fern Zuͤgen verſorgt. — So hat die Umſtaͤnd-
lichkeit, die meine Begleitung verurſachte, doch
wieder etwas angenehmes erzeugt. — Wie
oft mußte ich nicht ſchon die Annehmlichkeiten
eines bequemen Lebens entbehren! konnte ich
mir aber nur eine groͤßere Unabhaͤngigkeit da-
mit erkaufen, ſo geſchah es mit tauſend Freu-
den. — Doch wohl auch oft dem Liebchen zu
gefallen? ſagte Eduard. — Auch das genug,
(6) 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/91>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.