erträglicher als jede Entbehrung, die man ihnen mit Güte und Sanftmuth auferlegt.
Eines Tages kam unser alter Mann mit der Barke zurück. Er war ganz bestürzt und sprach heftig mit der Frau; diese weinte, küßte mich und stieg mit mir in die Barke. Der Mann fuhr uns an ein fremdes Ufer, wo der Anblick der vielen Menschen und Häuser mich in Erstaunen setzte. Jch ward durch viele Stras- sen in ein sehr großes Haus geführt, dann durch eine Menge Zimmer, in denen sich viele Men- schen hin und her drängten. Die meisten waren schwarz und wunderlich gekleidet, und obgleich es so viele waren, und alle besorgt und beschäf- tigt schienen, so gieng es doch still und feyerlich zu. Mein Herz ward kalt bey dem geistermäßi- gen Anblick, den ich mir so gar nicht erklären konnte. Endlich gelangte ich in ein sehr großes Zimmer, dessen Wände und Fußboden schwarz behängt waren; kein Tageslicht drang hinein, ein paar Wachskerzen mit schwarz umwunde- nen hohen Leuchtern brannten düster. Ganz am entgegengesetzten Ende stand ein schwarz be-
ertraͤglicher als jede Entbehrung, die man ihnen mit Guͤte und Sanftmuth auferlegt.
Eines Tages kam unſer alter Mann mit der Barke zuruͤck. Er war ganz beſtuͤrzt und ſprach heftig mit der Frau; dieſe weinte, kuͤßte mich und ſtieg mit mir in die Barke. Der Mann fuhr uns an ein fremdes Ufer, wo der Anblick der vielen Menſchen und Haͤuſer mich in Erſtaunen ſetzte. Jch ward durch viele Straſ- ſen in ein ſehr großes Haus gefuͤhrt, dann durch eine Menge Zimmer, in denen ſich viele Men- ſchen hin und her draͤngten. Die meiſten waren ſchwarz und wunderlich gekleidet, und obgleich es ſo viele waren, und alle beſorgt und beſchaͤf- tigt ſchienen, ſo gieng es doch ſtill und feyerlich zu. Mein Herz ward kalt bey dem geiſtermaͤßi- gen Anblick, den ich mir ſo gar nicht erklaͤren konnte. Endlich gelangte ich in ein ſehr großes Zimmer, deſſen Waͤnde und Fußboden ſchwarz behaͤngt waren; kein Tageslicht drang hinein, ein paar Wachskerzen mit ſchwarz umwunde- nen hohen Leuchtern brannten duͤſter. Ganz am entgegengeſetzten Ende ſtand ein ſchwarz be-
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ertraͤglicher als jede Entbehrung, die man ihnen
mit Guͤte und Sanftmuth auferlegt.
Eines Tages kam unſer alter Mann mit
der Barke zuruͤck. Er war ganz beſtuͤrzt und
ſprach heftig mit der Frau; dieſe weinte, kuͤßte
mich und ſtieg mit mir in die Barke. Der
Mann fuhr uns an ein fremdes Ufer, wo der
Anblick der vielen Menſchen und Haͤuſer mich
in Erſtaunen ſetzte. Jch ward durch viele Straſ-
ſen in ein ſehr großes Haus gefuͤhrt, dann durch
eine Menge Zimmer, in denen ſich viele Men-
ſchen hin und her draͤngten. Die meiſten waren
ſchwarz und wunderlich gekleidet, und obgleich
es ſo viele waren, und alle beſorgt und beſchaͤf-
tigt ſchienen, ſo gieng es doch ſtill und feyerlich
zu. Mein Herz ward kalt bey dem geiſtermaͤßi-
gen Anblick, den ich mir ſo gar nicht erklaͤren
konnte. Endlich gelangte ich in ein ſehr großes
Zimmer, deſſen Waͤnde und Fußboden ſchwarz
behaͤngt waren; kein Tageslicht drang hinein,
ein paar Wachskerzen mit ſchwarz umwunde-
nen hohen Leuchtern brannten duͤſter. Ganz
am entgegengeſetzten Ende ſtand ein ſchwarz be-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/98>, abgerufen am 04.12.2024.
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