z. B. den Lungen. Die Eigenthümlichkeit der Gallenabson- derung hängt aber offenbar ab von den Leberzellen, und nur so lange als das Blut in nächster Nähe an Leberzellen vorüber- strömt, besteht die besondere Stoffanziehung, welche die Thä- tigkeit der Leber charakterisirt.
Enthält das Blut freies Fett, so sehen wir, dass nach eini- ger Zeit die Leberzellen Fett in kleinen Partikelchen aufneh- men, und dass, wenn der Zufluss fortgeht, das Fett reichlicher wird, und sich nach und nach in grösseren Tropfen innerhalb der Leberzellen abscheidet (Fig. 27, B, b.). Das, was wir beim Fett in gröberen Formen sehen, müssen wir bei vielen anderen Substanzen in mehr gelöster Form uns denken. Danach wird es immer für die Aufnahme wesentlich sein, dass Zellen in einem ganz bestimmten Zustande vorhanden sind; werden sie [k]rank, entwickelt sich in ihnen ein Zustand, welcher mit einer wesentlichen chemischen Veränderung ihres Inhaltes verbunden ist, z. B. eine Atrophie, welche endlich das Zugrundegehen der Theile bedingt, dann wird damit auch die Fähigkeit des Organs, Galle zu bilden, immer mehr beschränkt werden. Wir können uns keine Leber denken ohne Leberzellen; diese sind, soviel wir wissen, das eigentlich Wirksame, da selbst in Fäl- len, wo der Blutzufluss durch Verstopfung der Pfortader inhi- birt ist, die Leberzellen, wenn auch vielleicht nicht in derselben Menge, Galle produciren können.
Diese Eigenthümlichkeit ist gerade an der Leber in einer besonders ausgezeichneten Weise zu bemerken, weil die Stoffe, welche die Galle constituiren, bekanntlich nicht im Blute prä- formirt sind, und wir also nicht einen Vorgang der einfachen Abscheidung, sondern einen Vorgang der wirklichen Bildung für die Bestandtheile der Galle in der Leber voraussetzen müssen.
Dies hat bekanntlich in der letzten Zeit an Interesse ge- wonnen durch die Beobachtung von Bernard, dass an die- selben Elemente auch die Eigenschaft der Zuckerproduction gebunden ist, welche in so colossalem Maassstabe dem Blute einen Stoff zuführt, welcher auf die inneren Umsetzungs-Pro- zesse und auf die Wärmebildung den entschiedensten Einfluss hat. Sprechen wir also von Leberthätigkeit, so kann man in
Sechste Vorlesung.
z. B. den Lungen. Die Eigenthümlichkeit der Gallenabson- derung hängt aber offenbar ab von den Leberzellen, und nur so lange als das Blut in nächster Nähe an Leberzellen vorüber- strömt, besteht die besondere Stoffanziehung, welche die Thä- tigkeit der Leber charakterisirt.
Enthält das Blut freies Fett, so sehen wir, dass nach eini- ger Zeit die Leberzellen Fett in kleinen Partikelchen aufneh- men, und dass, wenn der Zufluss fortgeht, das Fett reichlicher wird, und sich nach und nach in grösseren Tropfen innerhalb der Leberzellen abscheidet (Fig. 27, B, b.). Das, was wir beim Fett in gröberen Formen sehen, müssen wir bei vielen anderen Substanzen in mehr gelöster Form uns denken. Danach wird es immer für die Aufnahme wesentlich sein, dass Zellen in einem ganz bestimmten Zustande vorhanden sind; werden sie [k]rank, entwickelt sich in ihnen ein Zustand, welcher mit einer wesentlichen chemischen Veränderung ihres Inhaltes verbunden ist, z. B. eine Atrophie, welche endlich das Zugrundegehen der Theile bedingt, dann wird damit auch die Fähigkeit des Organs, Galle zu bilden, immer mehr beschränkt werden. Wir können uns keine Leber denken ohne Leberzellen; diese sind, soviel wir wissen, das eigentlich Wirksame, da selbst in Fäl- len, wo der Blutzufluss durch Verstopfung der Pfortader inhi- birt ist, die Leberzellen, wenn auch vielleicht nicht in derselben Menge, Galle produciren können.
Diese Eigenthümlichkeit ist gerade an der Leber in einer besonders ausgezeichneten Weise zu bemerken, weil die Stoffe, welche die Galle constituiren, bekanntlich nicht im Blute prä- formirt sind, und wir also nicht einen Vorgang der einfachen Abscheidung, sondern einen Vorgang der wirklichen Bildung für die Bestandtheile der Galle in der Leber voraussetzen müssen.
Dies hat bekanntlich in der letzten Zeit an Interesse ge- wonnen durch die Beobachtung von Bernard, dass an die- selben Elemente auch die Eigenschaft der Zuckerproduction gebunden ist, welche in so colossalem Maassstabe dem Blute einen Stoff zuführt, welcher auf die inneren Umsetzungs-Pro- zesse und auf die Wärmebildung den entschiedensten Einfluss hat. Sprechen wir also von Leberthätigkeit, so kann man in
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Sechste Vorlesung.
z. B. den Lungen. Die Eigenthümlichkeit der Gallenabson-
derung hängt aber offenbar ab von den Leberzellen, und nur
so lange als das Blut in nächster Nähe an Leberzellen vorüber-
strömt, besteht die besondere Stoffanziehung, welche die Thä-
tigkeit der Leber charakterisirt.
Enthält das Blut freies Fett, so sehen wir, dass nach eini-
ger Zeit die Leberzellen Fett in kleinen Partikelchen aufneh-
men, und dass, wenn der Zufluss fortgeht, das Fett reichlicher
wird, und sich nach und nach in grösseren Tropfen innerhalb
der Leberzellen abscheidet (Fig. 27, B, b.). Das, was wir beim
Fett in gröberen Formen sehen, müssen wir bei vielen anderen
Substanzen in mehr gelöster Form uns denken. Danach wird
es immer für die Aufnahme wesentlich sein, dass Zellen in
einem ganz bestimmten Zustande vorhanden sind; werden sie
krank, entwickelt sich in ihnen ein Zustand, welcher mit einer
wesentlichen chemischen Veränderung ihres Inhaltes verbunden
ist, z. B. eine Atrophie, welche endlich das Zugrundegehen
der Theile bedingt, dann wird damit auch die Fähigkeit des
Organs, Galle zu bilden, immer mehr beschränkt werden. Wir
können uns keine Leber denken ohne Leberzellen; diese sind,
soviel wir wissen, das eigentlich Wirksame, da selbst in Fäl-
len, wo der Blutzufluss durch Verstopfung der Pfortader inhi-
birt ist, die Leberzellen, wenn auch vielleicht nicht in derselben
Menge, Galle produciren können.
Diese Eigenthümlichkeit ist gerade an der Leber in einer
besonders ausgezeichneten Weise zu bemerken, weil die Stoffe,
welche die Galle constituiren, bekanntlich nicht im Blute prä-
formirt sind, und wir also nicht einen Vorgang der einfachen
Abscheidung, sondern einen Vorgang der wirklichen Bildung
für die Bestandtheile der Galle in der Leber voraussetzen
müssen.
Dies hat bekanntlich in der letzten Zeit an Interesse ge-
wonnen durch die Beobachtung von Bernard, dass an die-
selben Elemente auch die Eigenschaft der Zuckerproduction
gebunden ist, welche in so colossalem Maassstabe dem Blute
einen Stoff zuführt, welcher auf die inneren Umsetzungs-Pro-
zesse und auf die Wärmebildung den entschiedensten Einfluss
hat. Sprechen wir also von Leberthätigkeit, so kann man in
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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/138>, abgerufen am 23.11.2024.
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