einer sehr grossen Menge dicht gedrängter, radiär gestellter Stäbchen, zwischen denen in gewissen Abständen breitere zapfenförmige Körper erscheinen. Betrachtet man die Retina von der hinteren Oberfläche her, d. h. von der Chorioides, so sieht man in regelmässiger Anordnung zwischen diesen Zapfen feine Punkte, die den Enden der Stäbchen entsprechen.
Was nun zwischen dieser Stäbchenschicht und der eigent- lichen Ausbreitung des Sehnerven liegt, das ist wieder ein sehr zusammengesetztes Ding, an welchem man regelmässig eine Reihe von auf einander folgenden Schichten unterscheiden kann. Zunächst nach vorne von der Stäbchenschicht folgt eine verhältnissmässig dicke Lage, welche fast ganz aus groben Körnern zusammengesetzt erscheint, die sogenannte äussere Körnerschicht (Fig. 85, k'.). Dann kommt eine dünnere Lage, die gewöhnlich ein ziemlich amorphes Aussehen hat, die Zwi- schenkörnerlage (Fig. 85, i.). Dann kommen wieder gröbere Körner (die innere Körnerschicht), welche in beiden Schichten den Habitus von Kernen haben (Fig. 85, k.). Darauf folgt nochmals eine feinkörnige Lage von mehr grauer Be- schaffenheit (Fig. 85, n.) und dann erst die ziemlich breite Lage, welche dem Opticus angehört und ihrerseits von einer Membran begrenzt wird, der Membrana limitans (Fig. 85, l.), welche dem Glaskörper dicht anliegt. Innerhalb dieser letz- ten Schicht sieht man, ausser dem Faserverlauf des Opticus, am meisten nach hinten gelegen, eine Reihe von grösseren Zellen, die als Ganglienzellen erscheinen (Fig. 85, g.).
Diese ausserordentlich zusammengesetzte Beschaffenheit einer auf den ersten Blick so einfachen, so zarten Membran, macht es leicht erklärlich, wie ausserordentlich schwierig es ist, das Verhältniss aller ihrer einzelnen Theile mit Sicherheit zu ermitteln. Es war einer der wichtigsten Schritte, der in der Erkenntniss dieses Verhältnisses durch die Entdeckung von Heinrich Müller gemacht wurde, dass man von hinten her, von der Stäbchenschicht bis in die vordersten Lagen hinein eine Reihe von feinen Faserzügen verfolgen könne, radiäre Fasern, auch Müllersche Fasern genannt, welche in sich so- wohl die Körner aufnehmen, als die Zapfen und Stäbchen tra- gen (Fig. 85, B. C.). Dies gibt einen sehr zusammengesetz-
Zwölfte Vorlesung.
einer sehr grossen Menge dicht gedrängter, radiär gestellter Stäbchen, zwischen denen in gewissen Abständen breitere zapfenförmige Körper erscheinen. Betrachtet man die Retina von der hinteren Oberfläche her, d. h. von der Chorioides, so sieht man in regelmässiger Anordnung zwischen diesen Zapfen feine Punkte, die den Enden der Stäbchen entsprechen.
Was nun zwischen dieser Stäbchenschicht und der eigent- lichen Ausbreitung des Sehnerven liegt, das ist wieder ein sehr zusammengesetztes Ding, an welchem man regelmässig eine Reihe von auf einander folgenden Schichten unterscheiden kann. Zunächst nach vorne von der Stäbchenschicht folgt eine verhältnissmässig dicke Lage, welche fast ganz aus groben Körnern zusammengesetzt erscheint, die sogenannte äussere Körnerschicht (Fig. 85, k'.). Dann kommt eine dünnere Lage, die gewöhnlich ein ziemlich amorphes Aussehen hat, die Zwi- schenkörnerlage (Fig. 85, i.). Dann kommen wieder gröbere Körner (die innere Körnerschicht), welche in beiden Schichten den Habitus von Kernen haben (Fig. 85, k.). Darauf folgt nochmals eine feinkörnige Lage von mehr grauer Be- schaffenheit (Fig. 85, n.) und dann erst die ziemlich breite Lage, welche dem Opticus angehört und ihrerseits von einer Membran begrenzt wird, der Membrana limitans (Fig. 85, l.), welche dem Glaskörper dicht anliegt. Innerhalb dieser letz- ten Schicht sieht man, ausser dem Faserverlauf des Opticus, am meisten nach hinten gelegen, eine Reihe von grösseren Zellen, die als Ganglienzellen erscheinen (Fig. 85, g.).
Diese ausserordentlich zusammengesetzte Beschaffenheit einer auf den ersten Blick so einfachen, so zarten Membran, macht es leicht erklärlich, wie ausserordentlich schwierig es ist, das Verhältniss aller ihrer einzelnen Theile mit Sicherheit zu ermitteln. Es war einer der wichtigsten Schritte, der in der Erkenntniss dieses Verhältnisses durch die Entdeckung von Heinrich Müller gemacht wurde, dass man von hinten her, von der Stäbchenschicht bis in die vordersten Lagen hinein eine Reihe von feinen Faserzügen verfolgen könne, radiäre Fasern, auch Müllersche Fasern genannt, welche in sich so- wohl die Körner aufnehmen, als die Zapfen und Stäbchen tra- gen (Fig. 85, B. C.). Dies gibt einen sehr zusammengesetz-
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Zwölfte Vorlesung.
einer sehr grossen Menge dicht gedrängter, radiär gestellter
Stäbchen, zwischen denen in gewissen Abständen breitere
zapfenförmige Körper erscheinen. Betrachtet man die Retina
von der hinteren Oberfläche her, d. h. von der Chorioides, so
sieht man in regelmässiger Anordnung zwischen diesen Zapfen
feine Punkte, die den Enden der Stäbchen entsprechen.
Was nun zwischen dieser Stäbchenschicht und der eigent-
lichen Ausbreitung des Sehnerven liegt, das ist wieder ein
sehr zusammengesetztes Ding, an welchem man regelmässig
eine Reihe von auf einander folgenden Schichten unterscheiden
kann. Zunächst nach vorne von der Stäbchenschicht folgt eine
verhältnissmässig dicke Lage, welche fast ganz aus groben
Körnern zusammengesetzt erscheint, die sogenannte äussere
Körnerschicht (Fig. 85, k'.). Dann kommt eine dünnere Lage,
die gewöhnlich ein ziemlich amorphes Aussehen hat, die Zwi-
schenkörnerlage (Fig. 85, i.). Dann kommen wieder gröbere
Körner (die innere Körnerschicht), welche in beiden Schichten
den Habitus von Kernen haben (Fig. 85, k.). Darauf
folgt nochmals eine feinkörnige Lage von mehr grauer Be-
schaffenheit (Fig. 85, n.) und dann erst die ziemlich breite
Lage, welche dem Opticus angehört und ihrerseits von einer
Membran begrenzt wird, der Membrana limitans (Fig. 85, l.),
welche dem Glaskörper dicht anliegt. Innerhalb dieser letz-
ten Schicht sieht man, ausser dem Faserverlauf des Opticus,
am meisten nach hinten gelegen, eine Reihe von grösseren
Zellen, die als Ganglienzellen erscheinen (Fig. 85, g.).
Diese ausserordentlich zusammengesetzte Beschaffenheit
einer auf den ersten Blick so einfachen, so zarten Membran,
macht es leicht erklärlich, wie ausserordentlich schwierig es
ist, das Verhältniss aller ihrer einzelnen Theile mit Sicherheit
zu ermitteln. Es war einer der wichtigsten Schritte, der in
der Erkenntniss dieses Verhältnisses durch die Entdeckung
von Heinrich Müller gemacht wurde, dass man von hinten
her, von der Stäbchenschicht bis in die vordersten Lagen hinein
eine Reihe von feinen Faserzügen verfolgen könne, radiäre
Fasern, auch Müllersche Fasern genannt, welche in sich so-
wohl die Körner aufnehmen, als die Zapfen und Stäbchen tra-
gen (Fig. 85, B. C.). Dies gibt einen sehr zusammengesetz-
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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/246>, abgerufen am 21.11.2024.
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