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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Stränge des Rückenmarkes.
mente, die zum Theil verfolgt worden sind in austretende Ner-
ven der vorderen Wurzeln, die also motorischen Nerven ihren
Ursprung geben.

Eine analoge, aber weniger deutlich gruppirte Anhäufung
findet sich gegen die hinteren Hörner hin, aber es sind mehr
die kleinen mehrstrahligen Zellen, wie ich sie Ihnen neulich
beschrieben habe, die zusammenhängen mit den Fasern, welche
den hinteren Wurzeln zukommen, die also wahrscheinlich der
sensitiven Function dienen. Ausserdem zeigt sich gewöhnlich
noch eine dritte, bald mehr zusammengeordnete, bald mehr
zerstreute Gruppe von Zellen, welche ihrem ganzen Baue nach
an die bekannten Formen der Ganglienzellen in den sympa-
thischen Theilen erinnern (Fig. 89, C. 90, gs'.) Ihre beson-
dere Stellung innerhalb des Rückenmark-Verlaufes ist allerdings
nicht so klar bezeichnet, wie die der anderen Theile; viel-
leicht sind sie als die Quelle für die sympathischen Wur-
zeln zu betrachten, welche vom Rückenmarke sich zum
Grenzstrang begeben.

Innerhalb der weissen Substanz der Vorder-, Seiten- und
Hinterstränge finden sich die markhaltigen Nervenfasern, welche
im Allgemeinen einen auf- und absteigenden Verlauf nehmen,
so dass wir auf Querschnitten des Rückenmarkes auch fast
nur Querschnitte der Nervenfasern zu Gesicht bekommen. Daher
sieht man unter dem Mikroskope hier gewöhnlich dunkle Punkte, von
denen jeder einer Nervenfaser entspricht. Die ganze Fasermasse der
Rückenmarksstränge ist von innen nach aussen in eine Reihe
von Gruppen oder Segmenten von meist radiärer Anordnung,
gewissermaassen in keilförmige Lappen zerlegt, indem sich
zwischen die einzelnen, auch hier fasciculären Abtheilungen
eine bald kleinere, bald grössere Masse von Bindegewebe mit
Gefässen einschiebt. Letzteres hängt mit der reichlicheren
Bindegewebsmasse der grauen Substanz direct zusammen. Was
nun die Nervenfasern selbst betrifft, so dürfte ein gewisser
Theil von diesen der ganzen Länge des Rückenmarkes nach
fortgehen, aber sicher darf man nicht annehmen, dass sie alle
vom Gehirne herkommen; ein wahrscheinlich beträchtlicher
Theil stammt wohl von den Ganglienzellen des Rückenmarkes
selbst und biegt dann in die vorderen oder hinteren Stränge

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Stränge des Rückenmarkes.
mente, die zum Theil verfolgt worden sind in austretende Ner-
ven der vorderen Wurzeln, die also motorischen Nerven ihren
Ursprung geben.

Eine analoge, aber weniger deutlich gruppirte Anhäufung
findet sich gegen die hinteren Hörner hin, aber es sind mehr
die kleinen mehrstrahligen Zellen, wie ich sie Ihnen neulich
beschrieben habe, die zusammenhängen mit den Fasern, welche
den hinteren Wurzeln zukommen, die also wahrscheinlich der
sensitiven Function dienen. Ausserdem zeigt sich gewöhnlich
noch eine dritte, bald mehr zusammengeordnete, bald mehr
zerstreute Gruppe von Zellen, welche ihrem ganzen Baue nach
an die bekannten Formen der Ganglienzellen in den sympa-
thischen Theilen erinnern (Fig. 89, C. 90, gs'.) Ihre beson-
dere Stellung innerhalb des Rückenmark-Verlaufes ist allerdings
nicht so klar bezeichnet, wie die der anderen Theile; viel-
leicht sind sie als die Quelle für die sympathischen Wur-
zeln zu betrachten, welche vom Rückenmarke sich zum
Grenzstrang begeben.

Innerhalb der weissen Substanz der Vorder-, Seiten- und
Hinterstränge finden sich die markhaltigen Nervenfasern, welche
im Allgemeinen einen auf- und absteigenden Verlauf nehmen,
so dass wir auf Querschnitten des Rückenmarkes auch fast
nur Querschnitte der Nervenfasern zu Gesicht bekommen. Daher
sieht man unter dem Mikroskope hier gewöhnlich dunkle Punkte, von
denen jeder einer Nervenfaser entspricht. Die ganze Fasermasse der
Rückenmarksstränge ist von innen nach aussen in eine Reihe
von Gruppen oder Segmenten von meist radiärer Anordnung,
gewissermaassen in keilförmige Lappen zerlegt, indem sich
zwischen die einzelnen, auch hier fasciculären Abtheilungen
eine bald kleinere, bald grössere Masse von Bindegewebe mit
Gefässen einschiebt. Letzteres hängt mit der reichlicheren
Bindegewebsmasse der grauen Substanz direct zusammen. Was
nun die Nervenfasern selbst betrifft, so dürfte ein gewisser
Theil von diesen der ganzen Länge des Rückenmarkes nach
fortgehen, aber sicher darf man nicht annehmen, dass sie alle
vom Gehirne herkommen; ein wahrscheinlich beträchtlicher
Theil stammt wohl von den Ganglienzellen des Rückenmarkes
selbst und biegt dann in die vorderen oder hinteren Stränge

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[241/0263] Stränge des Rückenmarkes. mente, die zum Theil verfolgt worden sind in austretende Ner- ven der vorderen Wurzeln, die also motorischen Nerven ihren Ursprung geben. Eine analoge, aber weniger deutlich gruppirte Anhäufung findet sich gegen die hinteren Hörner hin, aber es sind mehr die kleinen mehrstrahligen Zellen, wie ich sie Ihnen neulich beschrieben habe, die zusammenhängen mit den Fasern, welche den hinteren Wurzeln zukommen, die also wahrscheinlich der sensitiven Function dienen. Ausserdem zeigt sich gewöhnlich noch eine dritte, bald mehr zusammengeordnete, bald mehr zerstreute Gruppe von Zellen, welche ihrem ganzen Baue nach an die bekannten Formen der Ganglienzellen in den sympa- thischen Theilen erinnern (Fig. 89, C. 90, gs'.) Ihre beson- dere Stellung innerhalb des Rückenmark-Verlaufes ist allerdings nicht so klar bezeichnet, wie die der anderen Theile; viel- leicht sind sie als die Quelle für die sympathischen Wur- zeln zu betrachten, welche vom Rückenmarke sich zum Grenzstrang begeben. Innerhalb der weissen Substanz der Vorder-, Seiten- und Hinterstränge finden sich die markhaltigen Nervenfasern, welche im Allgemeinen einen auf- und absteigenden Verlauf nehmen, so dass wir auf Querschnitten des Rückenmarkes auch fast nur Querschnitte der Nervenfasern zu Gesicht bekommen. Daher sieht man unter dem Mikroskope hier gewöhnlich dunkle Punkte, von denen jeder einer Nervenfaser entspricht. Die ganze Fasermasse der Rückenmarksstränge ist von innen nach aussen in eine Reihe von Gruppen oder Segmenten von meist radiärer Anordnung, gewissermaassen in keilförmige Lappen zerlegt, indem sich zwischen die einzelnen, auch hier fasciculären Abtheilungen eine bald kleinere, bald grössere Masse von Bindegewebe mit Gefässen einschiebt. Letzteres hängt mit der reichlicheren Bindegewebsmasse der grauen Substanz direct zusammen. Was nun die Nervenfasern selbst betrifft, so dürfte ein gewisser Theil von diesen der ganzen Länge des Rückenmarkes nach fortgehen, aber sicher darf man nicht annehmen, dass sie alle vom Gehirne herkommen; ein wahrscheinlich beträchtlicher Theil stammt wohl von den Ganglienzellen des Rückenmarkes selbst und biegt dann in die vorderen oder hinteren Stränge 16

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/263>, abgerufen am 24.11.2024.