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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Zellen-Neubildung.
Theile der Zellen beschränkt. Aber gerade für die Muskeln
ist es sehr wichtig, dass genau dieselbe Beschränkung bei der
ersten embryonalen Bildung, im Laufe des ersten Wachsthums
der Muskelprimitivbündel stattfindet. Denn dies ist der Mo-
dus, wie der Muskel ursprünglich wächst. Wenn man einen
wachsenden Muskel verfolgt, so sieht man dieselbe Theilung
der Kerne; nachdem Gruppen und Reihen von Kernen in ihm
entstanden sind, so schieben sich diese beim Wachsen durch
immer reichlichere Zwischenmasse allmählig auseinander. Ob-
wohl nun ein Längenwachsthum an dem pathologisch gereizten
Muskel bis jetzt nicht mit Sicherheit demonstrirt ist, ich sage
demonstrirt ist, weil in der That die Wahrscheinlichkeit vor-
liegt, dass etwas der Art noch constatirt werden kann, so
müssen wir doch die vollkommene Analogie der krankhaften
Reizungsvorgänge mit den natürlichen Wachsthumsvorgängen
als eine sichere Thatsache festhalten. Denn der bildende Akt
des wirklichen Wachsthums beginnt mit einer Vermehrung der
Centren, insofern, wie schon vor langer Zeit John Goodsir
gezeigt hat, die Kerne als die Centralorgane der Zellen be-
trachtet werden müssen.

Wenn Sie nun, meine Herren, einen Schritt weitergehen
in diesen Vorgängen, so kommen wir an die Neubildung
der Zellen selbst
. Nachdem die Wucherung der Kerne
stattgefunden hat, so kann allerdings, wie wir gesehen haben,
die Zelle als zusammenhängendes Gebilde sich noch erhalten,
allein die Regel ist doch, dass schon nach der ersten Kern-
theilung die Zellen selbst der Theilung verfallen und dass
nach einiger Zeit zwei, dicht nebeneinander liegende, durch
eine mehr oder weniger gerade Scheidewand getrennte, je mit
einem besonderen Kern versehene Zellen gefunden werden
(Fig. 6, b, b.). Das ist der natürliche regelmässige Modus
der wirklichen Vermehrung der Elemente. Alsdann können
die beiden Zellen auseinander rücken, wenn es ein Gewebe
ist, welches Intercellularsubstanz besitzt (Fig. 6, c, d.), oder
dicht aneinander liegen bleiben, wenn es sich um ein einfach
aus Zellen bestehendes Gewebe handelt (Fig. 27, C.). Diese
Reihe von Vorgängen, welche bei weiterem Verlaufe zu einer
immer fortgehenden Theilung der Zellen und zu dem Entstehen

Zellen-Neubildung.
Theile der Zellen beschränkt. Aber gerade für die Muskeln
ist es sehr wichtig, dass genau dieselbe Beschränkung bei der
ersten embryonalen Bildung, im Laufe des ersten Wachsthums
der Muskelprimitivbündel stattfindet. Denn dies ist der Mo-
dus, wie der Muskel ursprünglich wächst. Wenn man einen
wachsenden Muskel verfolgt, so sieht man dieselbe Theilung
der Kerne; nachdem Gruppen und Reihen von Kernen in ihm
entstanden sind, so schieben sich diese beim Wachsen durch
immer reichlichere Zwischenmasse allmählig auseinander. Ob-
wohl nun ein Längenwachsthum an dem pathologisch gereizten
Muskel bis jetzt nicht mit Sicherheit demonstrirt ist, ich sage
demonstrirt ist, weil in der That die Wahrscheinlichkeit vor-
liegt, dass etwas der Art noch constatirt werden kann, so
müssen wir doch die vollkommene Analogie der krankhaften
Reizungsvorgänge mit den natürlichen Wachsthumsvorgängen
als eine sichere Thatsache festhalten. Denn der bildende Akt
des wirklichen Wachsthums beginnt mit einer Vermehrung der
Centren, insofern, wie schon vor langer Zeit John Goodsir
gezeigt hat, die Kerne als die Centralorgane der Zellen be-
trachtet werden müssen.

Wenn Sie nun, meine Herren, einen Schritt weitergehen
in diesen Vorgängen, so kommen wir an die Neubildung
der Zellen selbst
. Nachdem die Wucherung der Kerne
stattgefunden hat, so kann allerdings, wie wir gesehen haben,
die Zelle als zusammenhängendes Gebilde sich noch erhalten,
allein die Regel ist doch, dass schon nach der ersten Kern-
theilung die Zellen selbst der Theilung verfallen und dass
nach einiger Zeit zwei, dicht nebeneinander liegende, durch
eine mehr oder weniger gerade Scheidewand getrennte, je mit
einem besonderen Kern versehene Zellen gefunden werden
(Fig. 6, b, b.). Das ist der natürliche regelmässige Modus
der wirklichen Vermehrung der Elemente. Alsdann können
die beiden Zellen auseinander rücken, wenn es ein Gewebe
ist, welches Intercellularsubstanz besitzt (Fig. 6, c, d.), oder
dicht aneinander liegen bleiben, wenn es sich um ein einfach
aus Zellen bestehendes Gewebe handelt (Fig. 27, C.). Diese
Reihe von Vorgängen, welche bei weiterem Verlaufe zu einer
immer fortgehenden Theilung der Zellen und zu dem Entstehen

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[279/0301] Zellen-Neubildung. Theile der Zellen beschränkt. Aber gerade für die Muskeln ist es sehr wichtig, dass genau dieselbe Beschränkung bei der ersten embryonalen Bildung, im Laufe des ersten Wachsthums der Muskelprimitivbündel stattfindet. Denn dies ist der Mo- dus, wie der Muskel ursprünglich wächst. Wenn man einen wachsenden Muskel verfolgt, so sieht man dieselbe Theilung der Kerne; nachdem Gruppen und Reihen von Kernen in ihm entstanden sind, so schieben sich diese beim Wachsen durch immer reichlichere Zwischenmasse allmählig auseinander. Ob- wohl nun ein Längenwachsthum an dem pathologisch gereizten Muskel bis jetzt nicht mit Sicherheit demonstrirt ist, ich sage demonstrirt ist, weil in der That die Wahrscheinlichkeit vor- liegt, dass etwas der Art noch constatirt werden kann, so müssen wir doch die vollkommene Analogie der krankhaften Reizungsvorgänge mit den natürlichen Wachsthumsvorgängen als eine sichere Thatsache festhalten. Denn der bildende Akt des wirklichen Wachsthums beginnt mit einer Vermehrung der Centren, insofern, wie schon vor langer Zeit John Goodsir gezeigt hat, die Kerne als die Centralorgane der Zellen be- trachtet werden müssen. Wenn Sie nun, meine Herren, einen Schritt weitergehen in diesen Vorgängen, so kommen wir an die Neubildung der Zellen selbst. Nachdem die Wucherung der Kerne stattgefunden hat, so kann allerdings, wie wir gesehen haben, die Zelle als zusammenhängendes Gebilde sich noch erhalten, allein die Regel ist doch, dass schon nach der ersten Kern- theilung die Zellen selbst der Theilung verfallen und dass nach einiger Zeit zwei, dicht nebeneinander liegende, durch eine mehr oder weniger gerade Scheidewand getrennte, je mit einem besonderen Kern versehene Zellen gefunden werden (Fig. 6, b, b.). Das ist der natürliche regelmässige Modus der wirklichen Vermehrung der Elemente. Alsdann können die beiden Zellen auseinander rücken, wenn es ein Gewebe ist, welches Intercellularsubstanz besitzt (Fig. 6, c, d.), oder dicht aneinander liegen bleiben, wenn es sich um ein einfach aus Zellen bestehendes Gewebe handelt (Fig. 27, C.). Diese Reihe von Vorgängen, welche bei weiterem Verlaufe zu einer immer fortgehenden Theilung der Zellen und zu dem Entstehen

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/301>, abgerufen am 24.11.2024.