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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Vierzehnte Vorlesung.
[Abbildung] Fig. 106.
grosser Zellengruppen aus einfachen Elementen führt (Fig. 9, 22),
erscheint im erwachsenen Körper ebenso unzweifelhaft als das
Resultat einer directen Reizung der Gewebe, wie die vorher
besprochene. Wenn wir z. B. den Fall, welchen wir vorher
betrachtet hatten, dass man einen einfachen mechanischen Reiz
durch das Einziehen eines Fadens in die Theile hervorbringt,
etwas weiter verfolgen, so sehen wir in der Regel, dass die
Schwellung sich nicht einfach beschränkt auf die Vergrösserung
der bestehenden Elemente, sondern dass Theilungen und Ver-
mehrungen derselben stattfinden. Im Umfang eines Fadens,
welchen wir durch die Haut ziehen, zeigt sich gewöhnlich
schon am zweiten Tage eine Reihe von jungen Elementen.
Dieselbe Veränderung können Sie durch einen chemischen Reiz
hervorbringen. Wenn Sie z. B. ein Kauter an die Oberfläche
eines Theiles appliciren, so ist das Nächste, dass die Zellen
anschwellen, und dass dann bei regelmässigem Prozessse die
Elemente sich theilen und die Zellen in eine mehr oder weni-
ger reichliche Wucherung eintreten. Auch hier handelt es sich
immer um Akte, welche durchaus gar keine Verschiedenheit
in dem Modus des eigentlichen Geschehens erkennen lassen,
mag der Theil nervenhaltig oder nervenlos sein, Gefässe führen
oder nicht.

Demnach können wir also nicht sagen, dass irgend etwas
von diesen Vorgängen mit Nothwendigkeit gebunden erschiene
an den Nerven- und Gefässeinfluss, sondern im Gegentheil,
wir werden hier überall auf die Theile selbst gewiesen. Die
Beziehung der Gefässe ist durchaus nicht in dem Sinne zu
deuten, wie man dies gewöhnlich thut; die Aufnahme des Ma-
terials in das Innere der Elemente ist unzweifelhaft ein Akt
der Elemente selbst, denn wir haben bis jetzt gar keinen Mo-

[Abbildung] Fig. 106.

Zellen aus der mittleren Substanz des Intervertebralknor-
pels eines Erwachsenen. Intracapsuläre Zellenvermehrung. Vergr. 300.

Vierzehnte Vorlesung.
[Abbildung] Fig. 106.
grosser Zellengruppen aus einfachen Elementen führt (Fig. 9, 22),
erscheint im erwachsenen Körper ebenso unzweifelhaft als das
Resultat einer directen Reizung der Gewebe, wie die vorher
besprochene. Wenn wir z. B. den Fall, welchen wir vorher
betrachtet hatten, dass man einen einfachen mechanischen Reiz
durch das Einziehen eines Fadens in die Theile hervorbringt,
etwas weiter verfolgen, so sehen wir in der Regel, dass die
Schwellung sich nicht einfach beschränkt auf die Vergrösserung
der bestehenden Elemente, sondern dass Theilungen und Ver-
mehrungen derselben stattfinden. Im Umfang eines Fadens,
welchen wir durch die Haut ziehen, zeigt sich gewöhnlich
schon am zweiten Tage eine Reihe von jungen Elementen.
Dieselbe Veränderung können Sie durch einen chemischen Reiz
hervorbringen. Wenn Sie z. B. ein Kauter an die Oberfläche
eines Theiles appliciren, so ist das Nächste, dass die Zellen
anschwellen, und dass dann bei regelmässigem Prozessse die
Elemente sich theilen und die Zellen in eine mehr oder weni-
ger reichliche Wucherung eintreten. Auch hier handelt es sich
immer um Akte, welche durchaus gar keine Verschiedenheit
in dem Modus des eigentlichen Geschehens erkennen lassen,
mag der Theil nervenhaltig oder nervenlos sein, Gefässe führen
oder nicht.

Demnach können wir also nicht sagen, dass irgend etwas
von diesen Vorgängen mit Nothwendigkeit gebunden erschiene
an den Nerven- und Gefässeinfluss, sondern im Gegentheil,
wir werden hier überall auf die Theile selbst gewiesen. Die
Beziehung der Gefässe ist durchaus nicht in dem Sinne zu
deuten, wie man dies gewöhnlich thut; die Aufnahme des Ma-
terials in das Innere der Elemente ist unzweifelhaft ein Akt
der Elemente selbst, denn wir haben bis jetzt gar keinen Mo-

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Zellen aus der mittleren Substanz des Intervertebralknor-
pels eines Erwachsenen. Intracapsuläre Zellenvermehrung. Vergr. 300.

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[280/0302] Vierzehnte Vorlesung. [Abbildung Fig. 106.] grosser Zellengruppen aus einfachen Elementen führt (Fig. 9, 22), erscheint im erwachsenen Körper ebenso unzweifelhaft als das Resultat einer directen Reizung der Gewebe, wie die vorher besprochene. Wenn wir z. B. den Fall, welchen wir vorher betrachtet hatten, dass man einen einfachen mechanischen Reiz durch das Einziehen eines Fadens in die Theile hervorbringt, etwas weiter verfolgen, so sehen wir in der Regel, dass die Schwellung sich nicht einfach beschränkt auf die Vergrösserung der bestehenden Elemente, sondern dass Theilungen und Ver- mehrungen derselben stattfinden. Im Umfang eines Fadens, welchen wir durch die Haut ziehen, zeigt sich gewöhnlich schon am zweiten Tage eine Reihe von jungen Elementen. Dieselbe Veränderung können Sie durch einen chemischen Reiz hervorbringen. Wenn Sie z. B. ein Kauter an die Oberfläche eines Theiles appliciren, so ist das Nächste, dass die Zellen anschwellen, und dass dann bei regelmässigem Prozessse die Elemente sich theilen und die Zellen in eine mehr oder weni- ger reichliche Wucherung eintreten. Auch hier handelt es sich immer um Akte, welche durchaus gar keine Verschiedenheit in dem Modus des eigentlichen Geschehens erkennen lassen, mag der Theil nervenhaltig oder nervenlos sein, Gefässe führen oder nicht. Demnach können wir also nicht sagen, dass irgend etwas von diesen Vorgängen mit Nothwendigkeit gebunden erschiene an den Nerven- und Gefässeinfluss, sondern im Gegentheil, wir werden hier überall auf die Theile selbst gewiesen. Die Beziehung der Gefässe ist durchaus nicht in dem Sinne zu deuten, wie man dies gewöhnlich thut; die Aufnahme des Ma- terials in das Innere der Elemente ist unzweifelhaft ein Akt der Elemente selbst, denn wir haben bis jetzt gar keinen Mo- [Abbildung Fig. 106. Zellen aus der mittleren Substanz des Intervertebralknor- pels eines Erwachsenen. Intracapsuläre Zellenvermehrung. Vergr. 300.]

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/302>, abgerufen am 24.11.2024.