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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Fünfzehnte Vorlesung.
betrachtet, feine Strichelchen erkennen lässt; von oben her,
von der Oberfläche aus gesehen, erscheint die Zelle sechseckig
und mit vielen kleinen Punkten wie getüpfelt. (Vgl. das Epi-
thel der Gallenblase Fig. 14. sowie Fig 109, A.) Kölliker
hat die Vermuthung aufgestellt, dass diese feinen Striche und
Punkte kleinen Porenkanälchen entsprechen und dass die Re-
sorption so vor sich ginge, dass die kleinen Partikelchen des
Fettes durch diese kleinen Poren an der Oberfläche der Epi-
thelzellen aufgenommen würden. Der Gegenstand liegt so sehr
an der Grenze unserer optischen Apparate, dass es bis jetzt
nicht möglich gewesen ist, eine vollkommene Klarheit darüber
zu gewinnen, ob die Striche wirklich feinen Kanälen ent-
sprechen, oder ob es sich vielmehr, wie Brücke annimmt, um
eine Zusammensetzung des ganzen oberen Saumes aus Stäb-
chen oder Säulchen handelt, ähnlich Flimmerhaaren. Ich muss
bekennen, dass ich durch meine Untersuchungen auch mehr zu
letzterer Ansicht disponirt bin, zumal da an denselben Orten
die vergleichende Histologie wirkliches Flimmerepithel als
Aequivalent nachweist. Jedenfalls ist soviel sicher, dass einige
[Abbildung] Fig. 109.
[Abbildung] Fig. 109.

Darmzotten und Fettresorption. A Normale Darmzotten
des Menschen aus dem Jejunum, bei a das zum Theil noch ansitzende
Cylinderepithel mit dem feinen Saum und Kernen; c das centrale Chy-
lusgefäss, v, v Blutgefässe; im übrigen Parenchym die Kerne des Binde-
gewebes und der Muskeln. -- B Zotten im Zustande der Contraction vom
Hund. -- C Menschliche Darmzotte während der Chylus-Resorption, D bei
Chylus-Retention: an der Spitze ein grosser, aus einer krystallinischen
Hülle austretender Fettropfen. Vergr. 280.

Fünfzehnte Vorlesung.
betrachtet, feine Strichelchen erkennen lässt; von oben her,
von der Oberfläche aus gesehen, erscheint die Zelle sechseckig
und mit vielen kleinen Punkten wie getüpfelt. (Vgl. das Epi-
thel der Gallenblase Fig. 14. sowie Fig 109, A.) Kölliker
hat die Vermuthung aufgestellt, dass diese feinen Striche und
Punkte kleinen Porenkanälchen entsprechen und dass die Re-
sorption so vor sich ginge, dass die kleinen Partikelchen des
Fettes durch diese kleinen Poren an der Oberfläche der Epi-
thelzellen aufgenommen würden. Der Gegenstand liegt so sehr
an der Grenze unserer optischen Apparate, dass es bis jetzt
nicht möglich gewesen ist, eine vollkommene Klarheit darüber
zu gewinnen, ob die Striche wirklich feinen Kanälen ent-
sprechen, oder ob es sich vielmehr, wie Brücke annimmt, um
eine Zusammensetzung des ganzen oberen Saumes aus Stäb-
chen oder Säulchen handelt, ähnlich Flimmerhaaren. Ich muss
bekennen, dass ich durch meine Untersuchungen auch mehr zu
letzterer Ansicht disponirt bin, zumal da an denselben Orten
die vergleichende Histologie wirkliches Flimmerepithel als
Aequivalent nachweist. Jedenfalls ist soviel sicher, dass einige
[Abbildung] Fig. 109.
[Abbildung] Fig. 109.

Darmzotten und Fettresorption. A Normale Darmzotten
des Menschen aus dem Jejunum, bei a das zum Theil noch ansitzende
Cylinderepithel mit dem feinen Saum und Kernen; c das centrale Chy-
lusgefäss, v, v Blutgefässe; im übrigen Parenchym die Kerne des Binde-
gewebes und der Muskeln. — B Zotten im Zustande der Contraction vom
Hund. — C Menschliche Darmzotte während der Chylus-Resorption, D bei
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Hülle austretender Fettropfen. Vergr. 280.

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[294/0316] Fünfzehnte Vorlesung. betrachtet, feine Strichelchen erkennen lässt; von oben her, von der Oberfläche aus gesehen, erscheint die Zelle sechseckig und mit vielen kleinen Punkten wie getüpfelt. (Vgl. das Epi- thel der Gallenblase Fig. 14. sowie Fig 109, A.) Kölliker hat die Vermuthung aufgestellt, dass diese feinen Striche und Punkte kleinen Porenkanälchen entsprechen und dass die Re- sorption so vor sich ginge, dass die kleinen Partikelchen des Fettes durch diese kleinen Poren an der Oberfläche der Epi- thelzellen aufgenommen würden. Der Gegenstand liegt so sehr an der Grenze unserer optischen Apparate, dass es bis jetzt nicht möglich gewesen ist, eine vollkommene Klarheit darüber zu gewinnen, ob die Striche wirklich feinen Kanälen ent- sprechen, oder ob es sich vielmehr, wie Brücke annimmt, um eine Zusammensetzung des ganzen oberen Saumes aus Stäb- chen oder Säulchen handelt, ähnlich Flimmerhaaren. Ich muss bekennen, dass ich durch meine Untersuchungen auch mehr zu letzterer Ansicht disponirt bin, zumal da an denselben Orten die vergleichende Histologie wirkliches Flimmerepithel als Aequivalent nachweist. Jedenfalls ist soviel sicher, dass einige [Abbildung Fig. 109.] [Abbildung Fig. 109. Darmzotten und Fettresorption. A Normale Darmzotten des Menschen aus dem Jejunum, bei a das zum Theil noch ansitzende Cylinderepithel mit dem feinen Saum und Kernen; c das centrale Chy- lusgefäss, v, v Blutgefässe; im übrigen Parenchym die Kerne des Binde- gewebes und der Muskeln. — B Zotten im Zustande der Contraction vom Hund. — C Menschliche Darmzotte während der Chylus-Resorption, D bei Chylus-Retention: an der Spitze ein grosser, aus einer krystallinischen Hülle austretender Fettropfen. Vergr. 280.]

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/316>, abgerufen am 24.11.2024.