Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Nagel.
auch seinerseits eine bestimmte Masse von Gewebs-Partikeln,
die als Aequivalente einer Epidermis-Lage zu betrachten ist,
Macht man einen Durchschnitt durch die Mitte eines Nagels,
so kommt man zu äusserst auf die von hinten gewachsene
Nagelschicht, dann auf die Substanz, welche von dem Nagel-
bett abgesondert ist, dann auf das Rete Malpighii, und end-
lich auf die Leisten, auf welchen der Nagel ruht.

Demnach liegt der Nagel bis zu einem gewissen Maasse
locker, und er kann sich daher leicht vorwärts bewegen, in-
dem er auf einer beweglichen Unterlage liegt; gehalten wird
er durch die Leisten, womit das Nagelbett besetzt ist. Wenn
man quer durch den Nagel einen Durchschnitt macht, so zeigt
sich, dass. wie schon erwähnt, im Grunde dasselbe Bild her-
auskommt, welches die Haut darbietet, nur dass jedesmal einer
einzelnen Papille eine lange Leiste entspricht; der untere Theil

[Abbildung] Fig. 17.
des Nagels hat entsprechend diesen
Leisten leichte Ausbuchtungen, so dass
er, indem er über die Leisten fortglei-
tet, seitliche Bewegungen nur inner-
halb gewisser Grenzen machen kann.
Auf diese Weise bewegt sich das von
hinten wachsende Nagelblatt über ein
Polster von lockerer Epidermis-Masse,
(Fig. 17a.) in Rinnen, welche durch
Leisten und Falten des Nagelbettes
gegeben sind. Der obere Theil des
Nagels, frisch untersucht, besteht aus
einer so dichten Masse von Substanz,
dass man einzelne Zellen daran kaum
zu unterscheiden im Stande ist, und
dass man an gewissen Punkten ein
[Abbildung] Fig. 17.

Schematische Darstellung des Längsdurchschnittes vom
Nagel. a das normale Verhältniss: leicht gekrümmtes, horizontales Na-
gelblatt, in seinem Falze steckend und durch ein schwaches Polster von
dem Nagelbette getrennt. b stärker gekrümmtes und etwas dickeres
Nagelblatt mit stark verdicktem Polster und stärker gewölbtem Nagel-
bette, der Falz kürzer und weiter. c Onychogryphosis: das kurze und
dicke Nagelblatt steil aufgerichtet, der Falz kurz und weit, das Nagel-
bett auf der Fläche eingebogen, das Polster sehr dick und aus über ein-
ander geschichteten Lagen von lockeren Zellen bestehend.

3

Der Nagel.
auch seinerseits eine bestimmte Masse von Gewebs-Partikeln,
die als Aequivalente einer Epidermis-Lage zu betrachten ist,
Macht man einen Durchschnitt durch die Mitte eines Nagels,
so kommt man zu äusserst auf die von hinten gewachsene
Nagelschicht, dann auf die Substanz, welche von dem Nagel-
bett abgesondert ist, dann auf das Rete Malpighii, und end-
lich auf die Leisten, auf welchen der Nagel ruht.

Demnach liegt der Nagel bis zu einem gewissen Maasse
locker, und er kann sich daher leicht vorwärts bewegen, in-
dem er auf einer beweglichen Unterlage liegt; gehalten wird
er durch die Leisten, womit das Nagelbett besetzt ist. Wenn
man quer durch den Nagel einen Durchschnitt macht, so zeigt
sich, dass. wie schon erwähnt, im Grunde dasselbe Bild her-
auskommt, welches die Haut darbietet, nur dass jedesmal einer
einzelnen Papille eine lange Leiste entspricht; der untere Theil

[Abbildung] Fig. 17.
des Nagels hat entsprechend diesen
Leisten leichte Ausbuchtungen, so dass
er, indem er über die Leisten fortglei-
tet, seitliche Bewegungen nur inner-
halb gewisser Grenzen machen kann.
Auf diese Weise bewegt sich das von
hinten wachsende Nagelblatt über ein
Polster von lockerer Epidermis-Masse,
(Fig. 17a.) in Rinnen, welche durch
Leisten und Falten des Nagelbettes
gegeben sind. Der obere Theil des
Nagels, frisch untersucht, besteht aus
einer so dichten Masse von Substanz,
dass man einzelne Zellen daran kaum
zu unterscheiden im Stande ist, und
dass man an gewissen Punkten ein
[Abbildung] Fig. 17.

Schematische Darstellung des Längsdurchschnittes vom
Nagel. a das normale Verhältniss: leicht gekrümmtes, horizontales Na-
gelblatt, in seinem Falze steckend und durch ein schwaches Polster von
dem Nagelbette getrennt. b stärker gekrümmtes und etwas dickeres
Nagelblatt mit stark verdicktem Polster und stärker gewölbtem Nagel-
bette, der Falz kürzer und weiter. c Onychogryphosis: das kurze und
dicke Nagelblatt steil aufgerichtet, der Falz kurz und weit, das Nagel-
bett auf der Fläche eingebogen, das Polster sehr dick und aus über ein-
ander geschichteten Lagen von lockeren Zellen bestehend.

3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0055" n="33"/><fw place="top" type="header">Der Nagel.</fw><lb/>
auch seinerseits eine bestimmte Masse von Gewebs-Partikeln,<lb/>
die als Aequivalente einer Epidermis-Lage zu betrachten ist,<lb/>
Macht man einen Durchschnitt durch die Mitte eines Nagels,<lb/>
so kommt man zu äusserst auf die von hinten gewachsene<lb/>
Nagelschicht, dann auf die Substanz, welche von dem Nagel-<lb/>
bett abgesondert ist, dann auf das Rete Malpighii, und end-<lb/>
lich auf die Leisten, auf welchen der Nagel ruht.</p><lb/>
        <p>Demnach liegt der Nagel bis zu einem gewissen Maasse<lb/>
locker, und er kann sich daher leicht vorwärts bewegen, in-<lb/>
dem er auf einer beweglichen Unterlage liegt; gehalten wird<lb/>
er durch die Leisten, womit das Nagelbett besetzt ist. Wenn<lb/>
man quer durch den Nagel einen Durchschnitt macht, so zeigt<lb/>
sich, dass. wie schon erwähnt, im Grunde dasselbe Bild her-<lb/>
auskommt, welches die Haut darbietet, nur dass jedesmal einer<lb/>
einzelnen Papille eine lange Leiste entspricht; der untere Theil<lb/><figure><head>Fig. 17.</head></figure><lb/>
des Nagels hat entsprechend diesen<lb/>
Leisten leichte Ausbuchtungen, so dass<lb/>
er, indem er über die Leisten fortglei-<lb/>
tet, seitliche Bewegungen nur inner-<lb/>
halb gewisser Grenzen machen kann.<lb/>
Auf diese Weise bewegt sich das von<lb/>
hinten wachsende Nagelblatt über ein<lb/><hi rendition="#g">Polster</hi> von lockerer Epidermis-Masse,<lb/>
(Fig. 17<hi rendition="#i">a</hi>.) in Rinnen, welche durch<lb/>
Leisten und Falten des Nagelbettes<lb/>
gegeben sind. Der obere Theil des<lb/>
Nagels, frisch untersucht, besteht aus<lb/>
einer so dichten Masse von Substanz,<lb/>
dass man einzelne Zellen daran kaum<lb/>
zu unterscheiden im Stande ist, und<lb/>
dass man an gewissen Punkten ein<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 17. </head><p>Schematische Darstellung des Längsdurchschnittes vom<lb/>
Nagel. <hi rendition="#i">a</hi> das normale Verhältniss: leicht gekrümmtes, horizontales Na-<lb/>
gelblatt, in seinem Falze steckend und durch ein schwaches Polster von<lb/>
dem Nagelbette getrennt. <hi rendition="#i">b</hi> stärker gekrümmtes und etwas dickeres<lb/>
Nagelblatt mit stark verdicktem Polster und stärker gewölbtem Nagel-<lb/>
bette, der Falz kürzer und weiter. <hi rendition="#i">c</hi> Onychogryphosis: das kurze und<lb/>
dicke Nagelblatt steil aufgerichtet, der Falz kurz und weit, das Nagel-<lb/>
bett auf der Fläche eingebogen, das Polster sehr dick und aus über ein-<lb/>
ander geschichteten Lagen von lockeren Zellen bestehend.</p></figure><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">3</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0055] Der Nagel. auch seinerseits eine bestimmte Masse von Gewebs-Partikeln, die als Aequivalente einer Epidermis-Lage zu betrachten ist, Macht man einen Durchschnitt durch die Mitte eines Nagels, so kommt man zu äusserst auf die von hinten gewachsene Nagelschicht, dann auf die Substanz, welche von dem Nagel- bett abgesondert ist, dann auf das Rete Malpighii, und end- lich auf die Leisten, auf welchen der Nagel ruht. Demnach liegt der Nagel bis zu einem gewissen Maasse locker, und er kann sich daher leicht vorwärts bewegen, in- dem er auf einer beweglichen Unterlage liegt; gehalten wird er durch die Leisten, womit das Nagelbett besetzt ist. Wenn man quer durch den Nagel einen Durchschnitt macht, so zeigt sich, dass. wie schon erwähnt, im Grunde dasselbe Bild her- auskommt, welches die Haut darbietet, nur dass jedesmal einer einzelnen Papille eine lange Leiste entspricht; der untere Theil [Abbildung Fig. 17.] des Nagels hat entsprechend diesen Leisten leichte Ausbuchtungen, so dass er, indem er über die Leisten fortglei- tet, seitliche Bewegungen nur inner- halb gewisser Grenzen machen kann. Auf diese Weise bewegt sich das von hinten wachsende Nagelblatt über ein Polster von lockerer Epidermis-Masse, (Fig. 17a.) in Rinnen, welche durch Leisten und Falten des Nagelbettes gegeben sind. Der obere Theil des Nagels, frisch untersucht, besteht aus einer so dichten Masse von Substanz, dass man einzelne Zellen daran kaum zu unterscheiden im Stande ist, und dass man an gewissen Punkten ein [Abbildung Fig. 17. Schematische Darstellung des Längsdurchschnittes vom Nagel. a das normale Verhältniss: leicht gekrümmtes, horizontales Na- gelblatt, in seinem Falze steckend und durch ein schwaches Polster von dem Nagelbette getrennt. b stärker gekrümmtes und etwas dickeres Nagelblatt mit stark verdicktem Polster und stärker gewölbtem Nagel- bette, der Falz kürzer und weiter. c Onychogryphosis: das kurze und dicke Nagelblatt steil aufgerichtet, der Falz kurz und weit, das Nagel- bett auf der Fläche eingebogen, das Polster sehr dick und aus über ein- ander geschichteten Lagen von lockeren Zellen bestehend.] 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/55
Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/55>, abgerufen am 18.12.2024.