wird diese fortwährend; da sie aber durch die Besinnung bejaht wird als dem3 häßlichen Subjecte selbst inwohnend, so trifft die Negation die Idee nur als solche, welche sich die Miene gibt, sich vom Bilde loszureißen und in das Unendliche zu entfernen, d. h. als Idee in der Form der Erhabenheit. Der Sinn ist also, die Negation im Erhabenen, d. h. die Entfremdung der Idee als einer über die Grenze übergreifenden und daher von außen kommenden zu negiren und vielmehr geltend zu machen, daß das Bild trotz seiner allen Brechungen des Zufalls hingegebenen Einzelheit völlig im Besitze der Idee ist. Solger.
1. Die Besinnung muß erscheinen. Dieses Erscheinen muß irgend eine auf die sinnliche Oberfläche der angeschauten Persönlichkeit tretende Form seyn. Da hier vorerst noch ungewiß ist, wie streng der Satz zu nehmen sey, daß die Besinnung vom Zuschauer in das angeschaute Subject übergehen muß, so halte man zunächst nur fest: eine Möglichkeit, zur Besinnung zurückzukehren, muß man diesem mitten in der Verkehrung ansehen, eine Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, eine Flüssigkeit des Gemüths. Falstaff muß mitten in seinen Schlechtigkeiten in jedem Zuge die Laune zeigen, sich in jedem Augenblick durch ein Hineinsehen in sich zu absolviren. So lange dies nicht entbunden ist, ist die Besinnung als wirkliche erst im Zuschauer. Ist dieser in dem ästhetischen Acte selbst als Person betheiligt, so muß diese Freiheit des Gemüths unbedingt an ihm erscheinen, wie an Falstaff immer, wenn er über seine Kameraden Witze macht. Ist aber der Zuschauer außer dem ästhetischen Acte, so ist die Sache schwieriger. Dann entsteht insbesondere die Frage, ob der blose Witz über ein seiner Häßlichkeit noch nicht bewußtes Subject auch ästhetisch sey. Hierüber muß in der Lehre vom Witze die Rede seyn; vor der Hand aber erwäge man wenigstens, daß auch bei einem blos gelesenen oder gehörten Witzwort die Phantasie sich den Gegenstand des Witzes vermöge ihrer schlechtweg veranschaulichenden Natur innerlich immer vorstellen wird, und zwar als einen besinnungsfähigen, elastischen. J. Paul (Vorsch. d. Aesth. Th. 1, §. 28) fordert eine anschauliche Handlung zu allem Komischen. Ruge bestreitet dies (a. a. O. S. 119): "die sinnliche Anschaulichkeit ist nicht nöthig: man kann in sich selbst über sich selbst, indem man seine Gedankenthätigkeit als die Verwirrung des Geistes anschaut, lachen." Dies geht aber aus allem Aesthetischen heraus. In diesem rein innerlichen Acte muß, wenn er ästhetisch seyn soll, auch dies vor sich gehen, daß ich mich als den Irrenden innerlich
wird dieſe fortwährend; da ſie aber durch die Beſinnung bejaht wird als dem3 häßlichen Subjecte ſelbſt inwohnend, ſo trifft die Negation die Idee nur als ſolche, welche ſich die Miene gibt, ſich vom Bilde loszureißen und in das Unendliche zu entfernen, d. h. als Idee in der Form der Erhabenheit. Der Sinn iſt alſo, die Negation im Erhabenen, d. h. die Entfremdung der Idee als einer über die Grenze übergreifenden und daher von außen kommenden zu negiren und vielmehr geltend zu machen, daß das Bild trotz ſeiner allen Brechungen des Zufalls hingegebenen Einzelheit völlig im Beſitze der Idee iſt. Solger.
1. Die Beſinnung muß erſcheinen. Dieſes Erſcheinen muß irgend eine auf die ſinnliche Oberfläche der angeſchauten Perſönlichkeit tretende Form ſeyn. Da hier vorerſt noch ungewiß iſt, wie ſtreng der Satz zu nehmen ſey, daß die Beſinnung vom Zuſchauer in das angeſchaute Subject übergehen muß, ſo halte man zunächſt nur feſt: eine Möglichkeit, zur Beſinnung zurückzukehren, muß man dieſem mitten in der Verkehrung anſehen, eine Fähigkeit, über ſich ſelbſt zu lachen, eine Flüſſigkeit des Gemüths. Falſtaff muß mitten in ſeinen Schlechtigkeiten in jedem Zuge die Laune zeigen, ſich in jedem Augenblick durch ein Hineinſehen in ſich zu abſolviren. So lange dies nicht entbunden iſt, iſt die Beſinnung als wirkliche erſt im Zuſchauer. Iſt dieſer in dem äſthetiſchen Acte ſelbſt als Perſon betheiligt, ſo muß dieſe Freiheit des Gemüths unbedingt an ihm erſcheinen, wie an Falſtaff immer, wenn er über ſeine Kameraden Witze macht. Iſt aber der Zuſchauer außer dem äſthetiſchen Acte, ſo iſt die Sache ſchwieriger. Dann entſteht insbeſondere die Frage, ob der bloſe Witz über ein ſeiner Häßlichkeit noch nicht bewußtes Subject auch äſthetiſch ſey. Hierüber muß in der Lehre vom Witze die Rede ſeyn; vor der Hand aber erwäge man wenigſtens, daß auch bei einem blos geleſenen oder gehörten Witzwort die Phantaſie ſich den Gegenſtand des Witzes vermöge ihrer ſchlechtweg veranſchaulichenden Natur innerlich immer vorſtellen wird, und zwar als einen beſinnungsfähigen, elaſtiſchen. J. Paul (Vorſch. d. Aeſth. Th. 1, §. 28) fordert eine anſchauliche Handlung zu allem Komiſchen. Ruge beſtreitet dies (a. a. O. S. 119): „die ſinnliche Anſchaulichkeit iſt nicht nöthig: man kann in ſich ſelbſt über ſich ſelbſt, indem man ſeine Gedankenthätigkeit als die Verwirrung des Geiſtes anſchaut, lachen.“ Dies geht aber aus allem Aeſthetiſchen heraus. In dieſem rein innerlichen Acte muß, wenn er äſthetiſch ſeyn ſoll, auch dies vor ſich gehen, daß ich mich als den Irrenden innerlich
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wird dieſe fortwährend; da ſie aber durch die Beſinnung bejaht wird als dem
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ſolche, welche ſich die Miene gibt, ſich vom Bilde loszureißen und in das
Unendliche zu entfernen, d. h. als Idee in der Form der Erhabenheit. Der
Sinn iſt alſo, die Negation im Erhabenen, d. h. die Entfremdung der Idee
als einer über die Grenze übergreifenden und daher von außen kommenden
zu negiren und vielmehr geltend zu machen, daß das Bild trotz ſeiner allen
Brechungen des Zufalls hingegebenen Einzelheit völlig im Beſitze der Idee iſt.
Solger.
1. Die Beſinnung muß erſcheinen. Dieſes Erſcheinen muß irgend
eine auf die ſinnliche Oberfläche der angeſchauten Perſönlichkeit tretende
Form ſeyn. Da hier vorerſt noch ungewiß iſt, wie ſtreng der Satz zu
nehmen ſey, daß die Beſinnung vom Zuſchauer in das angeſchaute Subject
übergehen muß, ſo halte man zunächſt nur feſt: eine Möglichkeit, zur
Beſinnung zurückzukehren, muß man dieſem mitten in der Verkehrung
anſehen, eine Fähigkeit, über ſich ſelbſt zu lachen, eine Flüſſigkeit des
Gemüths. Falſtaff muß mitten in ſeinen Schlechtigkeiten in jedem Zuge
die Laune zeigen, ſich in jedem Augenblick durch ein Hineinſehen in ſich
zu abſolviren. So lange dies nicht entbunden iſt, iſt die Beſinnung als
wirkliche erſt im Zuſchauer. Iſt dieſer in dem äſthetiſchen Acte ſelbſt
als Perſon betheiligt, ſo muß dieſe Freiheit des Gemüths unbedingt an
ihm erſcheinen, wie an Falſtaff immer, wenn er über ſeine Kameraden
Witze macht. Iſt aber der Zuſchauer außer dem äſthetiſchen Acte, ſo
iſt die Sache ſchwieriger. Dann entſteht insbeſondere die Frage, ob
der bloſe Witz über ein ſeiner Häßlichkeit noch nicht bewußtes Subject
auch äſthetiſch ſey. Hierüber muß in der Lehre vom Witze die Rede
ſeyn; vor der Hand aber erwäge man wenigſtens, daß auch bei einem
blos geleſenen oder gehörten Witzwort die Phantaſie ſich den Gegenſtand
des Witzes vermöge ihrer ſchlechtweg veranſchaulichenden Natur innerlich
immer vorſtellen wird, und zwar als einen beſinnungsfähigen, elaſtiſchen.
J. Paul (Vorſch. d. Aeſth. Th. 1, §. 28) fordert eine anſchauliche Handlung
zu allem Komiſchen. Ruge beſtreitet dies (a. a. O. S. 119): „die
ſinnliche Anſchaulichkeit iſt nicht nöthig: man kann in ſich ſelbſt über
ſich ſelbſt, indem man ſeine Gedankenthätigkeit als die Verwirrung
des Geiſtes anſchaut, lachen.“ Dies geht aber aus allem Aeſthetiſchen
heraus. In dieſem rein innerlichen Acte muß, wenn er äſthetiſch ſeyn
ſoll, auch dies vor ſich gehen, daß ich mich als den Irrenden innerlich
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Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 1. Reutlingen u. a., 1846, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_aesthetik01_1846/361>, abgerufen am 23.11.2024.
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