in der verhältnißmäßig feinsten Form das Gegenglied noch gemein und niedrig und bleibt es nach §. 170 unbestimmt, wie tief auch gegenüber der bedeutendsten Erhabenheit nach den Stufen des gröbsten Daseyns zurückgegriffen wird, theils steht, wo dies auch nicht geschieht, die oberste mit der untersten in einer un- unterbrochenen Kette des Zusammenhangs, und endlich muß auch das in §. 170 zuletzt genannte Verhältniß neben den höheren durchaus zu seinem Rechte kom- men. Der Gegensatz zwischen niedrigem und höherem Komischen ist daher ein blos beziehungsweiser.
Ein Vorblick auf die ganze Kunstwelt beweist, daß der Komiker, auf die Welt der Sinnlichkeit angewiesen, nothwendig auch Naturalist und Cyniker seyn muß, wie hoch seine Komik gehen mag. An einen Aristophanes, Fischart, Shakespeare braucht man kaum zu erinnern; aber schwache und boshafte Gemüther meinen den Cynismus einer mo- dernen Komik verwerfen und verfolgen zu müssen, während sie den einer vergangenen frei lassen. Dagegen ist statt alles Andern nur auf J. Paul hinzuweisen, der das Unfläthigste mit den eigentlichen Worten nennt, wenn es ihm dient. Wo der Gegensatz des sogenannten niedrigen und höheren Komischen in seiner relativen Geltung hingehöre, wird sich zeigen. Er bezieht sich keineswegs auf die größere oder geringere Keck- heit im Schmutzigen, sondern auf eine totale Art der Wendung des ganzen komischen Verhältnisses.
§. 172.
Das Gemeine und Niedrige kann auf zwei verschiedenen Punkten hervor- brechen, um dem Erhabenen den Fall zu bereiten: entweder als äußerer Zufall durch einen Zusammenstoß, der von dem erhabenen Subjecte nicht vorhergesehen werden konnte, oder von innen durch eine wirkliche Besinnungslosigkeit des letzteren (vergl. §. 166. 168). Der erstere Fall ist schwieriger zu erklären, als der zweite, denn dem zusammenfassenden Acte von Seiten des anschauenden Subjects, der nunmehr zu entwickeln ist, um die bisher getrennten Glieder in die widersprechende Einheit des Komischen zu verbinden, gibt hier der Gegen- stand nicht denselben Vorschub, wie im zweiten Falle.
Der doppelte Fall, der hier unterschieden wird, kann zunächst als ein empirisch sich vorfindender aufgeführt werden, denn es braucht, nach
in der verhältnißmäßig feinſten Form das Gegenglied noch gemein und niedrig und bleibt es nach §. 170 unbeſtimmt, wie tief auch gegenüber der bedeutendſten Erhabenheit nach den Stufen des gröbſten Daſeyns zurückgegriffen wird, theils ſteht, wo dies auch nicht geſchieht, die oberſte mit der unterſten in einer un- unterbrochenen Kette des Zuſammenhangs, und endlich muß auch das in §. 170 zuletzt genannte Verhältniß neben den höheren durchaus zu ſeinem Rechte kom- men. Der Gegenſatz zwiſchen niedrigem und höherem Komiſchen iſt daher ein blos beziehungsweiſer.
Ein Vorblick auf die ganze Kunſtwelt beweist, daß der Komiker, auf die Welt der Sinnlichkeit angewieſen, nothwendig auch Naturaliſt und Cyniker ſeyn muß, wie hoch ſeine Komik gehen mag. An einen Ariſtophanes, Fiſchart, Shakespeare braucht man kaum zu erinnern; aber ſchwache und boshafte Gemüther meinen den Cyniſmus einer mo- dernen Komik verwerfen und verfolgen zu müſſen, während ſie den einer vergangenen frei laſſen. Dagegen iſt ſtatt alles Andern nur auf J. Paul hinzuweiſen, der das Unfläthigſte mit den eigentlichen Worten nennt, wenn es ihm dient. Wo der Gegenſatz des ſogenannten niedrigen und höheren Komiſchen in ſeiner relativen Geltung hingehöre, wird ſich zeigen. Er bezieht ſich keineswegs auf die größere oder geringere Keck- heit im Schmutzigen, ſondern auf eine totale Art der Wendung des ganzen komiſchen Verhältniſſes.
§. 172.
Das Gemeine und Niedrige kann auf zwei verſchiedenen Punkten hervor- brechen, um dem Erhabenen den Fall zu bereiten: entweder als äußerer Zufall durch einen Zuſammenſtoß, der von dem erhabenen Subjecte nicht vorhergeſehen werden konnte, oder von innen durch eine wirkliche Beſinnungsloſigkeit des letzteren (vergl. §. 166. 168). Der erſtere Fall iſt ſchwieriger zu erklären, als der zweite, denn dem zuſammenfaſſenden Acte von Seiten des anſchauenden Subjects, der nunmehr zu entwickeln iſt, um die bisher getrennten Glieder in die widerſprechende Einheit des Komiſchen zu verbinden, gibt hier der Gegen- ſtand nicht denſelben Vorſchub, wie im zweiten Falle.
Der doppelte Fall, der hier unterſchieden wird, kann zunächſt als ein empiriſch ſich vorfindender aufgeführt werden, denn es braucht, nach
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ſteht, wo dies auch nicht geſchieht, die oberſte mit der unterſten in einer un-
unterbrochenen Kette des Zuſammenhangs, und endlich muß auch das in §. 170
zuletzt genannte Verhältniß neben den höheren durchaus zu ſeinem Rechte kom-
men. Der Gegenſatz zwiſchen niedrigem und höherem Komiſchen iſt daher ein
blos beziehungsweiſer.
Ein Vorblick auf die ganze Kunſtwelt beweist, daß der Komiker,
auf die Welt der Sinnlichkeit angewieſen, nothwendig auch Naturaliſt
und Cyniker ſeyn muß, wie hoch ſeine Komik gehen mag. An einen
Ariſtophanes, Fiſchart, Shakespeare braucht man kaum zu erinnern;
aber ſchwache und boshafte Gemüther meinen den Cyniſmus einer mo-
dernen Komik verwerfen und verfolgen zu müſſen, während ſie den
einer vergangenen frei laſſen. Dagegen iſt ſtatt alles Andern nur auf
J. Paul hinzuweiſen, der das Unfläthigſte mit den eigentlichen Worten
nennt, wenn es ihm dient. Wo der Gegenſatz des ſogenannten niedrigen
und höheren Komiſchen in ſeiner relativen Geltung hingehöre, wird ſich
zeigen. Er bezieht ſich keineswegs auf die größere oder geringere Keck-
heit im Schmutzigen, ſondern auf eine totale Art der Wendung des
ganzen komiſchen Verhältniſſes.
§. 172.
Das Gemeine und Niedrige kann auf zwei verſchiedenen Punkten hervor-
brechen, um dem Erhabenen den Fall zu bereiten: entweder als äußerer Zufall
durch einen Zuſammenſtoß, der von dem erhabenen Subjecte nicht vorhergeſehen
werden konnte, oder von innen durch eine wirkliche Beſinnungsloſigkeit des
letzteren (vergl. §. 166. 168). Der erſtere Fall iſt ſchwieriger zu erklären,
als der zweite, denn dem zuſammenfaſſenden Acte von Seiten des anſchauenden
Subjects, der nunmehr zu entwickeln iſt, um die bisher getrennten Glieder in
die widerſprechende Einheit des Komiſchen zu verbinden, gibt hier der Gegen-
ſtand nicht denſelben Vorſchub, wie im zweiten Falle.
Der doppelte Fall, der hier unterſchieden wird, kann zunächſt als
ein empiriſch ſich vorfindender aufgeführt werden, denn es braucht, nach
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Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 1. Reutlingen u. a., 1846, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_aesthetik01_1846/392>, abgerufen am 23.11.2024.
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