hier tritt nur ein, hier soll dir's bequem gemacht werden, hier darfst du dir normalen "Verlauf" ver¬ sprechen und unbehinderte Pflege. -- Ich weiß nicht mehr, wie es sich gab, daß er noch einmal auf die Poesie zurücksprang. Es summt mir noch halbdeutlich im Ohre nach, daß er weiterhin auf das Epos zu sprechen kam und sich rühmte, sein System könne es wieder beleben, da es eine neue, tiefe, herrliche My¬ thologie darbiete, und daß er hierauf noch einmal zum Drama, zu seinem Shakespeare übergieng. Er war eben beim Hamlet angekommen und eifrig beschäftigt, auszuführen, wie es doch wieder ein Beleg der Seich¬ tigkeit aller bisherigen Erklärung sei, daß noch Nie¬ mand die Grundursache aller Ursachen seines Zauderns, Stockens, seiner geistigen Obstruktion als eine physio¬ logische erkannt habe; alle Hauptstellen in diesem unsterblichen Drama verkünden doch mit Flammen¬ schrift: jeder Zoll ein Hämorrhodarius! Er machte nun Anstalt, das Gesammtbild der Konstitution des Helden in breiter Ausführung aus den Worten der Königin zu entwickeln: "Hamlet ist fett und kurz von Athem", dieß Alles war eben im Zuge, als das psy¬ chologische Ereigniß in mir eintrat, das ich zu melden habe. Der Tisch war fast voll besetzt mit Schüsseln, Nebenschüsseln, Töpfchen, Flaschen, Gläsern; ein alter, steinerner Krug solider Gestalt enthielt das Wasser; ich hatte ihn wohl bald zehnmal anders gestellt; er
hier tritt nur ein, hier ſoll dir's bequem gemacht werden, hier darfſt du dir normalen „Verlauf“ ver¬ ſprechen und unbehinderte Pflege. — Ich weiß nicht mehr, wie es ſich gab, daß er noch einmal auf die Poeſie zurückſprang. Es ſummt mir noch halbdeutlich im Ohre nach, daß er weiterhin auf das Epos zu ſprechen kam und ſich rühmte, ſein Syſtem könne es wieder beleben, da es eine neue, tiefe, herrliche My¬ thologie darbiete, und daß er hierauf noch einmal zum Drama, zu ſeinem Shakeſpeare übergieng. Er war eben beim Hamlet angekommen und eifrig beſchäftigt, auszuführen, wie es doch wieder ein Beleg der Seich¬ tigkeit aller bisherigen Erklärung ſei, daß noch Nie¬ mand die Grundurſache aller Urſachen ſeines Zauderns, Stockens, ſeiner geiſtigen Obſtruktion als eine phyſio¬ logiſche erkannt habe; alle Hauptſtellen in dieſem unſterblichen Drama verkünden doch mit Flammen¬ ſchrift: jeder Zoll ein Hämorrhodarius! Er machte nun Anſtalt, das Geſammtbild der Konſtitution des Helden in breiter Ausführung aus den Worten der Königin zu entwickeln: „Hamlet iſt fett und kurz von Athem“, dieß Alles war eben im Zuge, als das pſy¬ chologiſche Ereigniß in mir eintrat, das ich zu melden habe. Der Tiſch war faſt voll beſetzt mit Schüſſeln, Nebenſchüſſeln, Töpfchen, Flaſchen, Gläſern; ein alter, ſteinerner Krug ſolider Geſtalt enthielt das Waſſer; ich hatte ihn wohl bald zehnmal anders geſtellt; er
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hier tritt nur ein, hier ſoll dir's bequem gemacht
werden, hier darfſt du dir normalen „Verlauf“ ver¬
ſprechen und unbehinderte Pflege. — Ich weiß nicht
mehr, wie es ſich gab, daß er noch einmal auf die
Poeſie zurückſprang. Es ſummt mir noch halbdeutlich
im Ohre nach, daß er weiterhin auf das Epos zu
ſprechen kam und ſich rühmte, ſein Syſtem könne es
wieder beleben, da es eine neue, tiefe, herrliche My¬
thologie darbiete, und daß er hierauf noch einmal zum
Drama, zu ſeinem Shakeſpeare übergieng. Er war
eben beim Hamlet angekommen und eifrig beſchäftigt,
auszuführen, wie es doch wieder ein Beleg der Seich¬
tigkeit aller bisherigen Erklärung ſei, daß noch Nie¬
mand die Grundurſache aller Urſachen ſeines Zauderns,
Stockens, ſeiner geiſtigen Obſtruktion als eine phyſio¬
logiſche erkannt habe; alle Hauptſtellen in dieſem
unſterblichen Drama verkünden doch mit Flammen¬
ſchrift: jeder Zoll ein Hämorrhodarius! Er machte
nun Anſtalt, das Geſammtbild der Konſtitution des
Helden in breiter Ausführung aus den Worten der
Königin zu entwickeln: „Hamlet iſt fett und kurz von
Athem“, dieß Alles war eben im Zuge, als das pſy¬
chologiſche Ereigniß in mir eintrat, das ich zu melden
habe. Der Tiſch war faſt voll beſetzt mit Schüſſeln,
Nebenſchüſſeln, Töpfchen, Flaſchen, Gläſern; ein alter,
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/116>, abgerufen am 23.12.2024.
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