Geld gab es dazumal, in jenen Gegenden wenig¬ stens, noch keins. Der Vater konnte nichts nennen, als die Tauschmittel: Geräthe, Kleider, Schmuck, Vieh, Felle, Wolle, Getreide.
"Und wer hilft mir, wenn ich zu wenig krieg', und mit dem, was ich krieg', was soll ich anfangen?"
Der Vater fand sich in einige Konfusion versetzt und antwortete nach einer Pause: "Wieder tauschen oder aufsparen und Land kaufen."
"Wozu brauch' ich aber so viel Zeug? Und Land haben wir ja genug!"
Man war an einem Punkt angekommen, wo kein Theil weiter wußte. In beiden Köpfen bohrte etwas, wollte ein Gedanke zur Geburt drängen, der doch un¬ möglich geboren werden konnte. Zwei Pfahlbauern¬ gehirne, Gehirne, wie sie organisirt sein konnten vor etwa sechs Jahrtausenden, an dem Punkte einer Vor¬ stellungsreihe angekommen, der sie in logischer Linie hätte auf die Perspektive weisen müssen: die Ar¬ beiterfrage! Geld! Geldspekulation, Geldhandel, Geld aus Geld! Banken! Gründungen! --
In der That machten Beide jetzt so unkluge Ge¬ sichter, daß ein moderner Zuschauer sich des Lachens nicht hätte enthalten können. Der Vater nahm zur Beruhigung seiner so ungewohnt arbeitenden Central¬ nervenstränge wieder einen langen Schluck Meth. Der Sohn, dem Schwindel zu entgehen, den ihm das
Geld gab es dazumal, in jenen Gegenden wenig¬ ſtens, noch keins. Der Vater konnte nichts nennen, als die Tauſchmittel: Geräthe, Kleider, Schmuck, Vieh, Felle, Wolle, Getreide.
„Und wer hilft mir, wenn ich zu wenig krieg', und mit dem, was ich krieg', was ſoll ich anfangen?“
Der Vater fand ſich in einige Konfuſion verſetzt und antwortete nach einer Pauſe: „Wieder tauſchen oder aufſparen und Land kaufen.“
„Wozu brauch' ich aber ſo viel Zeug? Und Land haben wir ja genug!“
Man war an einem Punkt angekommen, wo kein Theil weiter wußte. In beiden Köpfen bohrte etwas, wollte ein Gedanke zur Geburt drängen, der doch un¬ möglich geboren werden konnte. Zwei Pfahlbauern¬ gehirne, Gehirne, wie ſie organiſirt ſein konnten vor etwa ſechs Jahrtauſenden, an dem Punkte einer Vor¬ ſtellungsreihe angekommen, der ſie in logiſcher Linie hätte auf die Perſpektive weiſen müſſen: die Ar¬ beiterfrage! Geld! Geldſpekulation, Geldhandel, Geld aus Geld! Banken! Gründungen! —
In der That machten Beide jetzt ſo unkluge Ge¬ ſichter, daß ein moderner Zuſchauer ſich des Lachens nicht hätte enthalten können. Der Vater nahm zur Beruhigung ſeiner ſo ungewohnt arbeitenden Central¬ nervenſtränge wieder einen langen Schluck Meth. Der Sohn, dem Schwindel zu entgehen, den ihm das
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Geld gab es dazumal, in jenen Gegenden wenig¬
ſtens, noch keins. Der Vater konnte nichts nennen,
als die Tauſchmittel: Geräthe, Kleider, Schmuck,
Vieh, Felle, Wolle, Getreide.
„Und wer hilft mir, wenn ich zu wenig krieg',
und mit dem, was ich krieg', was ſoll ich anfangen?“
Der Vater fand ſich in einige Konfuſion verſetzt
und antwortete nach einer Pauſe: „Wieder tauſchen
oder aufſparen und Land kaufen.“
„Wozu brauch' ich aber ſo viel Zeug? Und Land
haben wir ja genug!“
Man war an einem Punkt angekommen, wo kein
Theil weiter wußte. In beiden Köpfen bohrte etwas,
wollte ein Gedanke zur Geburt drängen, der doch un¬
möglich geboren werden konnte. Zwei Pfahlbauern¬
gehirne, Gehirne, wie ſie organiſirt ſein konnten vor
etwa ſechs Jahrtauſenden, an dem Punkte einer Vor¬
ſtellungsreihe angekommen, der ſie in logiſcher Linie
hätte auf die Perſpektive weiſen müſſen: die Ar¬
beiterfrage! Geld! Geldſpekulation, Geldhandel, Geld
aus Geld! Banken! Gründungen! —
In der That machten Beide jetzt ſo unkluge Ge¬
ſichter, daß ein moderner Zuſchauer ſich des Lachens
nicht hätte enthalten können. Der Vater nahm zur
Beruhigung ſeiner ſo ungewohnt arbeitenden Central¬
nervenſtränge wieder einen langen Schluck Meth. Der
Sohn, dem Schwindel zu entgehen, den ihm das
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/160>, abgerufen am 22.12.2024.
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