stellen wohl einen Halbmond vor, scheinen aber auch an den Stirnschmuck des Rindes erinnern zu wollen. Links vom Steintisch, ebenfalls etwas zurücktretend, ragt ein zweiter Pfeiler, gleich massig und roh, nur etwas niedriger; er trägt auf seiner Spitze ein Bild, so ungeschlacht wie jenes, nur etwas erkennbarer; es ist offenbar ein Molch, was es darstellt. Unbekrönt dagegen steht in gerader Richtung hinter dem Altare, tiefer zurückgestellt, als die beiden Seitenpfeiler, ein dritter, der größte, er besonders altersgrau, rauh und gemahnend, als schwebten uralte Ahnungen der Völker, die in unvordenklicher Zeit solche Felsen aufgerichtet, um seine moosbewachsenen Hüften.
Arthur -- so heißt der Wanderer -- geht mit gleichgültigem Blicke vorüber. Er unterläßt es, die Steinmale mit einem Zeichen der Ehrfurcht zu be¬ grüßen; er beschreibt nicht, wie es der fromme Brauch verlangt, mit drei Fingern einen Kreis, dann eine Schlangenlinie auf seiner breiten, wohlgewölbten Brust. Nach den fernen Gebirgsstöcken, Gräten und Spitzen ist sein Auge gekehrt. Der breite Glärnisch, der steile Reiseltstock, der stolze Tödi, die schimmernden Klariden tauchen ihre Rücken, Jacken und Häupter in den ersten Strahl der Morgensonne; jene Firnfläche, die jetzt Vreneli's Gärtli heißt und schon damals von alten Sagen umwoben sein mochte, leuchtet in rein bläu¬ lichem Weiß herüber; weit sind Arthur's Augen ge¬
ſtellen wohl einen Halbmond vor, ſcheinen aber auch an den Stirnſchmuck des Rindes erinnern zu wollen. Links vom Steintiſch, ebenfalls etwas zurücktretend, ragt ein zweiter Pfeiler, gleich maſſig und roh, nur etwas niedriger; er trägt auf ſeiner Spitze ein Bild, ſo ungeſchlacht wie jenes, nur etwas erkennbarer; es iſt offenbar ein Molch, was es darſtellt. Unbekrönt dagegen ſteht in gerader Richtung hinter dem Altare, tiefer zurückgeſtellt, als die beiden Seitenpfeiler, ein dritter, der größte, er beſonders altersgrau, rauh und gemahnend, als ſchwebten uralte Ahnungen der Völker, die in unvordenklicher Zeit ſolche Felſen aufgerichtet, um ſeine moosbewachſenen Hüften.
Arthur — ſo heißt der Wanderer — geht mit gleichgültigem Blicke vorüber. Er unterläßt es, die Steinmale mit einem Zeichen der Ehrfurcht zu be¬ grüßen; er beſchreibt nicht, wie es der fromme Brauch verlangt, mit drei Fingern einen Kreis, dann eine Schlangenlinie auf ſeiner breiten, wohlgewölbten Bruſt. Nach den fernen Gebirgsſtöcken, Gräten und Spitzen iſt ſein Auge gekehrt. Der breite Glärniſch, der ſteile Reiſeltſtock, der ſtolze Tödi, die ſchimmernden Klariden tauchen ihre Rücken, Jacken und Häupter in den erſten Strahl der Morgenſonne; jene Firnfläche, die jetzt Vreneli's Gärtli heißt und ſchon damals von alten Sagen umwoben ſein mochte, leuchtet in rein bläu¬ lichem Weiß herüber; weit ſind Arthur's Augen ge¬
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ſtellen wohl einen Halbmond vor, ſcheinen aber auch
an den Stirnſchmuck des Rindes erinnern zu wollen.
Links vom Steintiſch, ebenfalls etwas zurücktretend,
ragt ein zweiter Pfeiler, gleich maſſig und roh, nur
etwas niedriger; er trägt auf ſeiner Spitze ein Bild,
ſo ungeſchlacht wie jenes, nur etwas erkennbarer; es
iſt offenbar ein Molch, was es darſtellt. Unbekrönt
dagegen ſteht in gerader Richtung hinter dem Altare,
tiefer zurückgeſtellt, als die beiden Seitenpfeiler, ein
dritter, der größte, er beſonders altersgrau, rauh und
gemahnend, als ſchwebten uralte Ahnungen der Völker,
die in unvordenklicher Zeit ſolche Felſen aufgerichtet,
um ſeine moosbewachſenen Hüften.
Arthur — ſo heißt der Wanderer — geht mit
gleichgültigem Blicke vorüber. Er unterläßt es, die
Steinmale mit einem Zeichen der Ehrfurcht zu be¬
grüßen; er beſchreibt nicht, wie es der fromme Brauch
verlangt, mit drei Fingern einen Kreis, dann eine
Schlangenlinie auf ſeiner breiten, wohlgewölbten Bruſt.
Nach den fernen Gebirgsſtöcken, Gräten und Spitzen
iſt ſein Auge gekehrt. Der breite Glärniſch, der ſteile
Reiſeltſtock, der ſtolze Tödi, die ſchimmernden Klariden
tauchen ihre Rücken, Jacken und Häupter in den erſten
Strahl der Morgenſonne; jene Firnfläche, die jetzt
Vreneli's Gärtli heißt und ſchon damals von alten
Sagen umwoben ſein mochte, leuchtet in rein bläu¬
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/169>, abgerufen am 22.12.2024.
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