Wanderung, die er heute schon mehrere Stunden vor Tag angetreten.
Das erwähnte Geräusch ist inzwischen zu gewal¬ tiger Stärke angewachsen. Es erinnert bald an das gebellartige Schreien des Schuhus, bald glaubt man schmetternde Posaunentöne, bald das schrille Kreischen großer Sägen zu vernehmen -- ein Durcheinander von Tönen, als brüllte ein Chor von unbekannten, geisterhaften Ungeheuern.
Der Bursche lächelt und streicht sich den Schnurr¬ bart. Er kennt das. -- Auch das wachsame Thier wird nicht stutzig, scheint längst Gewohntes zu ver¬ nehmen.
Nahe dem Ziele führt unsern Wanderer sein Weg an vier grauen, dunklen Steinmalen vorüber. Sie scheinen gottesdienstliche Bedeutung zu haben. Eines derselben besteht in einer rohen, mächtigen Granitplatte, die wagrecht auf vier ebenso rohen steinernen Stützen ruht. Es wird wohl ein heiliger Tisch, ein Altar sein. Rechts davon, etwas rückwärts, befindet sich, senkrecht als hochragender Steinpfeiler aufgestellt, ein zweiter Granitblock, unbehauen wie jener; auf seinem Gipfel erscheint ein Gebilde des Meißels, so unbeholfen, als es herzustellen ist, wo alle Geräthe selbst noch aus Stein bestehen und nur der härtere in weicherem ar¬ beitet. Es gleicht der Form, die wir auf Sigunens Arm eingeritzt gesehen haben: zwei aufgebogene Hörner
Wanderung, die er heute ſchon mehrere Stunden vor Tag angetreten.
Das erwähnte Geräuſch iſt inzwiſchen zu gewal¬ tiger Stärke angewachſen. Es erinnert bald an das gebellartige Schreien des Schuhus, bald glaubt man ſchmetternde Poſaunentöne, bald das ſchrille Kreiſchen großer Sägen zu vernehmen — ein Durcheinander von Tönen, als brüllte ein Chor von unbekannten, geiſterhaften Ungeheuern.
Der Burſche lächelt und ſtreicht ſich den Schnurr¬ bart. Er kennt das. — Auch das wachſame Thier wird nicht ſtutzig, ſcheint längſt Gewohntes zu ver¬ nehmen.
Nahe dem Ziele führt unſern Wanderer ſein Weg an vier grauen, dunklen Steinmalen vorüber. Sie ſcheinen gottesdienſtliche Bedeutung zu haben. Eines derſelben beſteht in einer rohen, mächtigen Granitplatte, die wagrecht auf vier ebenſo rohen ſteinernen Stützen ruht. Es wird wohl ein heiliger Tiſch, ein Altar ſein. Rechts davon, etwas rückwärts, befindet ſich, ſenkrecht als hochragender Steinpfeiler aufgeſtellt, ein zweiter Granitblock, unbehauen wie jener; auf ſeinem Gipfel erſcheint ein Gebilde des Meißels, ſo unbeholfen, als es herzuſtellen iſt, wo alle Geräthe ſelbſt noch aus Stein beſtehen und nur der härtere in weicherem ar¬ beitet. Es gleicht der Form, die wir auf Sigunens Arm eingeritzt geſehen haben: zwei aufgebogene Hörner
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Wanderung, die er heute ſchon mehrere Stunden vor
Tag angetreten.
Das erwähnte Geräuſch iſt inzwiſchen zu gewal¬
tiger Stärke angewachſen. Es erinnert bald an das
gebellartige Schreien des Schuhus, bald glaubt man
ſchmetternde Poſaunentöne, bald das ſchrille Kreiſchen
großer Sägen zu vernehmen — ein Durcheinander
von Tönen, als brüllte ein Chor von unbekannten,
geiſterhaften Ungeheuern.
Der Burſche lächelt und ſtreicht ſich den Schnurr¬
bart. Er kennt das. — Auch das wachſame Thier
wird nicht ſtutzig, ſcheint längſt Gewohntes zu ver¬
nehmen.
Nahe dem Ziele führt unſern Wanderer ſein Weg
an vier grauen, dunklen Steinmalen vorüber. Sie
ſcheinen gottesdienſtliche Bedeutung zu haben. Eines
derſelben beſteht in einer rohen, mächtigen Granitplatte,
die wagrecht auf vier ebenſo rohen ſteinernen Stützen
ruht. Es wird wohl ein heiliger Tiſch, ein Altar ſein.
Rechts davon, etwas rückwärts, befindet ſich, ſenkrecht
als hochragender Steinpfeiler aufgeſtellt, ein zweiter
Granitblock, unbehauen wie jener; auf ſeinem Gipfel
erſcheint ein Gebilde des Meißels, ſo unbeholfen, als
es herzuſtellen iſt, wo alle Geräthe ſelbſt noch aus
Stein beſtehen und nur der härtere in weicherem ar¬
beitet. Es gleicht der Form, die wir auf Sigunens
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/168>, abgerufen am 22.12.2024.
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