Wagen geduldet werde. Da nun wenig Aussicht vor¬ handen war, daß der Bedrohte freiwillig dieser Ein¬ ladung oder eigentlich Ausladung folgen werde, so stand offenbar Geringeres nicht bevor, als jener thät¬ liche Akt, den man mit dem Ausdruck "an die Luft setzen" zu bezeichnen pflegt. Unterdessen hatte der Kondukteur vom Bock aus, wo er neben dem Postknecht saß, längst unwillige Blicke durch das offene Wagen¬ fenster hereingeworfen, er ließ plötzlich wieder halten, sprang vom Bock, öffnete den Wagen, rief dem Frie¬ densstörer zu, seine Vorschrift befehle ihm, ungesittete Personen, welche die Fahrgesellschaft beleidigen, aus solcher auszuweisen; er habe auch über die Schweiz gespottet und sei "einen unverschamten Mansch". Da nun der "Mansch" nicht zweifeln konnte, daß der ehrsame Schirrmeister, wenn seinem Befehl nicht frei¬ willig Folge geleistet würde, in handgreiflichem Ein¬ wirken hinreichende Unterstützung bei der Gesellschaft fände, so blieb ihm keine Wahl, als weichen. Er stieg aus, der Kondukteur nahm, einige Worte vor sich hin¬ murmelnd, aus denen ich das minder gewählte "Laus¬ bub" herauszuhören glaubte, seinen Platz auf dem Bock wieder ein und bald waren wir in Küßnacht, wo ich das Dampfboot bestieg, um nach Luzern zu fahren und dort zu übernachten.
Der See funkelte im Feuer der Abendsonne, die Thürme der Stadt leuchteten in ihrem Golde, eine
Wagen geduldet werde. Da nun wenig Ausſicht vor¬ handen war, daß der Bedrohte freiwillig dieſer Ein¬ ladung oder eigentlich Ausladung folgen werde, ſo ſtand offenbar Geringeres nicht bevor, als jener thät¬ liche Akt, den man mit dem Ausdruck „an die Luft ſetzen“ zu bezeichnen pflegt. Unterdeſſen hatte der Kondukteur vom Bock aus, wo er neben dem Poſtknecht ſaß, längſt unwillige Blicke durch das offene Wagen¬ fenſter hereingeworfen, er ließ plötzlich wieder halten, ſprang vom Bock, öffnete den Wagen, rief dem Frie¬ densſtörer zu, ſeine Vorſchrift befehle ihm, ungeſittete Perſonen, welche die Fahrgeſellſchaft beleidigen, aus ſolcher auszuweiſen; er habe auch über die Schweiz geſpottet und ſei „einen unverſchamten Manſch“. Da nun der „Manſch“ nicht zweifeln konnte, daß der ehrſame Schirrmeiſter, wenn ſeinem Befehl nicht frei¬ willig Folge geleiſtet würde, in handgreiflichem Ein¬ wirken hinreichende Unterſtützung bei der Geſellſchaft fände, ſo blieb ihm keine Wahl, als weichen. Er ſtieg aus, der Kondukteur nahm, einige Worte vor ſich hin¬ murmelnd, aus denen ich das minder gewählte „Laus¬ bub“ herauszuhören glaubte, ſeinen Platz auf dem Bock wieder ein und bald waren wir in Küßnacht, wo ich das Dampfboot beſtieg, um nach Luzern zu fahren und dort zu übernachten.
Der See funkelte im Feuer der Abendſonne, die Thürme der Stadt leuchteten in ihrem Golde, eine
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Wagen geduldet werde. Da nun wenig Ausſicht vor¬
handen war, daß der Bedrohte freiwillig dieſer Ein¬
ladung oder eigentlich Ausladung folgen werde, ſo
ſtand offenbar Geringeres nicht bevor, als jener thät¬
liche Akt, den man mit dem Ausdruck „an die Luft
ſetzen“ zu bezeichnen pflegt. Unterdeſſen hatte der
Kondukteur vom Bock aus, wo er neben dem Poſtknecht
ſaß, längſt unwillige Blicke durch das offene Wagen¬
fenſter hereingeworfen, er ließ plötzlich wieder halten,
ſprang vom Bock, öffnete den Wagen, rief dem Frie¬
densſtörer zu, ſeine Vorſchrift befehle ihm, ungeſittete
Perſonen, welche die Fahrgeſellſchaft beleidigen, aus
ſolcher auszuweiſen; er habe auch über die Schweiz
geſpottet und ſei „einen unverſchamten Manſch“. Da
nun der „Manſch“ nicht zweifeln konnte, daß der
ehrſame Schirrmeiſter, wenn ſeinem Befehl nicht frei¬
willig Folge geleiſtet würde, in handgreiflichem Ein¬
wirken hinreichende Unterſtützung bei der Geſellſchaft
fände, ſo blieb ihm keine Wahl, als weichen. Er ſtieg
aus, der Kondukteur nahm, einige Worte vor ſich hin¬
murmelnd, aus denen ich das minder gewählte „Laus¬
bub“ herauszuhören glaubte, ſeinen Platz auf dem Bock
wieder ein und bald waren wir in Küßnacht, wo ich
das Dampfboot beſtieg, um nach Luzern zu fahren
und dort zu übernachten.
Der See funkelte im Feuer der Abendſonne, die
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/19>, abgerufen am 22.12.2024.
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