ein Fremder berufen, wahrscheinlich ein moderner, phantastischer Dichterling, der ihn um die schöne Frucht seiner Weihestunden bringen sollte! -- "Nein, ich weiche nicht," rief Angus, schwieg eine kurze Weile, preßte dann den untern Kiefer fest an den obern und setzte hinzu: "Ich lasse mich nicht verdrängen! Ich werde mein Werk trotzdem zur Geltung bringen! Wirst schon sehen!" Die Alte nickt zufrieden, nestelt weiter am weißen Mantel und sagt, während sie die Theile mit einem fein geglätteten Dorn an der Schulter zusammen¬ heftet: "Sollte der Fremdling mit den neuen, unheim¬ lichen Waffen, der heute gekommen, auf seiner Reise nicht in Turik eingekehrt sein? Der Weg führte ihn doch darüber!" -- Der Druide schrillte auf; er hatte bei der Bemerkung einen so heftig zuckenden Ruck gethan, daß ihm der Dorn in die Haut seiner Achsel fuhr. Das war eine Fernsicht, die zu denken gab. Gar vielleicht ein Sendling der Bardenpartei, als Wühler vorausgeschickt und mit den Gästen fortzuwühlen be¬ stimmt?
Sein Anzug war vollendet und während Urhixidur im Nebenraum hinter der hängenden Matte ihr Fest¬ kleid anlegte, gieng er mit großen Schritten auf und nieder. Es wollte ihm scheinen, der Boden schwanke unter seinen Füßen. Freilich war derselbe immer etwas wacklig gewesen, aber heute kam er ihm wack¬ liger vor als sonst. Eines stand ihm als Ergebniß
ein Fremder berufen, wahrſcheinlich ein moderner, phantaſtiſcher Dichterling, der ihn um die ſchöne Frucht ſeiner Weiheſtunden bringen ſollte! — „Nein, ich weiche nicht,“ rief Angus, ſchwieg eine kurze Weile, preßte dann den untern Kiefer feſt an den obern und ſetzte hinzu: „Ich laſſe mich nicht verdrängen! Ich werde mein Werk trotzdem zur Geltung bringen! Wirſt ſchon ſehen!“ Die Alte nickt zufrieden, neſtelt weiter am weißen Mantel und ſagt, während ſie die Theile mit einem fein geglätteten Dorn an der Schulter zuſammen¬ heftet: „Sollte der Fremdling mit den neuen, unheim¬ lichen Waffen, der heute gekommen, auf ſeiner Reiſe nicht in Turik eingekehrt ſein? Der Weg führte ihn doch darüber!“ — Der Druide ſchrillte auf; er hatte bei der Bemerkung einen ſo heftig zuckenden Ruck gethan, daß ihm der Dorn in die Haut ſeiner Achſel fuhr. Das war eine Fernſicht, die zu denken gab. Gar vielleicht ein Sendling der Bardenpartei, als Wühler vorausgeſchickt und mit den Gäſten fortzuwühlen be¬ ſtimmt?
Sein Anzug war vollendet und während Urhixidur im Nebenraum hinter der hängenden Matte ihr Feſt¬ kleid anlegte, gieng er mit großen Schritten auf und nieder. Es wollte ihm ſcheinen, der Boden ſchwanke unter ſeinen Füßen. Freilich war derſelbe immer etwas wacklig geweſen, aber heute kam er ihm wack¬ liger vor als ſonſt. Eines ſtand ihm als Ergebniß
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ein Fremder berufen, wahrſcheinlich ein moderner,
phantaſtiſcher Dichterling, der ihn um die ſchöne Frucht
ſeiner Weiheſtunden bringen ſollte! — „Nein, ich
weiche nicht,“ rief Angus, ſchwieg eine kurze Weile,
preßte dann den untern Kiefer feſt an den obern und
ſetzte hinzu: „Ich laſſe mich nicht verdrängen! Ich werde
mein Werk trotzdem zur Geltung bringen! Wirſt ſchon
ſehen!“ Die Alte nickt zufrieden, neſtelt weiter am
weißen Mantel und ſagt, während ſie die Theile mit
einem fein geglätteten Dorn an der Schulter zuſammen¬
heftet: „Sollte der Fremdling mit den neuen, unheim¬
lichen Waffen, der heute gekommen, auf ſeiner Reiſe nicht
in Turik eingekehrt ſein? Der Weg führte ihn doch
darüber!“ — Der Druide ſchrillte auf; er hatte bei
der Bemerkung einen ſo heftig zuckenden Ruck gethan,
daß ihm der Dorn in die Haut ſeiner Achſel fuhr.
Das war eine Fernſicht, die zu denken gab. Gar
vielleicht ein Sendling der Bardenpartei, als Wühler
vorausgeſchickt und mit den Gäſten fortzuwühlen be¬
ſtimmt?
Sein Anzug war vollendet und während Urhixidur
im Nebenraum hinter der hängenden Matte ihr Feſt¬
kleid anlegte, gieng er mit großen Schritten auf und
nieder. Es wollte ihm ſcheinen, der Boden ſchwanke
unter ſeinen Füßen. Freilich war derſelbe immer
etwas wacklig geweſen, aber heute kam er ihm wack¬
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/205>, abgerufen am 22.12.2024.
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