gegen Besserung verstockt ist, tüchtig durchhaut. Dem großen deutschen Dichter, als er die Figur des Mittler in seine Wahlverwandtschaften einführte, hat ohne Zweifel diese uralte Form vorgeschwebt, er hat das Motiv benützt, veredelt und so denn auch den letzteren, drastischen Zug passenderweise ausgeschieden. Das Wort kommt von goumen, ein wachsames Auge auf etwas haben, hüten. Man begreift, daß dieses Amt eine ansehnliche und muskelstarke Persönlichkeit ver¬ langte: Eigenschaften, die dem Ehegoumer von Robanus nicht abgiengen und die ihn auch ganz befähigten, zugleich als zweiter Bittel die Polizei zu unterstützen. Jetzt folgt, feierlich schreitend, der Druide. Weiß wie sein Mantel ist sein Unterkleid, sein Haupt ziert eine hohe, kegelförmige Pelzmütze, festlicher als jene, die wir als seine häusliche Kopfbedeckung schon kennen: sie ist von Biberfell und mit handbreitem Aufschlage von Hermelin geschmückt. In der Hand trägt er einen Stab mit einem ßepterähnlichen Knauf, an dem jenes Mittelding zwischen Halbmond und Kuhhörnern aus¬ geschnitzt ist, dem wir schon mehrfach begegnet sind. Hinter ihm schreitet Urhixidur und neben ihr ein noch kräftiger Greis mit langem weißem Barte. Sie hat heute öffentlichen Dienst und ist -- man sieht es ihr an -- sich dessen sehr bewußt. Ein langer schwarzer Mantel mit rothem Gürtel umwallt ihre hageren Glieder, ein rothes Tuch ist turbanartig um ihr Haupt
gegen Beſſerung verſtockt iſt, tüchtig durchhaut. Dem großen deutſchen Dichter, als er die Figur des Mittler in ſeine Wahlverwandtſchaften einführte, hat ohne Zweifel dieſe uralte Form vorgeſchwebt, er hat das Motiv benützt, veredelt und ſo denn auch den letzteren, draſtiſchen Zug paſſenderweiſe ausgeſchieden. Das Wort kommt von goumen, ein wachſames Auge auf etwas haben, hüten. Man begreift, daß dieſes Amt eine anſehnliche und muskelſtarke Perſönlichkeit ver¬ langte: Eigenſchaften, die dem Ehegoumer von Robanus nicht abgiengen und die ihn auch ganz befähigten, zugleich als zweiter Bittel die Polizei zu unterſtützen. Jetzt folgt, feierlich ſchreitend, der Druide. Weiß wie ſein Mantel iſt ſein Unterkleid, ſein Haupt ziert eine hohe, kegelförmige Pelzmütze, feſtlicher als jene, die wir als ſeine häusliche Kopfbedeckung ſchon kennen: ſie iſt von Biberfell und mit handbreitem Aufſchlage von Hermelin geſchmückt. In der Hand trägt er einen Stab mit einem ſzepterähnlichen Knauf, an dem jenes Mittelding zwiſchen Halbmond und Kuhhörnern aus¬ geſchnitzt iſt, dem wir ſchon mehrfach begegnet ſind. Hinter ihm ſchreitet Urhixidur und neben ihr ein noch kräftiger Greis mit langem weißem Barte. Sie hat heute öffentlichen Dienſt und iſt — man ſieht es ihr an — ſich deſſen ſehr bewußt. Ein langer ſchwarzer Mantel mit rothem Gürtel umwallt ihre hageren Glieder, ein rothes Tuch iſt turbanartig um ihr Haupt
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[194/0207]
gegen Beſſerung verſtockt iſt, tüchtig durchhaut. Dem
großen deutſchen Dichter, als er die Figur des Mittler
in ſeine Wahlverwandtſchaften einführte, hat ohne
Zweifel dieſe uralte Form vorgeſchwebt, er hat das
Motiv benützt, veredelt und ſo denn auch den letzteren,
draſtiſchen Zug paſſenderweiſe ausgeſchieden. Das
Wort kommt von goumen, ein wachſames Auge auf
etwas haben, hüten. Man begreift, daß dieſes Amt
eine anſehnliche und muskelſtarke Perſönlichkeit ver¬
langte: Eigenſchaften, die dem Ehegoumer von Robanus
nicht abgiengen und die ihn auch ganz befähigten,
zugleich als zweiter Bittel die Polizei zu unterſtützen.
Jetzt folgt, feierlich ſchreitend, der Druide. Weiß wie
ſein Mantel iſt ſein Unterkleid, ſein Haupt ziert eine
hohe, kegelförmige Pelzmütze, feſtlicher als jene, die
wir als ſeine häusliche Kopfbedeckung ſchon kennen:
ſie iſt von Biberfell und mit handbreitem Aufſchlage
von Hermelin geſchmückt. In der Hand trägt er einen
Stab mit einem ſzepterähnlichen Knauf, an dem jenes
Mittelding zwiſchen Halbmond und Kuhhörnern aus¬
geſchnitzt iſt, dem wir ſchon mehrfach begegnet ſind.
Hinter ihm ſchreitet Urhixidur und neben ihr ein noch
kräftiger Greis mit langem weißem Barte. Sie hat
heute öffentlichen Dienſt und iſt — man ſieht es ihr
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Mantel mit rothem Gürtel umwallt ihre hageren
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/207>, abgerufen am 22.12.2024.
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