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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879.

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bei seinem Schwellen und Rollen zeigt sich die Binde¬
haut, die als weißer Grund dem menschlichen Augen¬
stern seine edle, reine, hebende Umrahmung gibt, als
roth durchäderte Folie und erhöht so mit ihrer Blut¬
farbe das scheusliche Wuthbild, aus dem Maule hängt
die blaurothe Zunge und ein dunkler Bart schwankt
am Unterkiefer, als hätte der teuflischen Maske noch
ein Stück vom Kopfe des Ziegenbocks gefehlt. Vom
mächtigen langen Leibe wird dieß Haupt in ungeheuren
Galopprucken zum Stoß vorgeworfen und mit der
geschwungenen Zottel des Schweifes scheint sich das
Unthier zu immer erneuter, wachsender Furie zu peit¬
schen. Das war, muß man gestehen, ein Anblick
besinnungraubender Art; Arthur stand auf dem Punkte,
sie zu verlieren, und sobald er sie verlor, mußte seine
Behendigkeit selbst sein Untergang sein, denn eine
einzige seiner blitzschnellen Kehrungen verfehlt -- und
sie mußte ihn gerade in die Stoßlinie des fürchter¬
lichen Feindes hineinführen. Bereits ist ihm dieß
widerfahren, er blutet aus einer Streifwunde an der
Stirne, sein Auge umflort sich, er schwankt, er beginnt
zu taumeln. In diesem Augenblick unendlicher Gefahr
ist Alpin erschienen, ein Gedanke wie ein zuckender
Strahl erleuchtet ihn, er nimmt einen Ansatz, springt
dem Ungeheuer auf den Rücken, auf den höckerartigen
Wulst des Widerristes, klammert sich mit mächtigen
Schenkeln fest und stößt mit der Riesenkraft und mit

bei ſeinem Schwellen und Rollen zeigt ſich die Binde¬
haut, die als weißer Grund dem menſchlichen Augen¬
ſtern ſeine edle, reine, hebende Umrahmung gibt, als
roth durchäderte Folie und erhöht ſo mit ihrer Blut¬
farbe das ſcheusliche Wuthbild, aus dem Maule hängt
die blaurothe Zunge und ein dunkler Bart ſchwankt
am Unterkiefer, als hätte der teufliſchen Maske noch
ein Stück vom Kopfe des Ziegenbocks gefehlt. Vom
mächtigen langen Leibe wird dieß Haupt in ungeheuren
Galopprucken zum Stoß vorgeworfen und mit der
geſchwungenen Zottel des Schweifes ſcheint ſich das
Unthier zu immer erneuter, wachſender Furie zu peit¬
ſchen. Das war, muß man geſtehen, ein Anblick
beſinnungraubender Art; Arthur ſtand auf dem Punkte,
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Behendigkeit ſelbſt ſein Untergang ſein, denn eine
einzige ſeiner blitzſchnellen Kehrungen verfehlt — und
ſie mußte ihn gerade in die Stoßlinie des fürchter¬
lichen Feindes hineinführen. Bereits iſt ihm dieß
widerfahren, er blutet aus einer Streifwunde an der
Stirne, ſein Auge umflort ſich, er ſchwankt, er beginnt
zu taumeln. In dieſem Augenblick unendlicher Gefahr
iſt Alpin erſchienen, ein Gedanke wie ein zuckender
Strahl erleuchtet ihn, er nimmt einen Anſatz, ſpringt
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[239/0252] bei ſeinem Schwellen und Rollen zeigt ſich die Binde¬ haut, die als weißer Grund dem menſchlichen Augen¬ ſtern ſeine edle, reine, hebende Umrahmung gibt, als roth durchäderte Folie und erhöht ſo mit ihrer Blut¬ farbe das ſcheusliche Wuthbild, aus dem Maule hängt die blaurothe Zunge und ein dunkler Bart ſchwankt am Unterkiefer, als hätte der teufliſchen Maske noch ein Stück vom Kopfe des Ziegenbocks gefehlt. Vom mächtigen langen Leibe wird dieß Haupt in ungeheuren Galopprucken zum Stoß vorgeworfen und mit der geſchwungenen Zottel des Schweifes ſcheint ſich das Unthier zu immer erneuter, wachſender Furie zu peit¬ ſchen. Das war, muß man geſtehen, ein Anblick beſinnungraubender Art; Arthur ſtand auf dem Punkte, ſie zu verlieren, und ſobald er ſie verlor, mußte ſeine Behendigkeit ſelbſt ſein Untergang ſein, denn eine einzige ſeiner blitzſchnellen Kehrungen verfehlt — und ſie mußte ihn gerade in die Stoßlinie des fürchter¬ lichen Feindes hineinführen. Bereits iſt ihm dieß widerfahren, er blutet aus einer Streifwunde an der Stirne, ſein Auge umflort ſich, er ſchwankt, er beginnt zu taumeln. In dieſem Augenblick unendlicher Gefahr iſt Alpin erſchienen, ein Gedanke wie ein zuckender Strahl erleuchtet ihn, er nimmt einen Anſatz, ſpringt dem Ungeheuer auf den Rücken, auf den höckerartigen Wulſt des Widerriſtes, klammert ſich mit mächtigen Schenkeln feſt und ſtößt mit der Rieſenkraft und mit

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/252>, abgerufen am 23.12.2024.