Kellner auf Rigi-Kulm hingelaufen; -- also jetzt zum alten und halbalten ein neuer!" --
Ich konnte keinen Versuch machen, mit dem Manne noch einmal anzuknüpfen; Alles sah darnach aus, daß ich heftig abgewiesen würde. Was der gemischt ka¬ tarrhalische Baustyl, was der reine Segensstyl sei, das sollte mir im Schooß des ewigen Dunkels ver¬ borgen bleiben, wenn nicht ein glücklicher Zufall mir noch zum Lichte verhalf. Ich stieg in Brunnen aus, um einen ruhigen Abend in dem freundlichen Dorfe zuzubringen, das in die Verengung des Sees so reizend sich einschmiegt, und entschloß mich nun gleichzeitig, den andern Tag bis Flüelen auf der neuen Axenstraße zu gehen, nahm ein Zimmer im nächsten Wirthshaus und suchte schnell wieder das Freie, um von der Lan¬ dungsstätte den großen Blick aufwärts und abwärts über den See, über die wilden und doch am Fuße so anmuthig bekränzten Ufer zu gewinnen. Auf der Bank vor dem Hause saß mein Mann; ich hatte nicht bemerkt, daß er mit mir ausgestiegen war. Er schien alles Leid vergessen zu haben, denn er spielte wie ein Kind mit zwei jungen Hunden, deren Hanswurstpossen ihm sichtbar ein volles, ungetheiltes Vergnügen be¬ reiteten. Ich blieb stehen und hatte meinen Spaß an dem Anblick. "Sind Sie auch ein Hundsfreund?" fragte er ganz heiter; ich bejahte es, er ergieng sich in Bemerkungen über die Rasse der drolligen Gesellen,
Kellner auf Rigi-Kulm hingelaufen; — alſo jetzt zum alten und halbalten ein neuer!“ —
Ich konnte keinen Verſuch machen, mit dem Manne noch einmal anzuknüpfen; Alles ſah darnach aus, daß ich heftig abgewieſen würde. Was der gemiſcht ka¬ tarrhaliſche Bauſtyl, was der reine Segensſtyl ſei, das ſollte mir im Schooß des ewigen Dunkels ver¬ borgen bleiben, wenn nicht ein glücklicher Zufall mir noch zum Lichte verhalf. Ich ſtieg in Brunnen aus, um einen ruhigen Abend in dem freundlichen Dorfe zuzubringen, das in die Verengung des Sees ſo reizend ſich einſchmiegt, und entſchloß mich nun gleichzeitig, den andern Tag bis Flüelen auf der neuen Axenſtraße zu gehen, nahm ein Zimmer im nächſten Wirthshaus und ſuchte ſchnell wieder das Freie, um von der Lan¬ dungsſtätte den großen Blick aufwärts und abwärts über den See, über die wilden und doch am Fuße ſo anmuthig bekränzten Ufer zu gewinnen. Auf der Bank vor dem Hauſe ſaß mein Mann; ich hatte nicht bemerkt, daß er mit mir ausgeſtiegen war. Er ſchien alles Leid vergeſſen zu haben, denn er ſpielte wie ein Kind mit zwei jungen Hunden, deren Hanswurſtpoſſen ihm ſichtbar ein volles, ungetheiltes Vergnügen be¬ reiteten. Ich blieb ſtehen und hatte meinen Spaß an dem Anblick. „Sind Sie auch ein Hundsfreund?“ fragte er ganz heiter; ich bejahte es, er ergieng ſich in Bemerkungen über die Raſſe der drolligen Geſellen,
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Kellner auf Rigi-Kulm hingelaufen; — alſo jetzt zum
alten und halbalten ein neuer!“ —
Ich konnte keinen Verſuch machen, mit dem Manne
noch einmal anzuknüpfen; Alles ſah darnach aus, daß
ich heftig abgewieſen würde. Was der gemiſcht ka¬
tarrhaliſche Bauſtyl, was der reine Segensſtyl ſei,
das ſollte mir im Schooß des ewigen Dunkels ver¬
borgen bleiben, wenn nicht ein glücklicher Zufall mir
noch zum Lichte verhalf. Ich ſtieg in Brunnen aus,
um einen ruhigen Abend in dem freundlichen Dorfe
zuzubringen, das in die Verengung des Sees ſo reizend
ſich einſchmiegt, und entſchloß mich nun gleichzeitig, den
andern Tag bis Flüelen auf der neuen Axenſtraße
zu gehen, nahm ein Zimmer im nächſten Wirthshaus
und ſuchte ſchnell wieder das Freie, um von der Lan¬
dungsſtätte den großen Blick aufwärts und abwärts
über den See, über die wilden und doch am Fuße
ſo anmuthig bekränzten Ufer zu gewinnen. Auf der
Bank vor dem Hauſe ſaß mein Mann; ich hatte nicht
bemerkt, daß er mit mir ausgeſtiegen war. Er ſchien
alles Leid vergeſſen zu haben, denn er ſpielte wie ein
Kind mit zwei jungen Hunden, deren Hanswurſtpoſſen
ihm ſichtbar ein volles, ungetheiltes Vergnügen be¬
reiteten. Ich blieb ſtehen und hatte meinen Spaß
an dem Anblick. „Sind Sie auch ein Hundsfreund?“
fragte er ganz heiter; ich bejahte es, er ergieng ſich in
Bemerkungen über die Raſſe der drolligen Geſellen,
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/26>, abgerufen am 22.12.2024.
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