daher nicht dabei aufhalten, wollen die Reisemüden ruhig ihrem Nachtischschlummer überlassen, noch einige weitere Stunden überspringen und uns am Abend nach dem Dolmen begeben, wo bereits die Gemeinde versammelt ist und dem Priester zu beiden Seiten die Barden sitzen. Blaue Talare sind ihr stattliches Fest¬ kleid, ihre Häupter unbedeckt, mit Eichenkränzen ge¬ schmückt. Die Pfahlbürger sind bewaffnet; das war, ausgenommen die heilige Betuchungsfeier, unzertrenn¬ lich von der Festtracht bei allen Volksversammlungen. Der lange Bogen von Eibenholz hieng über die Schulter, der Köcher über den Rücken, der Horndolch stack im Gürtel, nur der Speer, die schwere Steinaxt war zu Hause geblieben. Die Frauen und Töchter waren nicht zu sehen. Zwar verbot keine hergebrachte Sitte ihre Zulassung, das Weib war nur von der politischen Versammlung, der Landsgemeinde, ausgeschlossen; allein das schöne Geschlecht hatte damals noch wenig Lust, belehrende, bildende Vorträge anzuhören, mit rührender Offenherzigkeit wurde vielmehr gestanden, man finde dergleichen langweilig.
Nachdem Stille geboten war, erfolgte nun durch Angus die feierliche Vorstellung der Barden bei der Gemeinde und an den Seanacha Feridun Kallar die Einladung, seinen Vortrag zu beginnen. Er schlug den Vortritt aus. "Nicht ich," sprach der freundliche Mann, "der Sänger sei gebeten, voranzugehen! Es ist
daher nicht dabei aufhalten, wollen die Reiſemüden ruhig ihrem Nachtiſchſchlummer überlaſſen, noch einige weitere Stunden überſpringen und uns am Abend nach dem Dolmen begeben, wo bereits die Gemeinde verſammelt iſt und dem Prieſter zu beiden Seiten die Barden ſitzen. Blaue Talare ſind ihr ſtattliches Feſt¬ kleid, ihre Häupter unbedeckt, mit Eichenkränzen ge¬ ſchmückt. Die Pfahlbürger ſind bewaffnet; das war, ausgenommen die heilige Betuchungsfeier, unzertrenn¬ lich von der Feſttracht bei allen Volksverſammlungen. Der lange Bogen von Eibenholz hieng über die Schulter, der Köcher über den Rücken, der Horndolch ſtack im Gürtel, nur der Speer, die ſchwere Steinaxt war zu Hauſe geblieben. Die Frauen und Töchter waren nicht zu ſehen. Zwar verbot keine hergebrachte Sitte ihre Zulaſſung, das Weib war nur von der politiſchen Verſammlung, der Landsgemeinde, ausgeſchloſſen; allein das ſchöne Geſchlecht hatte damals noch wenig Luſt, belehrende, bildende Vorträge anzuhören, mit rührender Offenherzigkeit wurde vielmehr geſtanden, man finde dergleichen langweilig.
Nachdem Stille geboten war, erfolgte nun durch Angus die feierliche Vorſtellung der Barden bei der Gemeinde und an den Seanacha Feridun Kallar die Einladung, ſeinen Vortrag zu beginnen. Er ſchlug den Vortritt aus. „Nicht ich,“ ſprach der freundliche Mann, „der Sänger ſei gebeten, voranzugehen! Es iſt
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daher nicht dabei aufhalten, wollen die Reiſemüden
ruhig ihrem Nachtiſchſchlummer überlaſſen, noch einige
weitere Stunden überſpringen und uns am Abend
nach dem Dolmen begeben, wo bereits die Gemeinde
verſammelt iſt und dem Prieſter zu beiden Seiten die
Barden ſitzen. Blaue Talare ſind ihr ſtattliches Feſt¬
kleid, ihre Häupter unbedeckt, mit Eichenkränzen ge¬
ſchmückt. Die Pfahlbürger ſind bewaffnet; das war,
ausgenommen die heilige Betuchungsfeier, unzertrenn¬
lich von der Feſttracht bei allen Volksverſammlungen.
Der lange Bogen von Eibenholz hieng über die Schulter,
der Köcher über den Rücken, der Horndolch ſtack im
Gürtel, nur der Speer, die ſchwere Steinaxt war zu
Hauſe geblieben. Die Frauen und Töchter waren
nicht zu ſehen. Zwar verbot keine hergebrachte Sitte
ihre Zulaſſung, das Weib war nur von der politiſchen
Verſammlung, der Landsgemeinde, ausgeſchloſſen; allein
das ſchöne Geſchlecht hatte damals noch wenig Luſt,
belehrende, bildende Vorträge anzuhören, mit rührender
Offenherzigkeit wurde vielmehr geſtanden, man finde
dergleichen langweilig.
Nachdem Stille geboten war, erfolgte nun durch
Angus die feierliche Vorſtellung der Barden bei der
Gemeinde und an den Seanacha Feridun Kallar die
Einladung, ſeinen Vortrag zu beginnen. Er ſchlug
den Vortritt aus. „Nicht ich,“ ſprach der freundliche
Mann, „der Sänger ſei gebeten, voranzugehen! Es iſt
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/265>, abgerufen am 23.12.2024.
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