da rief: ,Wage es, mein Knecht Angus, dichte, dichte mir ein hohes Lied auf's Fest!' -- Ich habe gehorcht, ich habe es versucht. Ich bin bereit, die Frucht dieser schüchternen, doch innigen und muthigen Beflissenheit dem Urtheil der Gemeinde zu unterbreiten, nicht als gehässiger Nebenbuhler des geistvollen Barden, den ich verehre, sondern in der Meinung, es dürften vielleicht zwei Festgedichte in lieblicher Eintracht nebeneinander bestehen können und es wäre nicht unpassend, das eine zum Beginn, das andere zum Schluß der heiligen Handlung des Opfers zu singen."
Barde Kullur sprang sogleich, als Angus herab¬ gestiegen, auf die Bühne und betheuerte in ganz hei¬ terem Tone, daß er gern bereit sei, ganz zurückzutreten, er sei durchdrungen von der Ueberzeugung, daß ein Druide besser wissen müsse, was in einem geistlichen Festliede zu sagen sei, als ein Laie, ein Barde; auch glaube er im Sinne der ganzen achtbaren Versamm¬ lung zu handeln, wenn er ihn ergebenst und dringlich bitte, das Erzeugniß seiner Inspiration nicht länger den gespannt Harrenden vorzuenthalten, sondern un¬ verweilt vorzutragen.
Jetzt stieg wieder der Druide empor und ver¬ sicherte, das lasse einestheils seine Bescheidenheit nicht zu, daß er mit seinem schlichten Werke sich so un¬ mittelbar neben den berühmten Dichter dränge, und anderntheils bedürfe es zum Vortrag noch einiger
da rief: ‚Wage es, mein Knecht Angus, dichte, dichte mir ein hohes Lied auf's Feſt!‘ — Ich habe gehorcht, ich habe es verſucht. Ich bin bereit, die Frucht dieſer ſchüchternen, doch innigen und muthigen Befliſſenheit dem Urtheil der Gemeinde zu unterbreiten, nicht als gehäſſiger Nebenbuhler des geiſtvollen Barden, den ich verehre, ſondern in der Meinung, es dürften vielleicht zwei Feſtgedichte in lieblicher Eintracht nebeneinander beſtehen können und es wäre nicht unpaſſend, das eine zum Beginn, das andere zum Schluß der heiligen Handlung des Opfers zu ſingen.“
Barde Kullur ſprang ſogleich, als Angus herab¬ geſtiegen, auf die Bühne und betheuerte in ganz hei¬ terem Tone, daß er gern bereit ſei, ganz zurückzutreten, er ſei durchdrungen von der Ueberzeugung, daß ein Druide beſſer wiſſen müſſe, was in einem geiſtlichen Feſtliede zu ſagen ſei, als ein Laie, ein Barde; auch glaube er im Sinne der ganzen achtbaren Verſamm¬ lung zu handeln, wenn er ihn ergebenſt und dringlich bitte, das Erzeugniß ſeiner Inſpiration nicht länger den geſpannt Harrenden vorzuenthalten, ſondern un¬ verweilt vorzutragen.
Jetzt ſtieg wieder der Druide empor und ver¬ ſicherte, das laſſe einestheils ſeine Beſcheidenheit nicht zu, daß er mit ſeinem ſchlichten Werke ſich ſo un¬ mittelbar neben den berühmten Dichter dränge, und anderntheils bedürfe es zum Vortrag noch einiger
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da rief: ‚Wage es, mein Knecht Angus, dichte, dichte
mir ein hohes Lied auf's Feſt!‘ — Ich habe gehorcht,
ich habe es verſucht. Ich bin bereit, die Frucht dieſer
ſchüchternen, doch innigen und muthigen Befliſſenheit
dem Urtheil der Gemeinde zu unterbreiten, nicht als
gehäſſiger Nebenbuhler des geiſtvollen Barden, den ich
verehre, ſondern in der Meinung, es dürften vielleicht
zwei Feſtgedichte in lieblicher Eintracht nebeneinander
beſtehen können und es wäre nicht unpaſſend, das eine
zum Beginn, das andere zum Schluß der heiligen
Handlung des Opfers zu ſingen.“
Barde Kullur ſprang ſogleich, als Angus herab¬
geſtiegen, auf die Bühne und betheuerte in ganz hei¬
terem Tone, daß er gern bereit ſei, ganz zurückzutreten,
er ſei durchdrungen von der Ueberzeugung, daß ein
Druide beſſer wiſſen müſſe, was in einem geiſtlichen
Feſtliede zu ſagen ſei, als ein Laie, ein Barde; auch
glaube er im Sinne der ganzen achtbaren Verſamm¬
lung zu handeln, wenn er ihn ergebenſt und dringlich
bitte, das Erzeugniß ſeiner Inſpiration nicht länger
den geſpannt Harrenden vorzuenthalten, ſondern un¬
verweilt vorzutragen.
Jetzt ſtieg wieder der Druide empor und ver¬
ſicherte, das laſſe einestheils ſeine Beſcheidenheit nicht
zu, daß er mit ſeinem ſchlichten Werke ſich ſo un¬
mittelbar neben den berühmten Dichter dränge, und
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/271>, abgerufen am 23.12.2024.
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