das durchbohrte Brett an den Baum und sprach, indem er das erstere Werkzeug wieder vorzeigend in die Höhe hielt: "Seht, meine lieben Pfahlemannen, das nennt man einen Bohrer; das ließe sich von Erz nicht so gut herstellen, es bräche zu leicht; das Uebrige, Nagel und Hammer, kennt ihr, ihr habt es bis jetzt von Holz und Horn gehabt, aber das da -- was meint ihr? -- das battet doch anders! Denkt nun, was man Alles wird machen, was Alles aneinander be¬ festigen können, nachdem man diese Sachen hat! Mir ist unter Andrem der Gedanke gekommen, um wie viel halt¬ barer man die Wägen machen könnte, wenn man auf die Stirnseite der Räder, mit der sie am Boden laufen, ein Beschlag von derselben Masse, einen Reif nagelte; mit einem solchen Gestell könnte man doch wohl sicherer fahren, als mit unsern Rumpelkarren auf den wackligen, zusammengeflickten Rädern! Und also wie viel schneller! Da wird's gehen! Das wird hinsausen! Und so in tausend Dingen! Denkt euch nur zum Beispiel das Sägen! Stellt euch vor: Sägen von diesem hartzähen Stoff, richtig und scharf gezahnt! Braucht nicht jetzt ein Mann drei Wochen, bis er aus einem Stamm sechs Bretter gespalten hat? Das werden Leute sein, die das Alles erfinden, was sich aus dem Zeug noch machen läßt! In den Köpfen wird's aussehen! Und wenn's weiter und immer weiter getrieben wird, wenn's am Ende gar blitzschnell geht --"
das durchbohrte Brett an den Baum und ſprach, indem er das erſtere Werkzeug wieder vorzeigend in die Höhe hielt: „Seht, meine lieben Pfahlemannen, das nennt man einen Bohrer; das ließe ſich von Erz nicht ſo gut herſtellen, es bräche zu leicht; das Uebrige, Nagel und Hammer, kennt ihr, ihr habt es bis jetzt von Holz und Horn gehabt, aber das da — was meint ihr? — das battet doch anders! Denkt nun, was man Alles wird machen, was Alles aneinander be¬ feſtigen können, nachdem man dieſe Sachen hat! Mir iſt unter Andrem der Gedanke gekommen, um wie viel halt¬ barer man die Wägen machen könnte, wenn man auf die Stirnſeite der Räder, mit der ſie am Boden laufen, ein Beſchlag von derſelben Maſſe, einen Reif nagelte; mit einem ſolchen Geſtell könnte man doch wohl ſicherer fahren, als mit unſern Rumpelkarren auf den wackligen, zuſammengeflickten Rädern! Und alſo wie viel ſchneller! Da wird's gehen! Das wird hinſauſen! Und ſo in tauſend Dingen! Denkt euch nur zum Beiſpiel das Sägen! Stellt euch vor: Sägen von dieſem hartzähen Stoff, richtig und ſcharf gezahnt! Braucht nicht jetzt ein Mann drei Wochen, bis er aus einem Stamm ſechs Bretter geſpalten hat? Das werden Leute ſein, die das Alles erfinden, was ſich aus dem Zeug noch machen läßt! In den Köpfen wird's ausſehen! Und wenn's weiter und immer weiter getrieben wird, wenn's am Ende gar blitzſchnell geht —“
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das durchbohrte Brett an den Baum und ſprach, indem
er das erſtere Werkzeug wieder vorzeigend in die Höhe
hielt: „Seht, meine lieben Pfahlemannen, das nennt
man einen Bohrer; das ließe ſich von Erz nicht ſo
gut herſtellen, es bräche zu leicht; das Uebrige, Nagel
und Hammer, kennt ihr, ihr habt es bis jetzt von
Holz und Horn gehabt, aber das da — was meint
ihr? — das battet doch anders! Denkt nun, was
man Alles wird machen, was Alles aneinander be¬
feſtigen können, nachdem man dieſe Sachen hat! Mir iſt
unter Andrem der Gedanke gekommen, um wie viel halt¬
barer man die Wägen machen könnte, wenn man auf
die Stirnſeite der Räder, mit der ſie am Boden laufen,
ein Beſchlag von derſelben Maſſe, einen Reif nagelte;
mit einem ſolchen Geſtell könnte man doch wohl ſicherer
fahren, als mit unſern Rumpelkarren auf den wackligen,
zuſammengeflickten Rädern! Und alſo wie viel ſchneller!
Da wird's gehen! Das wird hinſauſen! Und ſo in
tauſend Dingen! Denkt euch nur zum Beiſpiel das
Sägen! Stellt euch vor: Sägen von dieſem hartzähen
Stoff, richtig und ſcharf gezahnt! Braucht nicht jetzt
ein Mann drei Wochen, bis er aus einem Stamm
ſechs Bretter geſpalten hat? Das werden Leute ſein,
die das Alles erfinden, was ſich aus dem Zeug noch
machen läßt! In den Köpfen wird's ausſehen! Und
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/280>, abgerufen am 23.12.2024.
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