Der böse Geist kam mit neuer Gewalt über ihn, er schoß wüthend im Zimmer hin und her und ergoß eine Flut von Schimpfwörtern auf die arme Brille. Ich suchte inzwischen am Boden herum; ich hob ein paar Hemden weg, die blank, aber zerzaust umherlagen, und mein Blick fiel auf ein Mausloch in einem Bret¬ terspalt; ich glaubte darin etwas schimmern zu sehen, strengte meine Augen an, die sich einer guten Seh¬ kraft erfreuen, und die Entdeckung war gemacht; ich nahm den schwergeärgerten Mann leicht am Arm und deutete schweigend auf die Stelle. Er stierte hin, er¬ kannte die vermißten Gläser und begann: "Sehen Sie recht hin! Bemerken Sie den Hohn, die teuflische Schadenfreude in diesem rein dämonischen Glasblick? Heraus mit dem ertappten Ungeheuer!"
Es war nicht leicht, die Brille aus dem Loch zu ziehen, die Mühe stand wirklich in Mißverhältniß zum Werthe des Gegenstands, endlich war es gelungen, er hielt sie in die Höhe, ließ sie von da fallen, rief mit feierlicher Stimme: "Todesurtheil! Supplicium!" hob den Fuß und zertrat sie mit dem Absatz, daß das Glas in kleinen Splittern und Staub umherflog.
"Ja, jetzt haben Sie aber ja keine Brille," sagte ich nach einer Pause des Staunens.
"Wird sich finden, diese Teufelsbestie wenigstens hat ihre Strafe für jahrelange unbeschreibliche Bosheit. Kommen Sie, da, sehen Sie!" Er zog seine Uhr
Der böſe Geiſt kam mit neuer Gewalt über ihn, er ſchoß wüthend im Zimmer hin und her und ergoß eine Flut von Schimpfwörtern auf die arme Brille. Ich ſuchte inzwiſchen am Boden herum; ich hob ein paar Hemden weg, die blank, aber zerzaust umherlagen, und mein Blick fiel auf ein Mausloch in einem Bret¬ terſpalt; ich glaubte darin etwas ſchimmern zu ſehen, ſtrengte meine Augen an, die ſich einer guten Seh¬ kraft erfreuen, und die Entdeckung war gemacht; ich nahm den ſchwergeärgerten Mann leicht am Arm und deutete ſchweigend auf die Stelle. Er ſtierte hin, er¬ kannte die vermißten Gläſer und begann: „Sehen Sie recht hin! Bemerken Sie den Hohn, die teufliſche Schadenfreude in dieſem rein dämoniſchen Glasblick? Heraus mit dem ertappten Ungeheuer!“
Es war nicht leicht, die Brille aus dem Loch zu ziehen, die Mühe ſtand wirklich in Mißverhältniß zum Werthe des Gegenſtands, endlich war es gelungen, er hielt ſie in die Höhe, ließ ſie von da fallen, rief mit feierlicher Stimme: „Todesurtheil! Supplicium!“ hob den Fuß und zertrat ſie mit dem Abſatz, daß das Glas in kleinen Splittern und Staub umherflog.
„Ja, jetzt haben Sie aber ja keine Brille,“ ſagte ich nach einer Pauſe des Staunens.
„Wird ſich finden, dieſe Teufelsbeſtie wenigſtens hat ihre Strafe für jahrelange unbeſchreibliche Bosheit. Kommen Sie, da, ſehen Sie!“ Er zog ſeine Uhr
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Der böſe Geiſt kam mit neuer Gewalt über ihn,
er ſchoß wüthend im Zimmer hin und her und ergoß
eine Flut von Schimpfwörtern auf die arme Brille.
Ich ſuchte inzwiſchen am Boden herum; ich hob ein
paar Hemden weg, die blank, aber zerzaust umherlagen,
und mein Blick fiel auf ein Mausloch in einem Bret¬
terſpalt; ich glaubte darin etwas ſchimmern zu ſehen,
ſtrengte meine Augen an, die ſich einer guten Seh¬
kraft erfreuen, und die Entdeckung war gemacht; ich
nahm den ſchwergeärgerten Mann leicht am Arm und
deutete ſchweigend auf die Stelle. Er ſtierte hin, er¬
kannte die vermißten Gläſer und begann: „Sehen Sie
recht hin! Bemerken Sie den Hohn, die teufliſche
Schadenfreude in dieſem rein dämoniſchen Glasblick?
Heraus mit dem ertappten Ungeheuer!“
Es war nicht leicht, die Brille aus dem Loch zu
ziehen, die Mühe ſtand wirklich in Mißverhältniß zum
Werthe des Gegenſtands, endlich war es gelungen, er
hielt ſie in die Höhe, ließ ſie von da fallen, rief mit
feierlicher Stimme: „Todesurtheil! Supplicium!“ hob
den Fuß und zertrat ſie mit dem Abſatz, daß das
Glas in kleinen Splittern und Staub umherflog.
„Ja, jetzt haben Sie aber ja keine Brille,“ ſagte
ich nach einer Pauſe des Staunens.
„Wird ſich finden, dieſe Teufelsbeſtie wenigſtens
hat ihre Strafe für jahrelange unbeſchreibliche Bosheit.
Kommen Sie, da, ſehen Sie!“ Er zog ſeine Uhr
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/32>, abgerufen am 22.12.2024.
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