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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879.

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der ganz ausnahmsweise dießmal eine Rolle bei der
Musik übernommen hatte. Es war der Dorfrätscher,
das heißt das Gemeindemitglied, welches mit jenem
Instrument, das man in einigen Gegenden Deutsch¬
lands eine Schnarre, in andern aber vermöge uralter
Ueberlieferung aus der damaligen Zeit eine Rätsche
nennt, zweierlei Verrichtungen vollzog. Als Ausrufer
kündigte dieser nützliche Mann die öffentlichen Bekannt¬
machungen durch die Klapperlaute seines Werkzeuges
an, wie seine Nachfolger in neuerer Zeit mit der Schelle,
als Flurschütz verscheuchte er durch sein Geräusch die
Vögel aus Obstpflanzungen und Aeckern. Die Rätsche
war gewaltig groß, gut zwei Ellen lang; er hätte
keinen Raum gehabt, sie zu drehen und zu treiben,
wenn er zu Dreien gegangen wäre, so beschloß er den
Zug als ungerader neunzehnter Mann. Er blickte
stolz, er fühlte die Ehre, dießmal durch besondere Ein¬
ladung des Druiden zur Kapelle gezogen zu sein.
Bei der Einübung hatte er sich sehr gelehrig erwiesen
und erprobte dieß schon jetzt durch richtiges und kräf¬
tiges Einfallen bei den stärkeren Stellen der uralten
Marschmelodie, unter deren Klängen in gleichem Schritt
und Tritt die Bande daher- und voranzog.

Nicht wenig reizte es die Neugierde der Knaben,
die den Zug umschwärmten, daß einige der Musiker,
namentlich die Bläser, stattliche, von unbekanntem In¬
halt strotzende Taschen an der Seite trugen. Diese

der ganz ausnahmsweiſe dießmal eine Rolle bei der
Muſik übernommen hatte. Es war der Dorfrätſcher,
das heißt das Gemeindemitglied, welches mit jenem
Inſtrument, das man in einigen Gegenden Deutſch¬
lands eine Schnarre, in andern aber vermöge uralter
Ueberlieferung aus der damaligen Zeit eine Rätſche
nennt, zweierlei Verrichtungen vollzog. Als Ausrufer
kündigte dieſer nützliche Mann die öffentlichen Bekannt¬
machungen durch die Klapperlaute ſeines Werkzeuges
an, wie ſeine Nachfolger in neuerer Zeit mit der Schelle,
als Flurſchütz verſcheuchte er durch ſein Geräuſch die
Vögel aus Obſtpflanzungen und Aeckern. Die Rätſche
war gewaltig groß, gut zwei Ellen lang; er hätte
keinen Raum gehabt, ſie zu drehen und zu treiben,
wenn er zu Dreien gegangen wäre, ſo beſchloß er den
Zug als ungerader neunzehnter Mann. Er blickte
ſtolz, er fühlte die Ehre, dießmal durch beſondere Ein¬
ladung des Druiden zur Kapelle gezogen zu ſein.
Bei der Einübung hatte er ſich ſehr gelehrig erwieſen
und erprobte dieß ſchon jetzt durch richtiges und kräf¬
tiges Einfallen bei den ſtärkeren Stellen der uralten
Marſchmelodie, unter deren Klängen in gleichem Schritt
und Tritt die Bande daher- und voranzog.

Nicht wenig reizte es die Neugierde der Knaben,
die den Zug umſchwärmten, daß einige der Muſiker,
namentlich die Bläſer, ſtattliche, von unbekanntem In¬
halt ſtrotzende Taſchen an der Seite trugen. Dieſe

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[319/0332] der ganz ausnahmsweiſe dießmal eine Rolle bei der Muſik übernommen hatte. Es war der Dorfrätſcher, das heißt das Gemeindemitglied, welches mit jenem Inſtrument, das man in einigen Gegenden Deutſch¬ lands eine Schnarre, in andern aber vermöge uralter Ueberlieferung aus der damaligen Zeit eine Rätſche nennt, zweierlei Verrichtungen vollzog. Als Ausrufer kündigte dieſer nützliche Mann die öffentlichen Bekannt¬ machungen durch die Klapperlaute ſeines Werkzeuges an, wie ſeine Nachfolger in neuerer Zeit mit der Schelle, als Flurſchütz verſcheuchte er durch ſein Geräuſch die Vögel aus Obſtpflanzungen und Aeckern. Die Rätſche war gewaltig groß, gut zwei Ellen lang; er hätte keinen Raum gehabt, ſie zu drehen und zu treiben, wenn er zu Dreien gegangen wäre, ſo beſchloß er den Zug als ungerader neunzehnter Mann. Er blickte ſtolz, er fühlte die Ehre, dießmal durch beſondere Ein¬ ladung des Druiden zur Kapelle gezogen zu ſein. Bei der Einübung hatte er ſich ſehr gelehrig erwieſen und erprobte dieß ſchon jetzt durch richtiges und kräf¬ tiges Einfallen bei den ſtärkeren Stellen der uralten Marſchmelodie, unter deren Klängen in gleichem Schritt und Tritt die Bande daher- und voranzog. Nicht wenig reizte es die Neugierde der Knaben, die den Zug umſchwärmten, daß einige der Muſiker, namentlich die Bläſer, ſtattliche, von unbekanntem In¬ halt ſtrotzende Taſchen an der Seite trugen. Dieſe

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/332>, abgerufen am 23.12.2024.