Religion als strenge und deutliche Wahrheit feststehe, das Zweite, daß diese Wahrheit, nachdem sie den Menschen ganz durchdrungen, nun auch ganz in Ge¬ fühlsleben sich umsetze und verwandle. Uebrigens er¬ wartet, wenn jemals, so gewiß auch dießmal, der große, furchtbare Grippo seinen besondern Fest- und Lobgesang. Dieser Pflicht wird mein Hymnus ent¬ sprechen und sich so zu einem dreigliedrigen gestalten. Noch bemerke ich, daß ich die achtbare Gemeinde für jetzt noch nicht zum Mitsingen aufzufordern für passend halte. Dem ersten Glied meiner Dichtung zwar ist eine alte strenge Weise zu Grunde gelegt, in welche die ehrenwerthen älteren Bürger schnell sich wieder ein¬ finden werden; anders aber verhält es sich mit den folgenden Gliedern, wo Dicht- und Tonkunst zu un¬ gewohnten Höhen kunstreicherer Bewegung sich auf¬ schwingt und unter dem Mitgesang Ungeübter leicht die Feinheiten, insbesondere der Instrumentalbegleitung, leiden könnten. Ich schlage vor, ich rathe: singen wir gemeinschaftlich das erste, größere, einfachere Glied meiner Trilogie heute Abend zum Beginn des Fest¬ schmauses und überlassen wir es der Zukunft, ob nach öfterem Vernehmen das Gehör der Gemeinde auch in die schwierigeren, kunstvoller wechselnden Weisen der folgenden zwei Glieder sich so eingewöhne, daß sie zum Volksgesange werden können."
Es erfolgte ein beifälliges Nicken, er hob die Hand
Religion als ſtrenge und deutliche Wahrheit feſtſtehe, das Zweite, daß dieſe Wahrheit, nachdem ſie den Menſchen ganz durchdrungen, nun auch ganz in Ge¬ fühlsleben ſich umſetze und verwandle. Uebrigens er¬ wartet, wenn jemals, ſo gewiß auch dießmal, der große, furchtbare Grippo ſeinen beſondern Feſt- und Lobgeſang. Dieſer Pflicht wird mein Hymnus ent¬ ſprechen und ſich ſo zu einem dreigliedrigen geſtalten. Noch bemerke ich, daß ich die achtbare Gemeinde für jetzt noch nicht zum Mitſingen aufzufordern für paſſend halte. Dem erſten Glied meiner Dichtung zwar iſt eine alte ſtrenge Weiſe zu Grunde gelegt, in welche die ehrenwerthen älteren Bürger ſchnell ſich wieder ein¬ finden werden; anders aber verhält es ſich mit den folgenden Gliedern, wo Dicht- und Tonkunſt zu un¬ gewohnten Höhen kunſtreicherer Bewegung ſich auf¬ ſchwingt und unter dem Mitgeſang Ungeübter leicht die Feinheiten, insbeſondere der Inſtrumentalbegleitung, leiden könnten. Ich ſchlage vor, ich rathe: ſingen wir gemeinſchaftlich das erſte, größere, einfachere Glied meiner Trilogie heute Abend zum Beginn des Feſt¬ ſchmauſes und überlaſſen wir es der Zukunft, ob nach öfterem Vernehmen das Gehör der Gemeinde auch in die ſchwierigeren, kunſtvoller wechſelnden Weiſen der folgenden zwei Glieder ſich ſo eingewöhne, daß ſie zum Volksgeſange werden können.“
Es erfolgte ein beifälliges Nicken, er hob die Hand
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Religion als ſtrenge und deutliche Wahrheit feſtſtehe,
das Zweite, daß dieſe Wahrheit, nachdem ſie den
Menſchen ganz durchdrungen, nun auch ganz in Ge¬
fühlsleben ſich umſetze und verwandle. Uebrigens er¬
wartet, wenn jemals, ſo gewiß auch dießmal, der
große, furchtbare Grippo ſeinen beſondern Feſt- und
Lobgeſang. Dieſer Pflicht wird mein Hymnus ent¬
ſprechen und ſich ſo zu einem dreigliedrigen geſtalten.
Noch bemerke ich, daß ich die achtbare Gemeinde für
jetzt noch nicht zum Mitſingen aufzufordern für paſſend
halte. Dem erſten Glied meiner Dichtung zwar iſt
eine alte ſtrenge Weiſe zu Grunde gelegt, in welche
die ehrenwerthen älteren Bürger ſchnell ſich wieder ein¬
finden werden; anders aber verhält es ſich mit den
folgenden Gliedern, wo Dicht- und Tonkunſt zu un¬
gewohnten Höhen kunſtreicherer Bewegung ſich auf¬
ſchwingt und unter dem Mitgeſang Ungeübter leicht
die Feinheiten, insbeſondere der Inſtrumentalbegleitung,
leiden könnten. Ich ſchlage vor, ich rathe: ſingen
wir gemeinſchaftlich das erſte, größere, einfachere Glied
meiner Trilogie heute Abend zum Beginn des Feſt¬
ſchmauſes und überlaſſen wir es der Zukunft, ob nach
öfterem Vernehmen das Gehör der Gemeinde auch in
die ſchwierigeren, kunſtvoller wechſelnden Weiſen der
folgenden zwei Glieder ſich ſo eingewöhne, daß ſie zum
Volksgeſange werden können.“
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/339>, abgerufen am 23.12.2024.
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