gesunden Begriffe verwirrt; ich verzichtete auf weiteres Eingehen und bat ihn, das Trauerspiel von Haken und Uhr zu vollenden.
"Ja, so, ja, also: der Haken schliech in einer Nacht über das Tischchen, worauf ich die Uhr achtsam gelegt, leise hinüber nach dem Bett, nestelte sich in eine Naht des Kissenüberzugs ein, das Kissen war mir überflüssig, ich hob es rasch und warf es an das Fußende des Bettes, die Uhr nun natürlich mit; in einem prächtigen Bogen schwang sie sich an die Wand und fiel mit zersplittertem Glase nieder. Es war genug. Ich zer¬ trat sie feierlich wie diese Verbrecherin von Brille, der Kobold gab dabei einen Ton von sich, einen Pfiff wie eine verfolgte Maus, ich kann schwören, daß es ein Laut war, der nicht im Umfang der physikalischen Natur liegt. Nun, dann habe ich mir hier diese be¬ scheidene Zeigerin der Zeit um niederträchtig geringes Geld gekauft; betrachten Sie die Gute: bemerken Sie den Ausdruck von Biederkeit in diesen schlichten Zügen; seit zwanzig Jahren dient sie mir -- unberufen, un¬ berufen! -- treu und ehrlich, ja ich kann sagen, nicht Einen Verdruß hat sie mir bereitet. Die goldene Uhren¬ kette hat jetzt mein Bedienter, der Haken wurde zu schmachvollem Tod in der Kloake verdammt und ich trage meine redliche Zwiebel an dieser sanftgearteten seidenen Schnur; Johann, der muntre Seifensieder."
A. E. war während dieser Darstellung, in deren
geſunden Begriffe verwirrt; ich verzichtete auf weiteres Eingehen und bat ihn, das Trauerſpiel von Haken und Uhr zu vollenden.
„Ja, ſo, ja, alſo: der Haken ſchliech in einer Nacht über das Tiſchchen, worauf ich die Uhr achtſam gelegt, leiſe hinüber nach dem Bett, neſtelte ſich in eine Naht des Kiſſenüberzugs ein, das Kiſſen war mir überflüſſig, ich hob es raſch und warf es an das Fußende des Bettes, die Uhr nun natürlich mit; in einem prächtigen Bogen ſchwang ſie ſich an die Wand und fiel mit zerſplittertem Glaſe nieder. Es war genug. Ich zer¬ trat ſie feierlich wie dieſe Verbrecherin von Brille, der Kobold gab dabei einen Ton von ſich, einen Pfiff wie eine verfolgte Maus, ich kann ſchwören, daß es ein Laut war, der nicht im Umfang der phyſikaliſchen Natur liegt. Nun, dann habe ich mir hier dieſe be¬ ſcheidene Zeigerin der Zeit um niederträchtig geringes Geld gekauft; betrachten Sie die Gute: bemerken Sie den Ausdruck von Biederkeit in dieſen ſchlichten Zügen; ſeit zwanzig Jahren dient ſie mir — unberufen, un¬ berufen! — treu und ehrlich, ja ich kann ſagen, nicht Einen Verdruß hat ſie mir bereitet. Die goldene Uhren¬ kette hat jetzt mein Bedienter, der Haken wurde zu ſchmachvollem Tod in der Kloake verdammt und ich trage meine redliche Zwiebel an dieſer ſanftgearteten ſeidenen Schnur; Johann, der muntre Seifenſieder.“
A. E. war während dieſer Darſtellung, in deren
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geſunden Begriffe verwirrt; ich verzichtete auf weiteres
Eingehen und bat ihn, das Trauerſpiel von Haken
und Uhr zu vollenden.
„Ja, ſo, ja, alſo: der Haken ſchliech in einer Nacht
über das Tiſchchen, worauf ich die Uhr achtſam gelegt,
leiſe hinüber nach dem Bett, neſtelte ſich in eine Naht
des Kiſſenüberzugs ein, das Kiſſen war mir überflüſſig,
ich hob es raſch und warf es an das Fußende des
Bettes, die Uhr nun natürlich mit; in einem prächtigen
Bogen ſchwang ſie ſich an die Wand und fiel mit
zerſplittertem Glaſe nieder. Es war genug. Ich zer¬
trat ſie feierlich wie dieſe Verbrecherin von Brille, der
Kobold gab dabei einen Ton von ſich, einen Pfiff wie
eine verfolgte Maus, ich kann ſchwören, daß es ein
Laut war, der nicht im Umfang der phyſikaliſchen
Natur liegt. Nun, dann habe ich mir hier dieſe be¬
ſcheidene Zeigerin der Zeit um niederträchtig geringes
Geld gekauft; betrachten Sie die Gute: bemerken Sie
den Ausdruck von Biederkeit in dieſen ſchlichten Zügen;
ſeit zwanzig Jahren dient ſie mir — unberufen, un¬
berufen! — treu und ehrlich, ja ich kann ſagen, nicht
Einen Verdruß hat ſie mir bereitet. Die goldene Uhren¬
kette hat jetzt mein Bedienter, der Haken wurde zu
ſchmachvollem Tod in der Kloake verdammt und ich
trage meine redliche Zwiebel an dieſer ſanftgearteten
ſeidenen Schnur; Johann, der muntre Seifenſieder.“
A. E. war während dieſer Darſtellung, in deren
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/35>, abgerufen am 22.12.2024.
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