Breite er sich zu gefallen schien, ganz ruhig geworden und fuhr gelassen fort:
"Jetzt das Uebrige! Die übrige Geschichte dieser schwarzen Morgenstunde!
"Zuerst springen an drei Hemden die Knöpfchen ab, da ich sie anziehen will. Ja, ja, so ein Hemd¬ knopf! Ein Bär stellt sich ehrlich zum Kampf; ich weiß, was ich zu thun, wie ich meine Waffe anzu¬ wenden habe; einen hundertjährigen Eichbaum kann ich mit Kraft und Ausdauer umhauen; aber der Knirps! Ich soll Kraft anwenden, denn die Bestie will absolut nicht durch's Knopfloch, und ich soll sie zugleich ebenso sehr gar nicht anwenden, sondern ganz fein und leicht mit den Fingerspitzen arbeiten, und indem ich mich placke, schinde, abrackere, foltere, tödte, das Wider¬ sprechende zu leisten, -- o lustig! springt die Schmach¬ canaille erst recht ab! Die Teufel nehmen Besitz vom Weibe, uns dieß Scheusliche zu bereiten. Ich habe es von glaubwürdigen, wahrheitliebenden und beson¬ nenen Ehemännern: wegen der Hemdknöpfchen heirathet man und dann ist es erst recht nichts damit. -- Weiter! -- Nur im Vorbeigehen will ich anführen, daß mich zuerst beim Ankleiden ein höchst ränkesüchtiges Armloch gute fünf Minuten lang insultirt hat, -- dabei blieb ich aber noch ganz ruhig -- denn ich kann mich be¬ herrschen, mein Herr! Nun aber sehen Sie diesen Schlüssel" -- er zog einen kleinen Schlüssel hervor,
Breite er ſich zu gefallen ſchien, ganz ruhig geworden und fuhr gelaſſen fort:
„Jetzt das Uebrige! Die übrige Geſchichte dieſer ſchwarzen Morgenſtunde!
„Zuerſt ſpringen an drei Hemden die Knöpfchen ab, da ich ſie anziehen will. Ja, ja, ſo ein Hemd¬ knopf! Ein Bär ſtellt ſich ehrlich zum Kampf; ich weiß, was ich zu thun, wie ich meine Waffe anzu¬ wenden habe; einen hundertjährigen Eichbaum kann ich mit Kraft und Ausdauer umhauen; aber der Knirps! Ich ſoll Kraft anwenden, denn die Beſtie will abſolut nicht durch's Knopfloch, und ich ſoll ſie zugleich ebenſo ſehr gar nicht anwenden, ſondern ganz fein und leicht mit den Fingerſpitzen arbeiten, und indem ich mich placke, ſchinde, abrackere, foltere, tödte, das Wider¬ ſprechende zu leiſten, — o luſtig! ſpringt die Schmach¬ canaille erſt recht ab! Die Teufel nehmen Beſitz vom Weibe, uns dieß Scheusliche zu bereiten. Ich habe es von glaubwürdigen, wahrheitliebenden und beſon¬ nenen Ehemännern: wegen der Hemdknöpfchen heirathet man und dann iſt es erſt recht nichts damit. — Weiter! — Nur im Vorbeigehen will ich anführen, daß mich zuerſt beim Ankleiden ein höchſt ränkeſüchtiges Armloch gute fünf Minuten lang inſultirt hat, — dabei blieb ich aber noch ganz ruhig — denn ich kann mich be¬ herrſchen, mein Herr! Nun aber ſehen Sie dieſen Schlüſſel“ — er zog einen kleinen Schlüſſel hervor,
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Breite er ſich zu gefallen ſchien, ganz ruhig geworden
und fuhr gelaſſen fort:
„Jetzt das Uebrige! Die übrige Geſchichte dieſer
ſchwarzen Morgenſtunde!
„Zuerſt ſpringen an drei Hemden die Knöpfchen
ab, da ich ſie anziehen will. Ja, ja, ſo ein Hemd¬
knopf! Ein Bär ſtellt ſich ehrlich zum Kampf; ich
weiß, was ich zu thun, wie ich meine Waffe anzu¬
wenden habe; einen hundertjährigen Eichbaum kann
ich mit Kraft und Ausdauer umhauen; aber der Knirps!
Ich ſoll Kraft anwenden, denn die Beſtie will abſolut
nicht durch's Knopfloch, und ich ſoll ſie zugleich ebenſo
ſehr gar nicht anwenden, ſondern ganz fein und leicht
mit den Fingerſpitzen arbeiten, und indem ich mich
placke, ſchinde, abrackere, foltere, tödte, das Wider¬
ſprechende zu leiſten, — o luſtig! ſpringt die Schmach¬
canaille erſt recht ab! Die Teufel nehmen Beſitz vom
Weibe, uns dieß Scheusliche zu bereiten. Ich habe
es von glaubwürdigen, wahrheitliebenden und beſon¬
nenen Ehemännern: wegen der Hemdknöpfchen heirathet
man und dann iſt es erſt recht nichts damit. — Weiter!
— Nur im Vorbeigehen will ich anführen, daß mich
zuerſt beim Ankleiden ein höchſt ränkeſüchtiges Armloch
gute fünf Minuten lang inſultirt hat, — dabei blieb
ich aber noch ganz ruhig — denn ich kann mich be¬
herrſchen, mein Herr! Nun aber ſehen Sie dieſen
Schlüſſel“ — er zog einen kleinen Schlüſſel hervor,
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/36>, abgerufen am 22.12.2024.
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