dann gedehnt anschwellenden oder wellig geschlängelten, dann wieder aufschreienden, bellenden, grellrätschenden Instrumentaltönen losgelassen wurde. Es war dem Dichter und Komponisten gelungen, ein höllisches Kon¬ zert, einen Hexensabbath zu entfesseln, dem in jetziger Zeit kaum der Gehörsnerv eines Ochsen gewachsen wäre. Das Unmögliche war wirklich gemacht: diese Musik erst war ganz und wahrhaft nicht nur entwickelter Vokal, sondern -- wie es der Stabreim mit sich brachte -- sogar entwickelter Konsonant. Die G, die D, die Pf, die St, die L, wieder die G, die Sch, von Neuem die St, die W, die H, die Z, die F, die B, die abermaligen L, endlich noch einmal die G als Gr wurden -- weiß der Himmel, vermöge welcherlei unaussprechlicher Verwendung der aufgeführten Instru¬ mente mit ihren neuen Zusätzen, wozu noch klappernde Büschel von Hölzchen, Säckchen voll kleiner Steine und aus dem Reiche der Fauna getrocknete Gansgurgeln mitwirken mußten, -- alle diese Laute wurden bis zu vollendeter Charakteristik ihres tiefen Sinnausdrucks reproduzirt. Die wilde Musik der ungarischen Zigeuner sei, sagt man, in Noten nicht darzustellen -- von solcher Schwierigkeit war der große Künstler Angus durch den Umstand befreit, daß es damals noch keine gab; -- sagen wir aber nicht: Noten, sondern: Gesetz --: nur ein Prophet, der das Senkblei seines Geistes in den Abgrund noch verhüllter Weltordnungen niederzulassen
dann gedehnt anſchwellenden oder wellig geſchlängelten, dann wieder aufſchreienden, bellenden, grellrätſchenden Inſtrumentaltönen losgelaſſen wurde. Es war dem Dichter und Komponiſten gelungen, ein hölliſches Kon¬ zert, einen Hexenſabbath zu entfeſſeln, dem in jetziger Zeit kaum der Gehörsnerv eines Ochſen gewachſen wäre. Das Unmögliche war wirklich gemacht: dieſe Muſik erſt war ganz und wahrhaft nicht nur entwickelter Vokal, ſondern — wie es der Stabreim mit ſich brachte — ſogar entwickelter Konſonant. Die G, die D, die Pf, die St, die L, wieder die G, die Sch, von Neuem die St, die W, die H, die Z, die F, die B, die abermaligen L, endlich noch einmal die G als Gr wurden — weiß der Himmel, vermöge welcherlei unausſprechlicher Verwendung der aufgeführten Inſtru¬ mente mit ihren neuen Zuſätzen, wozu noch klappernde Büſchel von Hölzchen, Säckchen voll kleiner Steine und aus dem Reiche der Fauna getrocknete Gansgurgeln mitwirken mußten, — alle dieſe Laute wurden bis zu vollendeter Charakteriſtik ihres tiefen Sinnausdrucks reproduzirt. Die wilde Muſik der ungariſchen Zigeuner ſei, ſagt man, in Noten nicht darzuſtellen — von ſolcher Schwierigkeit war der große Künſtler Angus durch den Umſtand befreit, daß es damals noch keine gab; — ſagen wir aber nicht: Noten, ſondern: Geſetz —: nur ein Prophet, der das Senkblei ſeines Geiſtes in den Abgrund noch verhüllter Weltordnungen niederzulaſſen
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dann gedehnt anſchwellenden oder wellig geſchlängelten,
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Dichter und Komponiſten gelungen, ein hölliſches Kon¬
zert, einen Hexenſabbath zu entfeſſeln, dem in jetziger
Zeit kaum der Gehörsnerv eines Ochſen gewachſen wäre.
Das Unmögliche war wirklich gemacht: dieſe Muſik
erſt war ganz und wahrhaft nicht nur entwickelter
Vokal, ſondern — wie es der Stabreim mit ſich brachte
— ſogar entwickelter Konſonant. Die G, die D, die
Pf, die St, die L, wieder die G, die Sch, von
Neuem die St, die W, die H, die Z, die F, die B,
die abermaligen L, endlich noch einmal die G als
Gr wurden — weiß der Himmel, vermöge welcherlei
unausſprechlicher Verwendung der aufgeführten Inſtru¬
mente mit ihren neuen Zuſätzen, wozu noch klappernde
Büſchel von Hölzchen, Säckchen voll kleiner Steine und
aus dem Reiche der Fauna getrocknete Gansgurgeln
mitwirken mußten, — alle dieſe Laute wurden bis zu
vollendeter Charakteriſtik ihres tiefen Sinnausdrucks
reproduzirt. Die wilde Muſik der ungariſchen Zigeuner
ſei, ſagt man, in Noten nicht darzuſtellen — von
ſolcher Schwierigkeit war der große Künſtler Angus
durch den Umſtand befreit, daß es damals noch keine
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/352>, abgerufen am 23.12.2024.
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