von Weh und Entzücken geschüttelt halbtodt zappelnd an der Erde. Andere, im Verein mit der empfänglichen Mehrzahl der Männer, jubelten, jauchzten, klatschten sich die Hände fast blutig, schrieen, tobten, weinten, Einige waren vom St. Veitstanz ergriffen, Andere tanzten Figuren, die mehr dem Saltarello und der Tarantella gliechen, die Mehrzahl stürzte, von heiliger Wuth ergriffen, auf den Meister zu, ihn zu umarmen. Er aber stand ruhig, hielt sie ab und als er sich noth¬ dürftig Stille geschafft, sprach er: "Ihr habt nun ge¬ hört, was wir können! An euch liegt es, ob es künftig eine Pfahlvolkmusik geben soll!"
Dieses große Wort brachte die Nerven zur Ruhe, indem es vor das innere Auge ein Zukunftsbild hin¬ stellte, an welchem die Geister still hinaufstaunten. Als sie, so beschwichtigt, nach Möglichkeit zu sich gekommen waren, stieg in der Gemeinde die Erinnerung an das von Grippo verschmähte Opfer und hiemit die Frage auf, was nun in dieser Rücksicht geschehen solle. Die Frage wurde laut, durchlief die Reihen und ge¬ langte durch einen Gemeindeältesten an den Priester. Er schwieg mit geheimnißvollem Ausdruck im Blick und, als hätte er gar nicht gehört, rief er dann in ganz gemüthlichem Tone: "Wir haben unsere Seelen zu tiefem, andachtsvollem Ernste gesammelt, haben sie hoch, höchst, zum Höchsten empor angespannt, laßt sie uns nunmehr abspannen! Laßt uns Kinder sein, uns
von Weh und Entzücken geſchüttelt halbtodt zappelnd an der Erde. Andere, im Verein mit der empfänglichen Mehrzahl der Männer, jubelten, jauchzten, klatſchten ſich die Hände faſt blutig, ſchrieen, tobten, weinten, Einige waren vom St. Veitstanz ergriffen, Andere tanzten Figuren, die mehr dem Saltarello und der Tarantella gliechen, die Mehrzahl ſtürzte, von heiliger Wuth ergriffen, auf den Meiſter zu, ihn zu umarmen. Er aber ſtand ruhig, hielt ſie ab und als er ſich noth¬ dürftig Stille geſchafft, ſprach er: „Ihr habt nun ge¬ hört, was wir können! An euch liegt es, ob es künftig eine Pfahlvolkmuſik geben ſoll!“
Dieſes große Wort brachte die Nerven zur Ruhe, indem es vor das innere Auge ein Zukunftsbild hin¬ ſtellte, an welchem die Geiſter ſtill hinaufſtaunten. Als ſie, ſo beſchwichtigt, nach Möglichkeit zu ſich gekommen waren, ſtieg in der Gemeinde die Erinnerung an das von Grippo verſchmähte Opfer und hiemit die Frage auf, was nun in dieſer Rückſicht geſchehen ſolle. Die Frage wurde laut, durchlief die Reihen und ge¬ langte durch einen Gemeindeälteſten an den Prieſter. Er ſchwieg mit geheimnißvollem Ausdruck im Blick und, als hätte er gar nicht gehört, rief er dann in ganz gemüthlichem Tone: „Wir haben unſere Seelen zu tiefem, andachtsvollem Ernſte geſammelt, haben ſie hoch, höchſt, zum Höchſten empor angeſpannt, laßt ſie uns nunmehr abſpannen! Laßt uns Kinder ſein, uns
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von Weh und Entzücken geſchüttelt halbtodt zappelnd
an der Erde. Andere, im Verein mit der empfänglichen
Mehrzahl der Männer, jubelten, jauchzten, klatſchten
ſich die Hände faſt blutig, ſchrieen, tobten, weinten,
Einige waren vom St. Veitstanz ergriffen, Andere
tanzten Figuren, die mehr dem Saltarello und der
Tarantella gliechen, die Mehrzahl ſtürzte, von heiliger
Wuth ergriffen, auf den Meiſter zu, ihn zu umarmen.
Er aber ſtand ruhig, hielt ſie ab und als er ſich noth¬
dürftig Stille geſchafft, ſprach er: „Ihr habt nun ge¬
hört, was wir können! An euch liegt es, ob es künftig
eine Pfahlvolkmuſik geben ſoll!“
Dieſes große Wort brachte die Nerven zur Ruhe,
indem es vor das innere Auge ein Zukunftsbild hin¬
ſtellte, an welchem die Geiſter ſtill hinaufſtaunten. Als
ſie, ſo beſchwichtigt, nach Möglichkeit zu ſich gekommen
waren, ſtieg in der Gemeinde die Erinnerung an
das von Grippo verſchmähte Opfer und hiemit die
Frage auf, was nun in dieſer Rückſicht geſchehen ſolle.
Die Frage wurde laut, durchlief die Reihen und ge¬
langte durch einen Gemeindeälteſten an den Prieſter.
Er ſchwieg mit geheimnißvollem Ausdruck im Blick
und, als hätte er gar nicht gehört, rief er dann in
ganz gemüthlichem Tone: „Wir haben unſere Seelen
zu tiefem, andachtsvollem Ernſte geſammelt, haben ſie
hoch, höchſt, zum Höchſten empor angeſpannt, laßt ſie
uns nunmehr abſpannen! Laßt uns Kinder ſein, uns
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/355>, abgerufen am 23.12.2024.
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