nicht ohne nachdrücklichen Einschnitt. Man vernahm plötzlich ein furchtbares Grunzen, ein eigenthümliches Schnarchen, Speien, Prusten. Der Tanz stand augen¬ blicklich still. Aufgerichtet horchten die sämmtlichen Thiere. Ein Drachenungethüm wackelte auf die Bühne, es spie Feuer, glutroth funkelten seine Augen, ein rother Kamm bekrönte schrecklich seinen krokodilähnlichen Kopf, kurze Flügel schwankten auf seinem Rücken, lang hin starrte sein schuppiger Schwanz. Die Thiere stieben auseinander, der Drache wirbelt auf der leeren Bühne um seine Axe, zuerst die Bären sind es, die vorsichtig wieder den Kopf hereinstrecken, sie wagen sich herbei, der Petz wirft sich dem Ungethüm rittlings auf den Hals und bearbeitet seinen Kopf mit den Tatzen, die Bärin, ermuthigt, steigt auf seinen stachligen Rücken, die Jungen setzen sich auf seinen Schwanz, in wilderen und wilderen Kreisen wirbelt das Scheusal. Jetzt ge¬ schieht ein kleiner Unschick. Die Drachenmaske war mühsam und sinnreich genug, doch eben nicht allzu haltbar aus Leinwand und Bast zusammengestoppelt und mit dem Nöthigen ausgestattet, um Feuer zu speien, -- der Künstler war derselbe Bappabuk, der die Festscheibe erbildet hatte. Bis dahin war es nun ganz ordentlich gegangen, jetzt aber fieng der Drache auf einmal an, ganz menschlich zu husten, gleichzeitig fiel ein Kohlenbecken aus seinem Rachen, und eine Hand fuhr heraus und griff darnach. Dank der Höhe,
nicht ohne nachdrücklichen Einſchnitt. Man vernahm plötzlich ein furchtbares Grunzen, ein eigenthümliches Schnarchen, Speien, Pruſten. Der Tanz ſtand augen¬ blicklich ſtill. Aufgerichtet horchten die ſämmtlichen Thiere. Ein Drachenungethüm wackelte auf die Bühne, es ſpie Feuer, glutroth funkelten ſeine Augen, ein rother Kamm bekrönte ſchrecklich ſeinen krokodilähnlichen Kopf, kurze Flügel ſchwankten auf ſeinem Rücken, lang hin ſtarrte ſein ſchuppiger Schwanz. Die Thiere ſtieben auseinander, der Drache wirbelt auf der leeren Bühne um ſeine Axe, zuerſt die Bären ſind es, die vorſichtig wieder den Kopf hereinſtrecken, ſie wagen ſich herbei, der Petz wirft ſich dem Ungethüm rittlings auf den Hals und bearbeitet ſeinen Kopf mit den Tatzen, die Bärin, ermuthigt, ſteigt auf ſeinen ſtachligen Rücken, die Jungen ſetzen ſich auf ſeinen Schwanz, in wilderen und wilderen Kreiſen wirbelt das Scheuſal. Jetzt ge¬ ſchieht ein kleiner Unſchick. Die Drachenmaske war mühſam und ſinnreich genug, doch eben nicht allzu haltbar aus Leinwand und Baſt zuſammengeſtoppelt und mit dem Nöthigen ausgeſtattet, um Feuer zu ſpeien, — der Künſtler war derſelbe Bappabuk, der die Feſtſcheibe erbildet hatte. Bis dahin war es nun ganz ordentlich gegangen, jetzt aber fieng der Drache auf einmal an, ganz menſchlich zu huſten, gleichzeitig fiel ein Kohlenbecken aus ſeinem Rachen, und eine Hand fuhr heraus und griff darnach. Dank der Höhe,
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nicht ohne nachdrücklichen Einſchnitt. Man vernahm
plötzlich ein furchtbares Grunzen, ein eigenthümliches
Schnarchen, Speien, Pruſten. Der Tanz ſtand augen¬
blicklich ſtill. Aufgerichtet horchten die ſämmtlichen
Thiere. Ein Drachenungethüm wackelte auf die Bühne,
es ſpie Feuer, glutroth funkelten ſeine Augen, ein rother
Kamm bekrönte ſchrecklich ſeinen krokodilähnlichen Kopf,
kurze Flügel ſchwankten auf ſeinem Rücken, lang hin
ſtarrte ſein ſchuppiger Schwanz. Die Thiere ſtieben
auseinander, der Drache wirbelt auf der leeren Bühne
um ſeine Axe, zuerſt die Bären ſind es, die vorſichtig
wieder den Kopf hereinſtrecken, ſie wagen ſich herbei,
der Petz wirft ſich dem Ungethüm rittlings auf den
Hals und bearbeitet ſeinen Kopf mit den Tatzen, die
Bärin, ermuthigt, ſteigt auf ſeinen ſtachligen Rücken,
die Jungen ſetzen ſich auf ſeinen Schwanz, in wilderen
und wilderen Kreiſen wirbelt das Scheuſal. Jetzt ge¬
ſchieht ein kleiner Unſchick. Die Drachenmaske war
mühſam und ſinnreich genug, doch eben nicht allzu
haltbar aus Leinwand und Baſt zuſammengeſtoppelt
und mit dem Nöthigen ausgeſtattet, um Feuer zu
ſpeien, — der Künſtler war derſelbe Bappabuk, der
die Feſtſcheibe erbildet hatte. Bis dahin war es nun
ganz ordentlich gegangen, jetzt aber fieng der Drache
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fiel ein Kohlenbecken aus ſeinem Rachen, und eine
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/362>, abgerufen am 23.12.2024.
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