physik ist, Lehre vom Geisterreich. Das heißt, ich ver¬ muthe, daß Sie es zugeben, wiewohl ich es Ihnen philosophisch eigentlich noch nicht begründet habe, denn was Sie sicherlich bereits erkannt haben, das ist die all¬ gemeine Tendenziosität, ja Animosität des Objekts, des sogenannten Körpers, was die bisherige Physik geistlos mit Namen wie: Gesetz der Schwere, Statik und der¬ gleichen bezeichnet hat, während es vielmehr aus Ein¬ wohnung böser Geister herzuleiten ist."
Der Fremde hatte inzwischen einen länglichen Brod¬ laib höchst kunstgerecht, wie man es wohl im "Kur¬ märker und die Picarde" vom preußischen Landwehr¬ mann verrichten sieht, der Länge nach entzweigeschnitten und war eben beschäftigt, die Butter schön und glatt wie mit einem Modellirholz aufzustreichen; er hielt bei diesen Worten einen Augenblick inne, warf unter den buschigen Brauen einen sonderbaren Blick nach uns herüber und fuhr dann nachdenklich in seinem plasti¬ schen Geschäfte fort, indem er öfters mit einem Aus¬ druck von Staunen und Ironie den Kopf hin und her wiegte. Es kam mir der Gedanke, ob A. E. auf ihn berechne. Es schien entschieden nicht. Er hatte auf den Eintretenden nur einen raschen Blick geworfen, freilich einen scharf erfassenden, denn sein Auge pflegte zu blicken, als wäre eine fest greifende Hand darin, doch nicht ein Zeichen ließ vermuthen, daß er sich weiter um den Unbekannten kümmere.
phyſik iſt, Lehre vom Geiſterreich. Das heißt, ich ver¬ muthe, daß Sie es zugeben, wiewohl ich es Ihnen philoſophiſch eigentlich noch nicht begründet habe, denn was Sie ſicherlich bereits erkannt haben, das iſt die all¬ gemeine Tendenzioſität, ja Animoſität des Objekts, des ſogenannten Körpers, was die bisherige Phyſik geiſtlos mit Namen wie: Geſetz der Schwere, Statik und der¬ gleichen bezeichnet hat, während es vielmehr aus Ein¬ wohnung böſer Geiſter herzuleiten iſt.“
Der Fremde hatte inzwiſchen einen länglichen Brod¬ laib höchſt kunſtgerecht, wie man es wohl im „Kur¬ märker und die Picarde“ vom preußiſchen Landwehr¬ mann verrichten ſieht, der Länge nach entzweigeſchnitten und war eben beſchäftigt, die Butter ſchön und glatt wie mit einem Modellirholz aufzuſtreichen; er hielt bei dieſen Worten einen Augenblick inne, warf unter den buſchigen Brauen einen ſonderbaren Blick nach uns herüber und fuhr dann nachdenklich in ſeinem plaſti¬ ſchen Geſchäfte fort, indem er öfters mit einem Aus¬ druck von Staunen und Ironie den Kopf hin und her wiegte. Es kam mir der Gedanke, ob A. E. auf ihn berechne. Es ſchien entſchieden nicht. Er hatte auf den Eintretenden nur einen raſchen Blick geworfen, freilich einen ſcharf erfaſſenden, denn ſein Auge pflegte zu blicken, als wäre eine feſt greifende Hand darin, doch nicht ein Zeichen ließ vermuthen, daß er ſich weiter um den Unbekannten kümmere.
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phyſik iſt, Lehre vom Geiſterreich. Das heißt, ich ver¬
muthe, daß Sie es zugeben, wiewohl ich es Ihnen
philoſophiſch eigentlich noch nicht begründet habe, denn
was Sie ſicherlich bereits erkannt haben, das iſt die all¬
gemeine Tendenzioſität, ja Animoſität des Objekts, des
ſogenannten Körpers, was die bisherige Phyſik geiſtlos
mit Namen wie: Geſetz der Schwere, Statik und der¬
gleichen bezeichnet hat, während es vielmehr aus Ein¬
wohnung böſer Geiſter herzuleiten iſt.“
Der Fremde hatte inzwiſchen einen länglichen Brod¬
laib höchſt kunſtgerecht, wie man es wohl im „Kur¬
märker und die Picarde“ vom preußiſchen Landwehr¬
mann verrichten ſieht, der Länge nach entzweigeſchnitten
und war eben beſchäftigt, die Butter ſchön und glatt
wie mit einem Modellirholz aufzuſtreichen; er hielt bei
dieſen Worten einen Augenblick inne, warf unter den
buſchigen Brauen einen ſonderbaren Blick nach uns
herüber und fuhr dann nachdenklich in ſeinem plaſti¬
ſchen Geſchäfte fort, indem er öfters mit einem Aus¬
druck von Staunen und Ironie den Kopf hin und
her wiegte. Es kam mir der Gedanke, ob A. E. auf
ihn berechne. Es ſchien entſchieden nicht. Er hatte
auf den Eintretenden nur einen raſchen Blick geworfen,
freilich einen ſcharf erfaſſenden, denn ſein Auge pflegte
zu blicken, als wäre eine feſt greifende Hand darin,
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/44>, abgerufen am 22.12.2024.
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