unerwarteter Art, eine Gruppe, die mich in leidiger Wirklichkeit an die zwei Ringer, die berühmte und doch unerfreuliche Antike in Florenz, erinnerte. Am Boden wälzte sich, ankämpfend gegen meinen Reise¬ bekannten, ein Mensch, der offenbar zu dem Hand¬ wägelchen gehörte, welches daneben stand. Es war ein gedrungener, breitschultriger Kerl von offenbar nicht geringer Körperkraft, aber die Vortheile, die er vor¬ übergehend im Raufen gewann, halfen ihm nichts; A. E. war ihm an Stärke gewachsen, an Gewandt¬ heit überlegen, drückte ihn mit gewaltiger Faust zur Erde, kniete über ihm und schrie dem Ueberwundenen wüthende Worte zu: "Willst du, Thierschinder, mir jetzt zugeben, daß es ebenso grausam als dumm ist, Hunde einzuspannen? Willst du begreifen, daß ein Pfotenthier nicht zum Ziehen gebaut ist, weil ihm der Huf fehlt, in den Boden zu greifen? Daß es das Sechsfache der Kraft aufwenden muß, die ein Hufthier braucht? Daß der gute arme Hund in seinem Dienst¬ eifer dieß Sechsfache noch überbietet, während ihr Henkersknechte diesen Eifer dazu mißbraucht, noch auf¬ zusitzen, ja, das keuchende Geschöpf mit der Peitsche in Trab hetzt? Weißt du nicht, daß nach einem Viertel¬ jahr solchen Qualdienstes der beste Hund struppirt ist, lahm im Kreuz und Sprunggelenk?" Der Unterworfene remonstrirte in rauhen Gurgeltönen mit Fluchen und Schimpfwörtern, aus denen ich nur das sonst schon
unerwarteter Art, eine Gruppe, die mich in leidiger Wirklichkeit an die zwei Ringer, die berühmte und doch unerfreuliche Antike in Florenz, erinnerte. Am Boden wälzte ſich, ankämpfend gegen meinen Reiſe¬ bekannten, ein Menſch, der offenbar zu dem Hand¬ wägelchen gehörte, welches daneben ſtand. Es war ein gedrungener, breitſchultriger Kerl von offenbar nicht geringer Körperkraft, aber die Vortheile, die er vor¬ übergehend im Raufen gewann, halfen ihm nichts; A. E. war ihm an Stärke gewachſen, an Gewandt¬ heit überlegen, drückte ihn mit gewaltiger Fauſt zur Erde, kniete über ihm und ſchrie dem Ueberwundenen wüthende Worte zu: „Willſt du, Thierſchinder, mir jetzt zugeben, daß es ebenſo grauſam als dumm iſt, Hunde einzuſpannen? Willſt du begreifen, daß ein Pfotenthier nicht zum Ziehen gebaut iſt, weil ihm der Huf fehlt, in den Boden zu greifen? Daß es das Sechsfache der Kraft aufwenden muß, die ein Hufthier braucht? Daß der gute arme Hund in ſeinem Dienſt¬ eifer dieß Sechsfache noch überbietet, während ihr Henkersknechte dieſen Eifer dazu mißbraucht, noch auf¬ zuſitzen, ja, das keuchende Geſchöpf mit der Peitſche in Trab hetzt? Weißt du nicht, daß nach einem Viertel¬ jahr ſolchen Qualdienſtes der beſte Hund ſtruppirt iſt, lahm im Kreuz und Sprunggelenk?“ Der Unterworfene remonſtrirte in rauhen Gurgeltönen mit Fluchen und Schimpfwörtern, aus denen ich nur das ſonſt ſchon
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unerwarteter Art, eine Gruppe, die mich in leidiger
Wirklichkeit an die zwei Ringer, die berühmte und
doch unerfreuliche Antike in Florenz, erinnerte. Am
Boden wälzte ſich, ankämpfend gegen meinen Reiſe¬
bekannten, ein Menſch, der offenbar zu dem Hand¬
wägelchen gehörte, welches daneben ſtand. Es war
ein gedrungener, breitſchultriger Kerl von offenbar nicht
geringer Körperkraft, aber die Vortheile, die er vor¬
übergehend im Raufen gewann, halfen ihm nichts;
A. E. war ihm an Stärke gewachſen, an Gewandt¬
heit überlegen, drückte ihn mit gewaltiger Fauſt zur
Erde, kniete über ihm und ſchrie dem Ueberwundenen
wüthende Worte zu: „Willſt du, Thierſchinder, mir
jetzt zugeben, daß es ebenſo grauſam als dumm iſt,
Hunde einzuſpannen? Willſt du begreifen, daß ein
Pfotenthier nicht zum Ziehen gebaut iſt, weil ihm der
Huf fehlt, in den Boden zu greifen? Daß es das
Sechsfache der Kraft aufwenden muß, die ein Hufthier
braucht? Daß der gute arme Hund in ſeinem Dienſt¬
eifer dieß Sechsfache noch überbietet, während ihr
Henkersknechte dieſen Eifer dazu mißbraucht, noch auf¬
zuſitzen, ja, das keuchende Geſchöpf mit der Peitſche in
Trab hetzt? Weißt du nicht, daß nach einem Viertel¬
jahr ſolchen Qualdienſtes der beſte Hund ſtruppirt iſt,
lahm im Kreuz und Sprunggelenk?“ Der Unterworfene
remonſtrirte in rauhen Gurgeltönen mit Fluchen und
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/52>, abgerufen am 22.12.2024.
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