Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.

Bild:
<< vorherige Seite

Nur Weniges bleibt mir noch zu erzählen, ehe ich
das Wort an die sprechenden Blätter abtrete.

Mein ganzer zweiter Tag jenes ersten Besuches in
. . . war einer vorläufigen Durchsicht des offenen
Theiles derselben gewidmet; Abends holte mich der
Assessor ab, um mich unserer Verabredung gemäß in
die Gasthofgesellschaft zu bringen, in welcher der Ver¬
storbene ein paarmal jede Woche seine Abenderholung
zu suchen pflegte.

"Spielen Sie Billard?" fragte mich ganz außer
Zusammenhang mein Begleiter, als wir uns mit einiger
Schwierigkeit auf der stark belebten Hauptstraße vor¬
wärts bewegten.

"Warum? Wird denn heut Abend dort -- ?"

"Nein, nein, nur um zu wissen, ob Sie das Spiel
kennen."

"Wohl, ich habe früher nicht ungern gespielt."

"Nun, dann wissen Sie, was man Dessin nennt,
mit oder ohne Dessin spielen, -- verzeihen Sie mein
rasches Fragen, -- ich wollte eigentlich vom Seligen
reden --"

"Sollte der ein leidenschaftlicher Billardspieler -- ?"

"Nichts weniger, konnte es wenigstens in Konver¬
sationszimmern nicht ausstehen -- ,verklappert uns das
Wort im Munde -- macht den besten Gedanken in's
Eckloch' konnte er sagen; -- ich bedurfte nur das
Wort Dessin."

Nur Weniges bleibt mir noch zu erzählen, ehe ich
das Wort an die ſprechenden Blätter abtrete.

Mein ganzer zweiter Tag jenes erſten Beſuches in
. . . war einer vorläufigen Durchſicht des offenen
Theiles derſelben gewidmet; Abends holte mich der
Aſſeſſor ab, um mich unſerer Verabredung gemäß in
die Gaſthofgeſellſchaft zu bringen, in welcher der Ver¬
ſtorbene ein paarmal jede Woche ſeine Abenderholung
zu ſuchen pflegte.

„Spielen Sie Billard?“ fragte mich ganz außer
Zuſammenhang mein Begleiter, als wir uns mit einiger
Schwierigkeit auf der ſtark belebten Hauptſtraße vor¬
wärts bewegten.

„Warum? Wird denn heut Abend dort — ?“

„Nein, nein, nur um zu wiſſen, ob Sie das Spiel
kennen.“

„Wohl, ich habe früher nicht ungern geſpielt.“

„Nun, dann wiſſen Sie, was man Deſſin nennt,
mit oder ohne Deſſin ſpielen, — verzeihen Sie mein
raſches Fragen, — ich wollte eigentlich vom Seligen
reden —“

„Sollte der ein leidenſchaftlicher Billardſpieler — ?“

„Nichts weniger, konnte es wenigſtens in Konver¬
ſationszimmern nicht ausſtehen — ‚verklappert uns das
Wort im Munde — macht den beſten Gedanken in's
Eckloch' konnte er ſagen; — ich bedurfte nur das
Wort Deſſin.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0104" n="91"/>
      <p>Nur Weniges bleibt mir noch zu erzählen, ehe ich<lb/>
das Wort an die &#x017F;prechenden Blätter abtrete.</p><lb/>
      <p>Mein ganzer zweiter Tag jenes er&#x017F;ten Be&#x017F;uches in<lb/>
. . . war einer vorläufigen Durch&#x017F;icht des offenen<lb/>
Theiles der&#x017F;elben gewidmet; Abends holte mich der<lb/>
A&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;or ab, um mich un&#x017F;erer Verabredung gemäß in<lb/>
die Ga&#x017F;thofge&#x017F;ell&#x017F;chaft zu bringen, in welcher der Ver¬<lb/>
&#x017F;torbene ein paarmal jede Woche &#x017F;eine Abenderholung<lb/>
zu &#x017F;uchen pflegte.</p><lb/>
      <p>&#x201E;Spielen Sie Billard?&#x201C; fragte mich ganz außer<lb/>
Zu&#x017F;ammenhang mein Begleiter, als wir uns mit einiger<lb/>
Schwierigkeit auf der &#x017F;tark belebten Haupt&#x017F;traße vor¬<lb/>
wärts bewegten.</p><lb/>
      <p>&#x201E;Warum? Wird denn heut Abend dort &#x2014; ?&#x201C;</p><lb/>
      <p>&#x201E;Nein, nein, nur um zu wi&#x017F;&#x017F;en, ob Sie das Spiel<lb/>
kennen.&#x201C;</p><lb/>
      <p>&#x201E;Wohl, ich habe früher nicht ungern ge&#x017F;pielt.&#x201C;</p><lb/>
      <p>&#x201E;Nun, dann wi&#x017F;&#x017F;en Sie, was man De&#x017F;&#x017F;in nennt,<lb/>
mit oder ohne De&#x017F;&#x017F;in &#x017F;pielen, &#x2014; verzeihen Sie mein<lb/>
ra&#x017F;ches Fragen, &#x2014; ich wollte eigentlich vom Seligen<lb/>
reden &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
      <p>&#x201E;Sollte der ein leiden&#x017F;chaftlicher Billard&#x017F;pieler &#x2014; ?&#x201C;</p><lb/>
      <p>&#x201E;Nichts weniger, konnte es wenig&#x017F;tens in Konver¬<lb/>
&#x017F;ationszimmern nicht aus&#x017F;tehen &#x2014; &#x201A;verklappert uns das<lb/>
Wort im Munde &#x2014; macht den be&#x017F;ten Gedanken in's<lb/>
Eckloch' konnte er &#x017F;agen; &#x2014; ich bedurfte nur das<lb/>
Wort De&#x017F;&#x017F;in.&#x201C;</p><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0104] Nur Weniges bleibt mir noch zu erzählen, ehe ich das Wort an die ſprechenden Blätter abtrete. Mein ganzer zweiter Tag jenes erſten Beſuches in . . . war einer vorläufigen Durchſicht des offenen Theiles derſelben gewidmet; Abends holte mich der Aſſeſſor ab, um mich unſerer Verabredung gemäß in die Gaſthofgeſellſchaft zu bringen, in welcher der Ver¬ ſtorbene ein paarmal jede Woche ſeine Abenderholung zu ſuchen pflegte. „Spielen Sie Billard?“ fragte mich ganz außer Zuſammenhang mein Begleiter, als wir uns mit einiger Schwierigkeit auf der ſtark belebten Hauptſtraße vor¬ wärts bewegten. „Warum? Wird denn heut Abend dort — ?“ „Nein, nein, nur um zu wiſſen, ob Sie das Spiel kennen.“ „Wohl, ich habe früher nicht ungern geſpielt.“ „Nun, dann wiſſen Sie, was man Deſſin nennt, mit oder ohne Deſſin ſpielen, — verzeihen Sie mein raſches Fragen, — ich wollte eigentlich vom Seligen reden —“ „Sollte der ein leidenſchaftlicher Billardſpieler — ?“ „Nichts weniger, konnte es wenigſtens in Konver¬ ſationszimmern nicht ausſtehen — ‚verklappert uns das Wort im Munde — macht den beſten Gedanken in's Eckloch' konnte er ſagen; — ich bedurfte nur das Wort Deſſin.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/104
Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/104>, abgerufen am 22.05.2024.