Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.Wie strahlet, wie blitzet ihr Auge dazu! Es stähl' einem Engel im Himmel die Ruh'. Auf der lächelnden Lippen Grunde Glänzen und gleißen Schneehell die weißen Zähnchen ihr aus dem Munde. Es rollen die Locken ihr über's Gesicht, Wie blinket und züngelt ihr goldenes Licht! Das sind ja die funkelnden Schlangen, Die mit den Ringen, Die mit den Schlingen Zauberisch mich gefangen. Was beugt sich, was lächelt, was strahlet und blitzt, Was klopfet, was hämmert, was glühet und spitzt Die Geheimnißvolle, die Arge? Große und kleine, Grobe und feine Nägel zu meinem Sarge. Will mir mit Arbeit helfen. Einmal doch wieder Wie ſtrahlet, wie blitzet ihr Auge dazu! Es ſtähl' einem Engel im Himmel die Ruh'. Auf der lächelnden Lippen Grunde Glänzen und gleißen Schneehell die weißen Zähnchen ihr aus dem Munde. Es rollen die Locken ihr über's Geſicht, Wie blinket und züngelt ihr goldenes Licht! Das ſind ja die funkelnden Schlangen, Die mit den Ringen, Die mit den Schlingen Zauberiſch mich gefangen. Was beugt ſich, was lächelt, was ſtrahlet und blitzt, Was klopfet, was hämmert, was glühet und ſpitzt Die Geheimnißvolle, die Arge? Große und kleine, Grobe und feine Nägel zu meinem Sarge. Will mir mit Arbeit helfen. Einmal doch wieder <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0180" n="167"/> <lg n="3"> <l>Wie ſtrahlet, wie blitzet ihr Auge dazu!</l><lb/> <l>Es ſtähl' einem Engel im Himmel die Ruh'.</l><lb/> <l>Auf der lächelnden Lippen Grunde</l><lb/> <l>Glänzen und gleißen</l><lb/> <l>Schneehell die weißen</l><lb/> <l>Zähnchen ihr aus dem Munde.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Es rollen die Locken ihr über's Geſicht,</l><lb/> <l>Wie blinket und züngelt ihr goldenes Licht!</l><lb/> <l>Das ſind ja die funkelnden Schlangen,</l><lb/> <l>Die mit den Ringen,</l><lb/> <l>Die mit den Schlingen</l><lb/> <l>Zauberiſch mich gefangen.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Was beugt ſich, was lächelt, was ſtrahlet und blitzt,</l><lb/> <l>Was klopfet, was hämmert, was glühet und ſpitzt</l><lb/> <l>Die Geheimnißvolle, die Arge?</l><lb/> <l>Große und kleine,</l><lb/> <l>Grobe und feine</l><lb/> <l>Nägel zu meinem Sarge.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Will mir mit Arbeit helfen. Einmal doch wieder<lb/> Schelling's Abhandlung über die Freiheit vornehmen und<lb/> gründlich leſen, vielleicht, wenn ich Gedanken darüber<lb/> zuſammenbringe, einen Aufſatz ſchreiben. Richtig bei<lb/> einem Antiquar gefunden, da liegt's vor mir: „Philo¬<lb/> ſophiſche Unterſuchungen über das Weſen der menſch¬<lb/> lichen Freiheit und die damit zuſammenhängenden<lb/> Gegenſtände“. Landshut 1809. Lang her. Noch un¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [167/0180]
Wie ſtrahlet, wie blitzet ihr Auge dazu!
Es ſtähl' einem Engel im Himmel die Ruh'.
Auf der lächelnden Lippen Grunde
Glänzen und gleißen
Schneehell die weißen
Zähnchen ihr aus dem Munde.
Es rollen die Locken ihr über's Geſicht,
Wie blinket und züngelt ihr goldenes Licht!
Das ſind ja die funkelnden Schlangen,
Die mit den Ringen,
Die mit den Schlingen
Zauberiſch mich gefangen.
Was beugt ſich, was lächelt, was ſtrahlet und blitzt,
Was klopfet, was hämmert, was glühet und ſpitzt
Die Geheimnißvolle, die Arge?
Große und kleine,
Grobe und feine
Nägel zu meinem Sarge.
Will mir mit Arbeit helfen. Einmal doch wieder
Schelling's Abhandlung über die Freiheit vornehmen und
gründlich leſen, vielleicht, wenn ich Gedanken darüber
zuſammenbringe, einen Aufſatz ſchreiben. Richtig bei
einem Antiquar gefunden, da liegt's vor mir: „Philo¬
ſophiſche Unterſuchungen über das Weſen der menſch¬
lichen Freiheit und die damit zuſammenhängenden
Gegenſtände“. Landshut 1809. Lang her. Noch un¬
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