stände so und so beschaffen ist, aussieht u. s. w. -- was ist es denn nun mit diesem? Wer ist er? Was thut er da? O, daran kann man gar nicht hin, das ist rein unfindbar, rein nicht zu heben, zu erheben! Warum denn? Nun, weil er eigentlich irrationell, nun, weil es eigentlich nichts damit ist; dieser Kerl, dieser Einzeltropf ist undenkbar, daher ist es nichts Rechtes, ist es nicht geheuer mit ihm, ist er nur ein Schein und daher muß er auch wieder fort. -- Wieder auch hier das ungeheure Räthsel der Dießheit!
Ich wäre gewiß gesetzter, wenn es nur nicht so langweilig wäre. -- Sitze ich bei Holzköpfen, so reizt mich ihre Fadheit, Langweiligkeit, wichtige Wohlweisheit und leerer Ernst, zu salzen, zu versalzen, zu über¬ treiben, meine Rede auf alle Art in's Leidenschaftliche zu steigern, um die Klötze zu erschrecken, aufzuregen, aufzu¬ wecken. Natürlich verstehen sie es nicht, meinen, es sei mir Alles ernst, belehren mich, spotten, werden unangenehm.
Cum grano! Cum grano! Cum grano salis! Wie Blutwenige verstehen's! Man kann nichts sprechen, wo sie nicht gleich meinen, es sei Alles buchstäblicher, dicker, blutiger Ernst. Hören die Obertöne nicht; bei einem lebendigen Menschen schwirren ja neben dem
ſtände ſo und ſo beſchaffen iſt, ausſieht u. ſ. w. — was iſt es denn nun mit dieſem? Wer iſt er? Was thut er da? O, daran kann man gar nicht hin, das iſt rein unfindbar, rein nicht zu heben, zu erheben! Warum denn? Nun, weil er eigentlich irrationell, nun, weil es eigentlich nichts damit iſt; dieſer Kerl, dieſer Einzeltropf iſt undenkbar, daher iſt es nichts Rechtes, iſt es nicht geheuer mit ihm, iſt er nur ein Schein und daher muß er auch wieder fort. — Wieder auch hier das ungeheure Räthſel der Dießheit!
Ich wäre gewiß geſetzter, wenn es nur nicht ſo langweilig wäre. — Sitze ich bei Holzköpfen, ſo reizt mich ihre Fadheit, Langweiligkeit, wichtige Wohlweisheit und leerer Ernſt, zu ſalzen, zu verſalzen, zu über¬ treiben, meine Rede auf alle Art in's Leidenſchaftliche zu ſteigern, um die Klötze zu erſchrecken, aufzuregen, aufzu¬ wecken. Natürlich verſtehen ſie es nicht, meinen, es ſei mir Alles ernſt, belehren mich, ſpotten, werden unangenehm.
Cum grano! Cum grano! Cum grano salis! Wie Blutwenige verſtehen's! Man kann nichts ſprechen, wo ſie nicht gleich meinen, es ſei Alles buchſtäblicher, dicker, blutiger Ernſt. Hören die Obertöne nicht; bei einem lebendigen Menſchen ſchwirren ja neben dem
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0241"n="228"/>ſtände ſo und ſo beſchaffen iſt, ausſieht u. ſ. w. —<lb/>
was iſt es denn nun mit dieſem? Wer iſt er? Was<lb/>
thut er da? O, daran kann man gar nicht hin, das<lb/>
iſt rein unfindbar, rein nicht zu heben, zu erheben!<lb/>
Warum denn? Nun, weil er eigentlich irrationell,<lb/>
nun, weil es eigentlich nichts damit iſt; dieſer Kerl,<lb/>
dieſer Einzeltropf iſt undenkbar, daher iſt es nichts<lb/>
Rechtes, iſt es nicht geheuer mit ihm, iſt er nur ein<lb/>
Schein und daher muß er auch wieder fort. — Wieder<lb/>
auch hier das ungeheure Räthſel der Dießheit!</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Ich wäre gewiß geſetzter, wenn es nur nicht ſo<lb/>
langweilig wäre. — Sitze ich bei Holzköpfen, ſo reizt<lb/>
mich ihre Fadheit, Langweiligkeit, wichtige Wohlweisheit<lb/>
und leerer Ernſt, zu ſalzen, zu verſalzen, zu über¬<lb/>
treiben, meine Rede auf alle Art in's Leidenſchaftliche zu<lb/>ſteigern, um die Klötze zu erſchrecken, aufzuregen, aufzu¬<lb/>
wecken. Natürlich verſtehen ſie es nicht, meinen, es ſei mir<lb/>
Alles ernſt, belehren mich, ſpotten, werden unangenehm.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#aq">Cum grano</hi>! <hirendition="#aq">Cum grano</hi>! <hirendition="#aq">Cum grano salis</hi>!<lb/>
Wie Blutwenige verſtehen's! Man kann nichts ſprechen,<lb/>
wo ſie nicht gleich meinen, es ſei Alles buchſtäblicher,<lb/>
dicker, blutiger Ernſt. Hören die Obertöne nicht; bei<lb/>
einem lebendigen Menſchen ſchwirren ja neben dem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[228/0241]
ſtände ſo und ſo beſchaffen iſt, ausſieht u. ſ. w. —
was iſt es denn nun mit dieſem? Wer iſt er? Was
thut er da? O, daran kann man gar nicht hin, das
iſt rein unfindbar, rein nicht zu heben, zu erheben!
Warum denn? Nun, weil er eigentlich irrationell,
nun, weil es eigentlich nichts damit iſt; dieſer Kerl,
dieſer Einzeltropf iſt undenkbar, daher iſt es nichts
Rechtes, iſt es nicht geheuer mit ihm, iſt er nur ein
Schein und daher muß er auch wieder fort. — Wieder
auch hier das ungeheure Räthſel der Dießheit!
Ich wäre gewiß geſetzter, wenn es nur nicht ſo
langweilig wäre. — Sitze ich bei Holzköpfen, ſo reizt
mich ihre Fadheit, Langweiligkeit, wichtige Wohlweisheit
und leerer Ernſt, zu ſalzen, zu verſalzen, zu über¬
treiben, meine Rede auf alle Art in's Leidenſchaftliche zu
ſteigern, um die Klötze zu erſchrecken, aufzuregen, aufzu¬
wecken. Natürlich verſtehen ſie es nicht, meinen, es ſei mir
Alles ernſt, belehren mich, ſpotten, werden unangenehm.
Cum grano! Cum grano! Cum grano salis!
Wie Blutwenige verſtehen's! Man kann nichts ſprechen,
wo ſie nicht gleich meinen, es ſei Alles buchſtäblicher,
dicker, blutiger Ernſt. Hören die Obertöne nicht; bei
einem lebendigen Menſchen ſchwirren ja neben dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/241>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.