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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.

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Uebrigens hat man, wenn man es zeitenweis bei
den Menschen nicht mehr aushält, die Thiere. Aus
meiner Kinderzeit freut mich nichts so sehr, als wie
ich eine "Arche Noä" zum Christtag bekam.


Der Hund -- abgesehen vom Amtshund -- ist
wesentlich und vor Allem Gassenjodel, eben ganz wie
ein Bub. Dabei furchtbarer Renommist. Sein Fest
ist, hinauslaufen mit dem Herrn, namentlich mit Pferd
und Wagen. Er stürzt, wenn's fortgeht, hinaus mit
wüthendem Lärm, er thut, als wollte er die Welt zer¬
fleischen, ja, das Kantische Ding an sich zerschlitzen.
Hallo! Wir sind da! Hellauf!


Wenn ich mit Caro an einer Wiese vorbeigehe,
so springt er hinein, hält, sieht mich an, und jeder
Zug, Blick, jede Bewegung sagt: Wohlan denn!
Eh bene! Eh bien! -- Ich soll mit ihm Fangens
spielen.


Höchst komisch ist das Scharren des Hundes, wenn
er Wasser gelassen hat. Er vergißt vollständig, warum
er es thut, fällt ihm nicht ein, dem Zweck des Zudeckens
gemäß zu verfahren; hält sich für ein Pferd, das

Uebrigens hat man, wenn man es zeitenweis bei
den Menſchen nicht mehr aushält, die Thiere. Aus
meiner Kinderzeit freut mich nichts ſo ſehr, als wie
ich eine „Arche Noä“ zum Chriſttag bekam.


Der Hund — abgeſehen vom Amtshund — iſt
weſentlich und vor Allem Gaſſenjodel, eben ganz wie
ein Bub. Dabei furchtbarer Renommiſt. Sein Feſt
iſt, hinauslaufen mit dem Herrn, namentlich mit Pferd
und Wagen. Er ſtürzt, wenn's fortgeht, hinaus mit
wüthendem Lärm, er thut, als wollte er die Welt zer¬
fleiſchen, ja, das Kantiſche Ding an ſich zerſchlitzen.
Hallo! Wir ſind da! Hellauf!


Wenn ich mit Caro an einer Wieſe vorbeigehe,
ſo ſpringt er hinein, hält, ſieht mich an, und jeder
Zug, Blick, jede Bewegung ſagt: Wohlan denn!
Eh bene! Eh bien! — Ich ſoll mit ihm Fangens
ſpielen.


Höchſt komiſch iſt das Scharren des Hundes, wenn
er Waſſer gelaſſen hat. Er vergißt vollſtändig, warum
er es thut, fällt ihm nicht ein, dem Zweck des Zudeckens
gemäß zu verfahren; hält ſich für ein Pferd, das

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[233/0246] Uebrigens hat man, wenn man es zeitenweis bei den Menſchen nicht mehr aushält, die Thiere. Aus meiner Kinderzeit freut mich nichts ſo ſehr, als wie ich eine „Arche Noä“ zum Chriſttag bekam. Der Hund — abgeſehen vom Amtshund — iſt weſentlich und vor Allem Gaſſenjodel, eben ganz wie ein Bub. Dabei furchtbarer Renommiſt. Sein Feſt iſt, hinauslaufen mit dem Herrn, namentlich mit Pferd und Wagen. Er ſtürzt, wenn's fortgeht, hinaus mit wüthendem Lärm, er thut, als wollte er die Welt zer¬ fleiſchen, ja, das Kantiſche Ding an ſich zerſchlitzen. Hallo! Wir ſind da! Hellauf! Wenn ich mit Caro an einer Wieſe vorbeigehe, ſo ſpringt er hinein, hält, ſieht mich an, und jeder Zug, Blick, jede Bewegung ſagt: Wohlan denn! Eh bene! Eh bien! — Ich ſoll mit ihm Fangens ſpielen. Höchſt komiſch iſt das Scharren des Hundes, wenn er Waſſer gelaſſen hat. Er vergißt vollſtändig, warum er es thut, fällt ihm nicht ein, dem Zweck des Zudeckens gemäß zu verfahren; hält ſich für ein Pferd, das

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/246>, abgerufen am 23.11.2024.