Es muß ertragen sein. Dabei noch ein Trost. Jetzt muß ich die Thüre von meinem Amtszimmer in die Kanzleistube doch nicht mehr knarren hören. Ein¬ ölen schwierig und half so gut wie nichts. Der pfei¬ fende Knarrton that immer ganz deutlich wie "eo ipso!" O, ja freilich, will's ja glauben, es versteht sich von selbst, daß du knarrst! auch, daß ich gehen muß! -- Noch als ich das letzte Mal dort war, auf immer Abschied vom Amte zu nehmen, knarrt das Luder: eo ipso! -- Dich, unverschämter Regenpfeifer, dich bin ich doch nun los -- Eo ipso!
Es geht ja vorwärts. Fort, ihr Dämonen, sollt mich nicht abbringen! -- Ich weiß jetzt, ich mach's wie Luther, der dem Teufel das Tintenfaß an den Kopf warf! Will noch anders reagiren, als mit Exekutionen -- literarisch -- will euch brandmarken -- ein ganzes System gegen euch, euch an den Kopf! Etwa: "System des harmonischen Weltalls" oder --
Ich bin zu ehrgeizig, um ehrgeizig zu sein. Ich habe ein heimliches, sehr verfängliches Verhältniß, eine unglückliche Liebe zu einer sehr spröden Schönen: der Nachwelt. Daher geize ich so wenig um die Ehre bei
Es muß ertragen ſein. Dabei noch ein Troſt. Jetzt muß ich die Thüre von meinem Amtszimmer in die Kanzleiſtube doch nicht mehr knarren hören. Ein¬ ölen ſchwierig und half ſo gut wie nichts. Der pfei¬ fende Knarrton that immer ganz deutlich wie „eo ipso!“ O, ja freilich, will's ja glauben, es verſteht ſich von ſelbſt, daß du knarrſt! auch, daß ich gehen muß! — Noch als ich das letzte Mal dort war, auf immer Abſchied vom Amte zu nehmen, knarrt das Luder: eo ipso! — Dich, unverſchämter Regenpfeifer, dich bin ich doch nun los — Eo ipso!
Es geht ja vorwärts. Fort, ihr Dämonen, ſollt mich nicht abbringen! — Ich weiß jetzt, ich mach's wie Luther, der dem Teufel das Tintenfaß an den Kopf warf! Will noch anders reagiren, als mit Exekutionen — literariſch — will euch brandmarken — ein ganzes Syſtem gegen euch, euch an den Kopf! Etwa: „Syſtem des harmoniſchen Weltalls“ oder —
Ich bin zu ehrgeizig, um ehrgeizig zu ſein. Ich habe ein heimliches, ſehr verfängliches Verhältniß, eine unglückliche Liebe zu einer ſehr ſpröden Schönen: der Nachwelt. Daher geize ich ſo wenig um die Ehre bei
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Es muß ertragen ſein. Dabei noch ein Troſt.
Jetzt muß ich die Thüre von meinem Amtszimmer in
die Kanzleiſtube doch nicht mehr knarren hören. Ein¬
ölen ſchwierig und half ſo gut wie nichts. Der pfei¬
fende Knarrton that immer ganz deutlich wie „eo
ipso!“ O, ja freilich, will's ja glauben, es verſteht
ſich von ſelbſt, daß du knarrſt! auch, daß ich gehen
muß! — Noch als ich das letzte Mal dort war, auf
immer Abſchied vom Amte zu nehmen, knarrt das
Luder: eo ipso! — Dich, unverſchämter Regenpfeifer,
dich bin ich doch nun los — Eo ipso!
Es geht ja vorwärts. Fort, ihr Dämonen, ſollt
mich nicht abbringen! — Ich weiß jetzt, ich mach's
wie Luther, der dem Teufel das Tintenfaß an den
Kopf warf! Will noch anders reagiren, als mit
Exekutionen — literariſch — will euch brandmarken
— ein ganzes Syſtem gegen euch, euch an den
Kopf! Etwa: „Syſtem des harmoniſchen Weltalls“
oder —
Ich bin zu ehrgeizig, um ehrgeizig zu ſein. Ich
habe ein heimliches, ſehr verfängliches Verhältniß, eine
unglückliche Liebe zu einer ſehr ſpröden Schönen: der
Nachwelt. Daher geize ich ſo wenig um die Ehre bei
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/326>, abgerufen am 24.11.2024.
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