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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.

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In was Alles ich mich nicht gefügt, weiß man
und rechnet mir dick auf. In was Alles ich mich
aber still gefügt, weiß oder bedenkt man nicht.


Ihr verlacht, verachtet mich wegen meines Grimms
über die Kreuzung durch das Kleine. Ihr würdet
mich verstehen, wenn Größe in euch wäre. Ich will
gar nicht stolz reden; -- ich meine darum nicht, ich
sei Alexander der Große, Karl, Friedrich der Große,
oder Plato, Aristoteles, Spinoza, Kant, oder ihr sollt
es sein. Aber etwas von Größe, ein Ansatz dazu ist
doch in jedem rechten Kerl. Großen Uebeln begegnet
das Große in ihm groß, der Schund mit dem Kleinen,
dem Winzigen muß ihn empören.


Ich lasse meinen meisten Zorn an Schubladen,
Töpfen, Hemdknöpfen und dergleichen aus. Das
kommt den Menschen zugute, daß so viel Wuth nach
der Seite abläuft. Doch nie den schlechten.


Wer das Leben nach seinem Idealwerthe schätzt,
ich frage, ob der nicht wüthend werden muß, wenn
er auch nur ungefähr überschlägt, wie viel Kraft und
Zeit uns das Bagatell raubt, ich meine das recht

In was Alles ich mich nicht gefügt, weiß man
und rechnet mir dick auf. In was Alles ich mich
aber ſtill gefügt, weiß oder bedenkt man nicht.


Ihr verlacht, verachtet mich wegen meines Grimms
über die Kreuzung durch das Kleine. Ihr würdet
mich verſtehen, wenn Größe in euch wäre. Ich will
gar nicht ſtolz reden; — ich meine darum nicht, ich
ſei Alexander der Große, Karl, Friedrich der Große,
oder Plato, Ariſtoteles, Spinoza, Kant, oder ihr ſollt
es ſein. Aber etwas von Größe, ein Anſatz dazu iſt
doch in jedem rechten Kerl. Großen Uebeln begegnet
das Große in ihm groß, der Schund mit dem Kleinen,
dem Winzigen muß ihn empören.


Ich laſſe meinen meiſten Zorn an Schubladen,
Töpfen, Hemdknöpfen und dergleichen aus. Das
kommt den Menſchen zugute, daß ſo viel Wuth nach
der Seite abläuft. Doch nie den ſchlechten.


Wer das Leben nach ſeinem Idealwerthe ſchätzt,
ich frage, ob der nicht wüthend werden muß, wenn
er auch nur ungefähr überſchlägt, wie viel Kraft und
Zeit uns das Bagatell raubt, ich meine das recht

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[367/0380] In was Alles ich mich nicht gefügt, weiß man und rechnet mir dick auf. In was Alles ich mich aber ſtill gefügt, weiß oder bedenkt man nicht. Ihr verlacht, verachtet mich wegen meines Grimms über die Kreuzung durch das Kleine. Ihr würdet mich verſtehen, wenn Größe in euch wäre. Ich will gar nicht ſtolz reden; — ich meine darum nicht, ich ſei Alexander der Große, Karl, Friedrich der Große, oder Plato, Ariſtoteles, Spinoza, Kant, oder ihr ſollt es ſein. Aber etwas von Größe, ein Anſatz dazu iſt doch in jedem rechten Kerl. Großen Uebeln begegnet das Große in ihm groß, der Schund mit dem Kleinen, dem Winzigen muß ihn empören. Ich laſſe meinen meiſten Zorn an Schubladen, Töpfen, Hemdknöpfen und dergleichen aus. Das kommt den Menſchen zugute, daß ſo viel Wuth nach der Seite abläuft. Doch nie den ſchlechten. Wer das Leben nach ſeinem Idealwerthe ſchätzt, ich frage, ob der nicht wüthend werden muß, wenn er auch nur ungefähr überſchlägt, wie viel Kraft und Zeit uns das Bagatell raubt, ich meine das recht

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/380>, abgerufen am 22.11.2024.