Es ist noch die Frage, ob die beschriebenen Thiere, welche haupt- sächlich die Gattung Diphyes bilden, nicht abgelös'te Stücke zusammen- gesetzter Thiere sind; denn man findet Wesen, wo eine Menge solcher Thiere, bis zu vierzig und mehr, jedes aus einem helmartigen Deck- stücke, einer Schwimmglocke und einem Saugkörper mit Fangfäden be- stehend, an einem gemeinschaftlichen Stiele befestigt sind, an dessen obern Ende zwei große Schwimmblasen und zwei Knorpelstücke sich finden, die jedes ein Oelbläschen zu enthalten scheinen. Zwischen die- sen Endknorpelblasen scheinen die Thiere hervorzusprossen, denn die größten befinden sich am hintern Ende, die kleinsten in der Nähe der beiden großen Schwimmblasen. Jedes einzelne Thier bewegt sich selbst- ständig für sich, aber der äußerst contractile Stiel hat ebenfalls seine eigenthümliche Beweglichkeit und das Ganze wird von den beiden großen Schwimmblasen mit Leichtigkeit im Wasser nach allen Richtun- gen hin und her gezogen. Der die Theile vereinigende contractile Stiel ist hohl und in seiner Röhre circulirt die von den einzelnen Thie- ren herkommende Ernährungsflüssigkeit.
Bei andern Gattungen, wie z. B. Stephanomia, wird die Vereini- gung der einzelnen Thiere noch größer. Die einzelnen Schwimmglocken stehen isolirt, bald in Reihen, bald mehr unregelmäßig am vordern Ende des Stieles, der eine Luftblase enthält. An dem Stiele selbst sitzen unzählige wurmartige Saugmündungen, jede von einem Paket Nessel und Fangfäden umgeben, deren Verdauungshöhlen alle in den Kanal des gemeinsamen Stieles einmünden. Bei der leisesten Berüh- rung schnellt der Stiel zusammen und alles birgt sich zwischen den Schwimmglocken, die mit größter Schnelligkeit davon eilen. Kein merk- würdigerer Anblick als ein solches Wesen, das mit allen ausgebreiteten Organen wie ein durchsichtlicher, röthlicher, spannenlanger Federbusch im Meere schwimmt und aufgefangen, zusammengezogen im Glase ein unscheinbares Gallertklümpchen bildet, das der Laie verdrießlich über den mißglückten Fang wegschüttet. Ist es ein einfaches Thier mit Schwimm- glocken und Saugröhren oder ein zum Schwimmen eingerichteter Po- lypenstock, mit verschiedenartigen Individuen, schwimmenden und fres- senden? Spätere Untersuchungen werden die Antwort auf diese Frage bringen. Physophora; Diphyes; Ersaea; Rhizophysa; Agalma; Hippopodius.
Es iſt noch die Frage, ob die beſchriebenen Thiere, welche haupt- ſächlich die Gattung Diphyes bilden, nicht abgelöſ’te Stücke zuſammen- geſetzter Thiere ſind; denn man findet Weſen, wo eine Menge ſolcher Thiere, bis zu vierzig und mehr, jedes aus einem helmartigen Deck- ſtücke, einer Schwimmglocke und einem Saugkörper mit Fangfäden be- ſtehend, an einem gemeinſchaftlichen Stiele befeſtigt ſind, an deſſen obern Ende zwei große Schwimmblaſen und zwei Knorpelſtücke ſich finden, die jedes ein Oelbläschen zu enthalten ſcheinen. Zwiſchen die- ſen Endknorpelblaſen ſcheinen die Thiere hervorzuſproſſen, denn die größten befinden ſich am hintern Ende, die kleinſten in der Nähe der beiden großen Schwimmblaſen. Jedes einzelne Thier bewegt ſich ſelbſt- ſtändig für ſich, aber der äußerſt contractile Stiel hat ebenfalls ſeine eigenthümliche Beweglichkeit und das Ganze wird von den beiden großen Schwimmblaſen mit Leichtigkeit im Waſſer nach allen Richtun- gen hin und her gezogen. Der die Theile vereinigende contractile Stiel iſt hohl und in ſeiner Röhre circulirt die von den einzelnen Thie- ren herkommende Ernährungsflüſſigkeit.
Bei andern Gattungen, wie z. B. Stephanomia, wird die Vereini- gung der einzelnen Thiere noch größer. Die einzelnen Schwimmglocken ſtehen iſolirt, bald in Reihen, bald mehr unregelmäßig am vordern Ende des Stieles, der eine Luftblaſe enthält. An dem Stiele ſelbſt ſitzen unzählige wurmartige Saugmündungen, jede von einem Paket Neſſel und Fangfäden umgeben, deren Verdauungshöhlen alle in den Kanal des gemeinſamen Stieles einmünden. Bei der leiſeſten Berüh- rung ſchnellt der Stiel zuſammen und alles birgt ſich zwiſchen den Schwimmglocken, die mit größter Schnelligkeit davon eilen. Kein merk- würdigerer Anblick als ein ſolches Weſen, das mit allen ausgebreiteten Organen wie ein durchſichtlicher, röthlicher, ſpannenlanger Federbuſch im Meere ſchwimmt und aufgefangen, zuſammengezogen im Glaſe ein unſcheinbares Gallertklümpchen bildet, das der Laie verdrießlich über den mißglückten Fang wegſchüttet. Iſt es ein einfaches Thier mit Schwimm- glocken und Saugröhren oder ein zum Schwimmen eingerichteter Po- lypenſtock, mit verſchiedenartigen Individuen, ſchwimmenden und freſ- ſenden? Spätere Unterſuchungen werden die Antwort auf dieſe Frage bringen. Physophora; Diphyes; Ersaea; Rhizophysa; Agalma; Hippopodius.
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Es iſt noch die Frage, ob die beſchriebenen Thiere, welche haupt-
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geſetzter Thiere ſind; denn man findet Weſen, wo eine Menge ſolcher
Thiere, bis zu vierzig und mehr, jedes aus einem helmartigen Deck-
ſtücke, einer Schwimmglocke und einem Saugkörper mit Fangfäden be-
ſtehend, an einem gemeinſchaftlichen Stiele befeſtigt ſind, an deſſen
obern Ende zwei große Schwimmblaſen und zwei Knorpelſtücke ſich
finden, die jedes ein Oelbläschen zu enthalten ſcheinen. Zwiſchen die-
ſen Endknorpelblaſen ſcheinen die Thiere hervorzuſproſſen, denn die
größten befinden ſich am hintern Ende, die kleinſten in der Nähe der
beiden großen Schwimmblaſen. Jedes einzelne Thier bewegt ſich ſelbſt-
ſtändig für ſich, aber der äußerſt contractile Stiel hat ebenfalls ſeine
eigenthümliche Beweglichkeit und das Ganze wird von den beiden
großen Schwimmblaſen mit Leichtigkeit im Waſſer nach allen Richtun-
gen hin und her gezogen. Der die Theile vereinigende contractile
Stiel iſt hohl und in ſeiner Röhre circulirt die von den einzelnen Thie-
ren herkommende Ernährungsflüſſigkeit.
Bei andern Gattungen, wie z. B. Stephanomia, wird die Vereini-
gung der einzelnen Thiere noch größer. Die einzelnen Schwimmglocken
ſtehen iſolirt, bald in Reihen, bald mehr unregelmäßig am vordern
Ende des Stieles, der eine Luftblaſe enthält. An dem Stiele ſelbſt
ſitzen unzählige wurmartige Saugmündungen, jede von einem Paket
Neſſel und Fangfäden umgeben, deren Verdauungshöhlen alle in den
Kanal des gemeinſamen Stieles einmünden. Bei der leiſeſten Berüh-
rung ſchnellt der Stiel zuſammen und alles birgt ſich zwiſchen den
Schwimmglocken, die mit größter Schnelligkeit davon eilen. Kein merk-
würdigerer Anblick als ein ſolches Weſen, das mit allen ausgebreiteten
Organen wie ein durchſichtlicher, röthlicher, ſpannenlanger Federbuſch
im Meere ſchwimmt und aufgefangen, zuſammengezogen im Glaſe ein
unſcheinbares Gallertklümpchen bildet, das der Laie verdrießlich über den
mißglückten Fang wegſchüttet. Iſt es ein einfaches Thier mit Schwimm-
glocken und Saugröhren oder ein zum Schwimmen eingerichteter Po-
lypenſtock, mit verſchiedenartigen Individuen, ſchwimmenden und freſ-
ſenden? Spätere Unterſuchungen werden die Antwort auf dieſe
Frage bringen. Physophora; Diphyes; Ersaea; Rhizophysa; Agalma;
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/147>, abgerufen am 22.12.2024.
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