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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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sowie über etwaige Wanderungen dieser Kratzer durchaus noch keine
speciellen Thatsachen. Bei den Menschen schmarotzt kein Wurm dieser
Ordnung, dagegen sind sie bei den Säugethieren nicht selten und am
häufigsten bei Fischen, wo sie besonders mit ihren Rüsseln in der
Darmwand festgehakt sitzen.

Die Ordnung der Saitenwürmer (Gordiacei) besteht nur
aus einigen wenigen außerordentlich dünnen, sehr lang gezogenen,
drahtähnlichen Würmern, die unter dem Namen der Wasserkälber be-
kannt sind. Die Haut dieser Würmer ist lederartig, schwärzlich und
saugt außerordentlich leicht Flüssigkeiten ein. Der röhrenförmige
Darmkanal hat niemals einen After und bei dem eigentlichen Wasser-
kalbe ist der Mund kaum zu entdecken. Die Geschlechtsorgane sind
röhrenförmig, die Geschlechtsöffnung am hintern Ende. Die Eier
werden in langen Schnüren in das Wasser abgesetzt. Die Männchen
haben an dem Ende des Hinterleibes eine Zange oder hornige Begat-
tungsglieder.

Das eigentliche Wasserkalb (Gordius) schmarotzt in der Leibes-
höhle der verschiedenartigsten Land- und Wasserinsekten, vorzugsweise
aber in Heuschrecken, wo diese im Verhältnisse zu ihren Gastwirthen
riesengroßen Würmer auf einen Knäuel zusammengeballt liegen, so daß
oft die im Bauche gelegenen Organe dieser Thiere ganz von ihnen
zusammengedrückt sind. Zur Zeit der Geschlechtsreife wahrscheinlich,
brechen diese Würmer zwischen den Ringen des Hinterleibes ihrer Gast-
wirthe durch, um in das Freie, in Gräben, Tümpel oder Brunnen
zu gelangen. Auf dem Trockenen können sie nicht leben, sie verschrum-
pfen gänzlich und werden zerbrechlich, wie ein horniger Faden. In
diesem Zustande aber bleiben sie lange lebensfähig und erwachen wie-
der vollständig, sobald sie benetzt werden. So ist es ihnen möglich,
auch wenn sie beim Ausbrechen aus dem Insekte in's Trockene gelan-
gen, nach eingetretenem Regen geeignete Pfützen für ihre Brut zu
suchen. Wie diese später wieder in die Insekten gelangt, wie sie
namentlich in solche Raupen kommt, welche niemals das Wasser be-
wohnen, ist bis jetzt noch durchaus unbekannt, sowie auch die Ent-
wickelung der Jungen in dem Ei zur Stunde noch nicht beobachtet ist.
Mermis; Gordius.

Die Ordnung der Fadenwürmer (Nematoidei) ist die

ſowie über etwaige Wanderungen dieſer Kratzer durchaus noch keine
ſpeciellen Thatſachen. Bei den Menſchen ſchmarotzt kein Wurm dieſer
Ordnung, dagegen ſind ſie bei den Säugethieren nicht ſelten und am
häufigſten bei Fiſchen, wo ſie beſonders mit ihren Rüſſeln in der
Darmwand feſtgehakt ſitzen.

Die Ordnung der Saitenwürmer (Gordiacei) beſteht nur
aus einigen wenigen außerordentlich dünnen, ſehr lang gezogenen,
drahtähnlichen Würmern, die unter dem Namen der Waſſerkälber be-
kannt ſind. Die Haut dieſer Würmer iſt lederartig, ſchwärzlich und
ſaugt außerordentlich leicht Flüſſigkeiten ein. Der röhrenförmige
Darmkanal hat niemals einen After und bei dem eigentlichen Waſſer-
kalbe iſt der Mund kaum zu entdecken. Die Geſchlechtsorgane ſind
röhrenförmig, die Geſchlechtsöffnung am hintern Ende. Die Eier
werden in langen Schnüren in das Waſſer abgeſetzt. Die Männchen
haben an dem Ende des Hinterleibes eine Zange oder hornige Begat-
tungsglieder.

Das eigentliche Waſſerkalb (Gordius) ſchmarotzt in der Leibes-
höhle der verſchiedenartigſten Land- und Waſſerinſekten, vorzugsweiſe
aber in Heuſchrecken, wo dieſe im Verhältniſſe zu ihren Gaſtwirthen
rieſengroßen Würmer auf einen Knäuel zuſammengeballt liegen, ſo daß
oft die im Bauche gelegenen Organe dieſer Thiere ganz von ihnen
zuſammengedrückt ſind. Zur Zeit der Geſchlechtsreife wahrſcheinlich,
brechen dieſe Würmer zwiſchen den Ringen des Hinterleibes ihrer Gaſt-
wirthe durch, um in das Freie, in Gräben, Tümpel oder Brunnen
zu gelangen. Auf dem Trockenen können ſie nicht leben, ſie verſchrum-
pfen gänzlich und werden zerbrechlich, wie ein horniger Faden. In
dieſem Zuſtande aber bleiben ſie lange lebensfähig und erwachen wie-
der vollſtändig, ſobald ſie benetzt werden. So iſt es ihnen möglich,
auch wenn ſie beim Ausbrechen aus dem Inſekte in’s Trockene gelan-
gen, nach eingetretenem Regen geeignete Pfützen für ihre Brut zu
ſuchen. Wie dieſe ſpäter wieder in die Inſekten gelangt, wie ſie
namentlich in ſolche Raupen kommt, welche niemals das Waſſer be-
wohnen, iſt bis jetzt noch durchaus unbekannt, ſowie auch die Ent-
wickelung der Jungen in dem Ei zur Stunde noch nicht beobachtet iſt.
Mermis; Gordius.

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[181/0187] ſowie über etwaige Wanderungen dieſer Kratzer durchaus noch keine ſpeciellen Thatſachen. Bei den Menſchen ſchmarotzt kein Wurm dieſer Ordnung, dagegen ſind ſie bei den Säugethieren nicht ſelten und am häufigſten bei Fiſchen, wo ſie beſonders mit ihren Rüſſeln in der Darmwand feſtgehakt ſitzen. Die Ordnung der Saitenwürmer (Gordiacei) beſteht nur aus einigen wenigen außerordentlich dünnen, ſehr lang gezogenen, drahtähnlichen Würmern, die unter dem Namen der Waſſerkälber be- kannt ſind. Die Haut dieſer Würmer iſt lederartig, ſchwärzlich und ſaugt außerordentlich leicht Flüſſigkeiten ein. Der röhrenförmige Darmkanal hat niemals einen After und bei dem eigentlichen Waſſer- kalbe iſt der Mund kaum zu entdecken. Die Geſchlechtsorgane ſind röhrenförmig, die Geſchlechtsöffnung am hintern Ende. Die Eier werden in langen Schnüren in das Waſſer abgeſetzt. Die Männchen haben an dem Ende des Hinterleibes eine Zange oder hornige Begat- tungsglieder. Das eigentliche Waſſerkalb (Gordius) ſchmarotzt in der Leibes- höhle der verſchiedenartigſten Land- und Waſſerinſekten, vorzugsweiſe aber in Heuſchrecken, wo dieſe im Verhältniſſe zu ihren Gaſtwirthen rieſengroßen Würmer auf einen Knäuel zuſammengeballt liegen, ſo daß oft die im Bauche gelegenen Organe dieſer Thiere ganz von ihnen zuſammengedrückt ſind. Zur Zeit der Geſchlechtsreife wahrſcheinlich, brechen dieſe Würmer zwiſchen den Ringen des Hinterleibes ihrer Gaſt- wirthe durch, um in das Freie, in Gräben, Tümpel oder Brunnen zu gelangen. Auf dem Trockenen können ſie nicht leben, ſie verſchrum- pfen gänzlich und werden zerbrechlich, wie ein horniger Faden. In dieſem Zuſtande aber bleiben ſie lange lebensfähig und erwachen wie- der vollſtändig, ſobald ſie benetzt werden. So iſt es ihnen möglich, auch wenn ſie beim Ausbrechen aus dem Inſekte in’s Trockene gelan- gen, nach eingetretenem Regen geeignete Pfützen für ihre Brut zu ſuchen. Wie dieſe ſpäter wieder in die Inſekten gelangt, wie ſie namentlich in ſolche Raupen kommt, welche niemals das Waſſer be- wohnen, iſt bis jetzt noch durchaus unbekannt, ſowie auch die Ent- wickelung der Jungen in dem Ei zur Stunde noch nicht beobachtet iſt. Mermis; Gordius. Die Ordnung der Fadenwürmer (Nematoidei) iſt die

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/187>, abgerufen am 22.12.2024.