nur auf ihren Wanderungen verirrte und krankhaft veränderte Band- würmer sind, die oft nur eines Zufalles harren, um ihre Weiterent- wickelung zu beginnen. So befindet sich in der Leber der Mäuse und Ratten ein meist sehr langer Blasenwurm mit dünner Endblase, dessen geschlechtliche Ausbildung erst dann beginnt, wenn die Mäuse von Katzen gefressen werden. In dem Darme dieser Raubthiere angelangt, verliert der Wurm seine Endblase, treibt neue Glieder und ist nun ein vollständiger Bandwurm, den man seit langer Zeit als besondere Art gekannt hat. Viele Blasenwürmer bleiben indessen beständig an dem Orte, wo sie durch Verirrung hingekommen sind, und ver- mehren sich alsdann, statt durch Eier, durch Knospung. Bei dem Finnenwurm (Cysticercus), der besonders bei Hausthieren, nament- lich dem Schweine, aber auch beim Menschen vorkömmt, findet eine solche Knospung nicht statt. Bei dem Drehwurm der Schafe da- gegen (Coenurus cerebralis) sprossen auf der innern Seite der Blase eine Menge von Köpfen hervor, während die Blase stets zunimmt und anfangs durch Druck auf das Hirn die Drehkrankheit, endlich aber durch Verdrängung der Hirnsubstanz den Tod herbeiführt. Bei dem Echinococcus, der zuweilen beim Menschen vorkommt, lösen sich die auf der innern Seite der Blase entstandenen Köpfe später ab, so daß die einzelnen Generationen in einander geschachtelt stecken. Eine solche Echinococcus-Kolonie bildet manchmal einen ungeheuren Sack, in wel- chem die jüngern Generationen, die oft nur die Größe eines Nadel- kopfes erreichen, sich eingeschlossen befinden.
Die Ordnung der Saugwürmer (Trematoda) besteht aus abgeplatteten, meist elliptischen oder scheibenförmigen, im Verhältniß zu den Uebrigen sehr kurzen Würmern, die alle, wenigstens während einer gewissen Zeit ihres Lebens, in andern Thieren schmarotzen. Die Haut ist weich, sehr dehnbar und in ihr finden sich meist eigenthüm- liche Kalkkörperchen von scheibenförmiger Gestalt, die concentrische Ringe zeigen und oft für Eier erklärt worden sind, mit welchen sie durchaus nichts gemein haben. Die Haut und der ganze Körper sind äußerst contractil und von einem maschenförmigen Muskelgewebe gebildet. Zum Anheften besitzen die Saugwürmer einen oder mehrere
nur auf ihren Wanderungen verirrte und krankhaft veränderte Band- würmer ſind, die oft nur eines Zufalles harren, um ihre Weiterent- wickelung zu beginnen. So befindet ſich in der Leber der Mäuſe und Ratten ein meiſt ſehr langer Blaſenwurm mit dünner Endblaſe, deſſen geſchlechtliche Ausbildung erſt dann beginnt, wenn die Mäuſe von Katzen gefreſſen werden. In dem Darme dieſer Raubthiere angelangt, verliert der Wurm ſeine Endblaſe, treibt neue Glieder und iſt nun ein vollſtändiger Bandwurm, den man ſeit langer Zeit als beſondere Art gekannt hat. Viele Blaſenwürmer bleiben indeſſen beſtändig an dem Orte, wo ſie durch Verirrung hingekommen ſind, und ver- mehren ſich alsdann, ſtatt durch Eier, durch Knospung. Bei dem Finnenwurm (Cysticercus), der beſonders bei Hausthieren, nament- lich dem Schweine, aber auch beim Menſchen vorkömmt, findet eine ſolche Knospung nicht ſtatt. Bei dem Drehwurm der Schafe da- gegen (Coenurus cerebralis) ſproſſen auf der innern Seite der Blaſe eine Menge von Köpfen hervor, während die Blaſe ſtets zunimmt und anfangs durch Druck auf das Hirn die Drehkrankheit, endlich aber durch Verdrängung der Hirnſubſtanz den Tod herbeiführt. Bei dem Echinococcus, der zuweilen beim Menſchen vorkommt, löſen ſich die auf der innern Seite der Blaſe entſtandenen Köpfe ſpäter ab, ſo daß die einzelnen Generationen in einander geſchachtelt ſtecken. Eine ſolche Echinococcus-Kolonie bildet manchmal einen ungeheuren Sack, in wel- chem die jüngern Generationen, die oft nur die Größe eines Nadel- kopfes erreichen, ſich eingeſchloſſen befinden.
Die Ordnung der Saugwürmer (Trematoda) beſteht aus abgeplatteten, meiſt elliptiſchen oder ſcheibenförmigen, im Verhältniß zu den Uebrigen ſehr kurzen Würmern, die alle, wenigſtens während einer gewiſſen Zeit ihres Lebens, in andern Thieren ſchmarotzen. Die Haut iſt weich, ſehr dehnbar und in ihr finden ſich meiſt eigenthüm- liche Kalkkörperchen von ſcheibenförmiger Geſtalt, die concentriſche Ringe zeigen und oft für Eier erklärt worden ſind, mit welchen ſie durchaus nichts gemein haben. Die Haut und der ganze Körper ſind äußerſt contractil und von einem maſchenförmigen Muskelgewebe gebildet. Zum Anheften beſitzen die Saugwürmer einen oder mehrere
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nur auf ihren Wanderungen verirrte und krankhaft veränderte Band-
würmer ſind, die oft nur eines Zufalles harren, um ihre Weiterent-
wickelung zu beginnen. So befindet ſich in der Leber der Mäuſe und
Ratten ein meiſt ſehr langer Blaſenwurm mit dünner Endblaſe, deſſen
geſchlechtliche Ausbildung erſt dann beginnt, wenn die Mäuſe von
Katzen gefreſſen werden. In dem Darme dieſer Raubthiere angelangt,
verliert der Wurm ſeine Endblaſe, treibt neue Glieder und iſt nun
ein vollſtändiger Bandwurm, den man ſeit langer Zeit als beſondere
Art gekannt hat. Viele Blaſenwürmer bleiben indeſſen beſtändig
an dem Orte, wo ſie durch Verirrung hingekommen ſind, und ver-
mehren ſich alsdann, ſtatt durch Eier, durch Knospung. Bei dem
Finnenwurm (Cysticercus), der beſonders bei Hausthieren, nament-
lich dem Schweine, aber auch beim Menſchen vorkömmt, findet eine
ſolche Knospung nicht ſtatt. Bei dem Drehwurm der Schafe da-
gegen (Coenurus cerebralis) ſproſſen auf der innern Seite der Blaſe
eine Menge von Köpfen hervor, während die Blaſe ſtets zunimmt und
anfangs durch Druck auf das Hirn die Drehkrankheit, endlich aber
durch Verdrängung der Hirnſubſtanz den Tod herbeiführt. Bei dem
Echinococcus, der zuweilen beim Menſchen vorkommt, löſen ſich die
auf der innern Seite der Blaſe entſtandenen Köpfe ſpäter ab, ſo daß
die einzelnen Generationen in einander geſchachtelt ſtecken. Eine ſolche
Echinococcus-Kolonie bildet manchmal einen ungeheuren Sack, in wel-
chem die jüngern Generationen, die oft nur die Größe eines Nadel-
kopfes erreichen, ſich eingeſchloſſen befinden.
Die Ordnung der Saugwürmer (Trematoda) beſteht aus
abgeplatteten, meiſt elliptiſchen oder ſcheibenförmigen, im Verhältniß
zu den Uebrigen ſehr kurzen Würmern, die alle, wenigſtens während
einer gewiſſen Zeit ihres Lebens, in andern Thieren ſchmarotzen. Die
Haut iſt weich, ſehr dehnbar und in ihr finden ſich meiſt eigenthüm-
liche Kalkkörperchen von ſcheibenförmiger Geſtalt, die concentriſche
Ringe zeigen und oft für Eier erklärt worden ſind, mit welchen ſie
durchaus nichts gemein haben. Die Haut und der ganze Körper
ſind äußerſt contractil und von einem maſchenförmigen Muskelgewebe
gebildet. Zum Anheften beſitzen die Saugwürmer einen oder mehrere
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/203>, abgerufen am 22.12.2024.
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