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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung]

Augen nur einfach, man unterscheidet nur zwei Leibes-
ringe. In Fig. 248. haben sich die Leibesringe vermehrt,
die Fühler sind größer, die Augen sind zweipaarig, die
Kiefer deutlich geworden. In Fig. 249. endlich sind die
Fühler ausgebildet, ebenso die Kiefer, die Füße der Lei-
besringe getheilt, das Ganze, bis auf die Länge, dem
Erwachsenen ähnlich. a Kopfende mit den Fühlern. b
Kiefer. c Hinteres Ende. d Leibesringel.

gradirend auf dasselbe
ein, wie das Schma-
rotzerleben, indem bei
beiden Zuständen die
edleren Sinnesorgane
und die activen Bewe-
gungsorgane verkümmern, um Haftorganen und mehr oder minder
ausgebildeten Tastwerkzeugen Platz zu machen.

Wir theilen die Ordnung der Röhrenwürmer nach der Lage der
Kiemen und der Form der Borsten in drei Familien. Bei den ersten,
den Austernwürmern (Hermellida) stehen die Kiemen paarweise zu
beiden Seiten des Rückens, und an dem vordern Ende des Kopfes
sieht man außer einem Haufen baumartig verzweigter Fühler zwei
dicke Wülste, welche auch zum Schließen der Röhre dienen. Diese ist
meist rund und aus Sandkörnern zusammengeklebt. Arten dieser Au-
sternwürmer entwickeln sich in so enormen Gesellschaften auf den
Austernbänken, das hierdurch das Wachsthum und die Ausbildung
derselben vielfach beschränkt wird. Hermella.

[Abbildung] Fig. 250.

Gruppen von Röhren
des Meerpinsels (Serpula).

Die Familie der Meerpinsel (Sabellida)
hat die Kiemenbüschel vorn am Kopfe, bald
in Form eines aus zwei Hälften gebildeten
Kreises von Federn, bald aus seitliche ver-
zweigte Bäumchen, bald auch als Kämme in
der Halsgegend. Diejenigen Gattungen, welche
kalkige Röhren besitzen, bilden oft große Grup-
pen, welche sich besonders auf Muscheln, Ko-
rallen u. s. w. festsetzen, während die, welche
Röhren aus Sand oder verhärtetem Schleime
besitzen, mehr einzeln leben. Man hat Ge-
häuse, welche meerpinselartigen Thieren an-
gehören, fast in allen Schichten der Erde von
den ältesten an gefunden, ohne daß indeß ihre
genauere Bestimmung bis jetzt möglich gewesen
wäre. Manche Nöhren dieser Würmer (Spirorbis) sind vollkommen
schneckenartig gewunden; andere (Serpula) unregelmäßig geschlängelt;
andere (Sabella) gerade und hautartig; noch andere (Terebella) aus
Steinchen zusammengeklebt. Amphicora; Amphitrite; Pectinaria.

Den Uebergang zu den Schlangenwürmern bildet die Familie der
Grünwürmer (Chloraemida), die einen mehr oder minder deutlichen
Kopf besitzt, an welchem die Kiemen stehen, während die Fußstummeln


[Abbildung]

Augen nur einfach, man unterſcheidet nur zwei Leibes-
ringe. In Fig. 248. haben ſich die Leibesringe vermehrt,
die Fühler ſind größer, die Augen ſind zweipaarig, die
Kiefer deutlich geworden. In Fig. 249. endlich ſind die
Fühler ausgebildet, ebenſo die Kiefer, die Füße der Lei-
besringe getheilt, das Ganze, bis auf die Länge, dem
Erwachſenen ähnlich. a Kopfende mit den Fühlern. b
Kiefer. c Hinteres Ende. d Leibesringel.

gradirend auf daſſelbe
ein, wie das Schma-
rotzerleben, indem bei
beiden Zuſtänden die
edleren Sinnesorgane
und die activen Bewe-
gungsorgane verkümmern, um Haftorganen und mehr oder minder
ausgebildeten Taſtwerkzeugen Platz zu machen.

Wir theilen die Ordnung der Röhrenwürmer nach der Lage der
Kiemen und der Form der Borſten in drei Familien. Bei den erſten,
den Auſternwürmern (Hermellida) ſtehen die Kiemen paarweiſe zu
beiden Seiten des Rückens, und an dem vordern Ende des Kopfes
ſieht man außer einem Haufen baumartig verzweigter Fühler zwei
dicke Wülſte, welche auch zum Schließen der Röhre dienen. Dieſe iſt
meiſt rund und aus Sandkörnern zuſammengeklebt. Arten dieſer Au-
ſternwürmer entwickeln ſich in ſo enormen Geſellſchaften auf den
Auſternbänken, das hierdurch das Wachsthum und die Ausbildung
derſelben vielfach beſchränkt wird. Hermella.

[Abbildung] Fig. 250.

Gruppen von Röhren
des Meerpinſels (Serpula).

Die Familie der Meerpinſel (Sabellida)
hat die Kiemenbüſchel vorn am Kopfe, bald
in Form eines aus zwei Hälften gebildeten
Kreiſes von Federn, bald aus ſeitliche ver-
zweigte Bäumchen, bald auch als Kämme in
der Halsgegend. Diejenigen Gattungen, welche
kalkige Röhren beſitzen, bilden oft große Grup-
pen, welche ſich beſonders auf Muſcheln, Ko-
rallen u. ſ. w. feſtſetzen, während die, welche
Röhren aus Sand oder verhärtetem Schleime
beſitzen, mehr einzeln leben. Man hat Ge-
häuſe, welche meerpinſelartigen Thieren an-
gehören, faſt in allen Schichten der Erde von
den älteſten an gefunden, ohne daß indeß ihre
genauere Beſtimmung bis jetzt möglich geweſen
wäre. Manche Nöhren dieſer Würmer (Spirorbis) ſind vollkommen
ſchneckenartig gewunden; andere (Serpula) unregelmäßig geſchlängelt;
andere (Sabella) gerade und hautartig; noch andere (Terebella) aus
Steinchen zuſammengeklebt. Amphicora; Amphitrite; Pectinaria.

Den Uebergang zu den Schlangenwürmern bildet die Familie der
Grünwürmer (Chloraemida), die einen mehr oder minder deutlichen
Kopf beſitzt, an welchem die Kiemen ſtehen, während die Fußſtummeln

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[236/0242] [Abbildung Augen nur einfach, man unterſcheidet nur zwei Leibes- ringe. In Fig. 248. haben ſich die Leibesringe vermehrt, die Fühler ſind größer, die Augen ſind zweipaarig, die Kiefer deutlich geworden. In Fig. 249. endlich ſind die Fühler ausgebildet, ebenſo die Kiefer, die Füße der Lei- besringe getheilt, das Ganze, bis auf die Länge, dem Erwachſenen ähnlich. a Kopfende mit den Fühlern. b Kiefer. c Hinteres Ende. d Leibesringel.] gradirend auf daſſelbe ein, wie das Schma- rotzerleben, indem bei beiden Zuſtänden die edleren Sinnesorgane und die activen Bewe- gungsorgane verkümmern, um Haftorganen und mehr oder minder ausgebildeten Taſtwerkzeugen Platz zu machen. Wir theilen die Ordnung der Röhrenwürmer nach der Lage der Kiemen und der Form der Borſten in drei Familien. Bei den erſten, den Auſternwürmern (Hermellida) ſtehen die Kiemen paarweiſe zu beiden Seiten des Rückens, und an dem vordern Ende des Kopfes ſieht man außer einem Haufen baumartig verzweigter Fühler zwei dicke Wülſte, welche auch zum Schließen der Röhre dienen. Dieſe iſt meiſt rund und aus Sandkörnern zuſammengeklebt. Arten dieſer Au- ſternwürmer entwickeln ſich in ſo enormen Geſellſchaften auf den Auſternbänken, das hierdurch das Wachsthum und die Ausbildung derſelben vielfach beſchränkt wird. Hermella. [Abbildung Fig. 250. Gruppen von Röhren des Meerpinſels (Serpula). ] Die Familie der Meerpinſel (Sabellida) hat die Kiemenbüſchel vorn am Kopfe, bald in Form eines aus zwei Hälften gebildeten Kreiſes von Federn, bald aus ſeitliche ver- zweigte Bäumchen, bald auch als Kämme in der Halsgegend. Diejenigen Gattungen, welche kalkige Röhren beſitzen, bilden oft große Grup- pen, welche ſich beſonders auf Muſcheln, Ko- rallen u. ſ. w. feſtſetzen, während die, welche Röhren aus Sand oder verhärtetem Schleime beſitzen, mehr einzeln leben. Man hat Ge- häuſe, welche meerpinſelartigen Thieren an- gehören, faſt in allen Schichten der Erde von den älteſten an gefunden, ohne daß indeß ihre genauere Beſtimmung bis jetzt möglich geweſen wäre. Manche Nöhren dieſer Würmer (Spirorbis) ſind vollkommen ſchneckenartig gewunden; andere (Serpula) unregelmäßig geſchlängelt; andere (Sabella) gerade und hautartig; noch andere (Terebella) aus Steinchen zuſammengeklebt. Amphicora; Amphitrite; Pectinaria. Den Uebergang zu den Schlangenwürmern bildet die Familie der Grünwürmer (Chloraemida), die einen mehr oder minder deutlichen Kopf beſitzt, an welchem die Kiemen ſtehen, während die Fußſtummeln

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/242>, abgerufen am 10.05.2024.