ledigung finden, sobald die betreffenden Voruntersuchungen in derselben Art erledigt sind, wie dies bei andern Thieren der Fall ist.
Die Art ist demnach, dem jetzigen Stande unserer Forschung zu Folge, ein unveränderlicher Organisations-Typus, der entstehen und vernichtet werden kann, aber keiner wesentlichen Aenderung seiner Charaktere fähig ist. Die Art entspricht bestimmten Lebensbedingungen, äußern Einflüssen, mit deren Aufhebung sie zu Grunde geht; sie ist gleichsam die lebende Realisation dieser äußern Bedingungen und kann mit und durch diese nur in so weit verändert werden, als unwesent- liche Charaktere betroffen werden. Die Individuen derselben Art pflanzen sich nach bestimmten Gesetzen fort und erzeugen Wesen, welche entweder selbst, oder in ihren Nachkommen den Erzeugern ähnlich werden. Früher konnte man nach dem damaligen Stande der Wissen- schaft behaupten, daß die Jungen stets wieder selbst den Alten ähnlich werden müßten. Die Untersuchungen der neuern Zeit haben gelehrt, daß dies nicht überall der Fall ist und daß es ganze Gruppen nie- derer Thiere gibt, bei welchen der Cyclus der Fortpflanzung erst durch das dritte oder vierte Individuum geschlossen wird. Wir werden Meeresbewohner, sogenannte Quallenpolypen kennen lernen, bei wel- chen der Polyp eine Knospe treibt, die sich allmählig ablöst und end- lich als vollständig ausgebildete Qualle, mit allen zur Ernährung, Bewegung, Empfindung und Fortpflanzung nöthigen Organen aus- gerüstet, frei im Meere umherschwimmt. Diese Qualle wird niemals zum Polypen; sie legt Eier und stirbt dann; das Junge ist also niemals dem Mutterthiere, dem Polypen, ähnlich geworden. Aber die Eier, welche die Qualle legte, diese setzen sich allmählig fest und wach- sen zu Polypen aus, die dem Mutterthiere in allen Stücken ähnlich sehen und zuletzt wieder Quallenknospen treiben. In diesem Falle sind also nur Großeltern und Enkel mit einander identisch, während Eltern und Kinder einander so vollkommen unähnlich sind, daß man sie bisher sogar verschiedenen Classen zutheilte.
Der erste Name der binären Bezeichnung nach Linne ist der Name der Gattung (Genus). Man umschreibt dadurch eine Summe von wesentlichen Charakteren, welche mehreren Arten gemeinsam sind. Na- türliche Gattungen haben meist ein so eigenthümliches Gepräge, daß man unwillkürlich auf dieselben hingeleitet wird. Bei den höheren Thieren hat man auch vielfältig die Beobachtung gemacht, daß sich die einzelnen Arten mit einander begatten und Bastarte erzeugen kön- nen, welche indeß meist unfruchtbar bleiben. Pferd und Esel sind ver- schiedene Arten derselben Gattung, sie erzeugen bekanntlich den Maul-
ledigung finden, ſobald die betreffenden Vorunterſuchungen in derſelben Art erledigt ſind, wie dies bei andern Thieren der Fall iſt.
Die Art iſt demnach, dem jetzigen Stande unſerer Forſchung zu Folge, ein unveränderlicher Organiſations-Typus, der entſtehen und vernichtet werden kann, aber keiner weſentlichen Aenderung ſeiner Charaktere fähig iſt. Die Art entſpricht beſtimmten Lebensbedingungen, äußern Einflüſſen, mit deren Aufhebung ſie zu Grunde geht; ſie iſt gleichſam die lebende Realiſation dieſer äußern Bedingungen und kann mit und durch dieſe nur in ſo weit verändert werden, als unweſent- liche Charaktere betroffen werden. Die Individuen derſelben Art pflanzen ſich nach beſtimmten Geſetzen fort und erzeugen Weſen, welche entweder ſelbſt, oder in ihren Nachkommen den Erzeugern ähnlich werden. Früher konnte man nach dem damaligen Stande der Wiſſen- ſchaft behaupten, daß die Jungen ſtets wieder ſelbſt den Alten ähnlich werden müßten. Die Unterſuchungen der neuern Zeit haben gelehrt, daß dies nicht überall der Fall iſt und daß es ganze Gruppen nie- derer Thiere gibt, bei welchen der Cyclus der Fortpflanzung erſt durch das dritte oder vierte Individuum geſchloſſen wird. Wir werden Meeresbewohner, ſogenannte Quallenpolypen kennen lernen, bei wel- chen der Polyp eine Knospe treibt, die ſich allmählig ablöſt und end- lich als vollſtändig ausgebildete Qualle, mit allen zur Ernährung, Bewegung, Empfindung und Fortpflanzung nöthigen Organen aus- gerüſtet, frei im Meere umherſchwimmt. Dieſe Qualle wird niemals zum Polypen; ſie legt Eier und ſtirbt dann; das Junge iſt alſo niemals dem Mutterthiere, dem Polypen, ähnlich geworden. Aber die Eier, welche die Qualle legte, dieſe ſetzen ſich allmählig feſt und wach- ſen zu Polypen aus, die dem Mutterthiere in allen Stücken ähnlich ſehen und zuletzt wieder Quallenknospen treiben. In dieſem Falle ſind alſo nur Großeltern und Enkel mit einander identiſch, während Eltern und Kinder einander ſo vollkommen unähnlich ſind, daß man ſie bisher ſogar verſchiedenen Claſſen zutheilte.
Der erſte Name der binären Bezeichnung nach Linné iſt der Name der Gattung (Genus). Man umſchreibt dadurch eine Summe von weſentlichen Charakteren, welche mehreren Arten gemeinſam ſind. Na- türliche Gattungen haben meiſt ein ſo eigenthümliches Gepräge, daß man unwillkürlich auf dieſelben hingeleitet wird. Bei den höheren Thieren hat man auch vielfältig die Beobachtung gemacht, daß ſich die einzelnen Arten mit einander begatten und Baſtarte erzeugen kön- nen, welche indeß meiſt unfruchtbar bleiben. Pferd und Eſel ſind ver- ſchiedene Arten derſelben Gattung, ſie erzeugen bekanntlich den Maul-
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ledigung finden, ſobald die betreffenden Vorunterſuchungen in derſelben
Art erledigt ſind, wie dies bei andern Thieren der Fall iſt.
Die Art iſt demnach, dem jetzigen Stande unſerer Forſchung zu
Folge, ein unveränderlicher Organiſations-Typus, der entſtehen und
vernichtet werden kann, aber keiner weſentlichen Aenderung ſeiner
Charaktere fähig iſt. Die Art entſpricht beſtimmten Lebensbedingungen,
äußern Einflüſſen, mit deren Aufhebung ſie zu Grunde geht; ſie iſt
gleichſam die lebende Realiſation dieſer äußern Bedingungen und kann
mit und durch dieſe nur in ſo weit verändert werden, als unweſent-
liche Charaktere betroffen werden. Die Individuen derſelben Art
pflanzen ſich nach beſtimmten Geſetzen fort und erzeugen Weſen, welche
entweder ſelbſt, oder in ihren Nachkommen den Erzeugern ähnlich
werden. Früher konnte man nach dem damaligen Stande der Wiſſen-
ſchaft behaupten, daß die Jungen ſtets wieder ſelbſt den Alten ähnlich
werden müßten. Die Unterſuchungen der neuern Zeit haben gelehrt,
daß dies nicht überall der Fall iſt und daß es ganze Gruppen nie-
derer Thiere gibt, bei welchen der Cyclus der Fortpflanzung erſt durch
das dritte oder vierte Individuum geſchloſſen wird. Wir werden
Meeresbewohner, ſogenannte Quallenpolypen kennen lernen, bei wel-
chen der Polyp eine Knospe treibt, die ſich allmählig ablöſt und end-
lich als vollſtändig ausgebildete Qualle, mit allen zur Ernährung,
Bewegung, Empfindung und Fortpflanzung nöthigen Organen aus-
gerüſtet, frei im Meere umherſchwimmt. Dieſe Qualle wird niemals
zum Polypen; ſie legt Eier und ſtirbt dann; das Junge iſt alſo
niemals dem Mutterthiere, dem Polypen, ähnlich geworden. Aber die
Eier, welche die Qualle legte, dieſe ſetzen ſich allmählig feſt und wach-
ſen zu Polypen aus, die dem Mutterthiere in allen Stücken ähnlich
ſehen und zuletzt wieder Quallenknospen treiben. In dieſem Falle
ſind alſo nur Großeltern und Enkel mit einander identiſch, während
Eltern und Kinder einander ſo vollkommen unähnlich ſind, daß man
ſie bisher ſogar verſchiedenen Claſſen zutheilte.
Der erſte Name der binären Bezeichnung nach Linné iſt der Name
der Gattung (Genus). Man umſchreibt dadurch eine Summe von
weſentlichen Charakteren, welche mehreren Arten gemeinſam ſind. Na-
türliche Gattungen haben meiſt ein ſo eigenthümliches Gepräge, daß
man unwillkürlich auf dieſelben hingeleitet wird. Bei den höheren
Thieren hat man auch vielfältig die Beobachtung gemacht, daß ſich
die einzelnen Arten mit einander begatten und Baſtarte erzeugen kön-
nen, welche indeß meiſt unfruchtbar bleiben. Pferd und Eſel ſind ver-
ſchiedene Arten derſelben Gattung, ſie erzeugen bekanntlich den Maul-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/30>, abgerufen am 22.12.2024.
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