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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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oft ein starker Bart an den Boden fesselt. Ihre Familien sind weit
zahlreicher als diejenigen der Seitenmuscheln.

[Abbildung] Fig. 316.

Die ächte Perlenmuschel (Meleagrina
margaritifera).

Die Perlenmuscheln (Aviculida)
zeigen gleichschalige, außen blätterige, in-
nen sehr glatte Schalen, in welchen die
Lamellenschicht so stark ist, daß sie als
ächte Perlenmutter verarbeitet werden
kann. Die Muscheln sind gleichschalig
und gleichseitig, die Wirbel nach vorn
geneigt, das Schloß gerade, linienförmig,
entweder ganz zahnlos oder nur mit einem
sehr unbedeutenden Vorsprunge versehen.
Das Schloßband liegt fast außen in
einem Falze des Schloßrandes, der un-
mittelbar vor den Wirbeln einen Ausschnitt für den Durchtritt des
Bartes zeigt. Der Körper ist meist sehr dünn, platt und klein im
Verhältniß zu dem großen Mantel, der an seinem ganzen Rande frei
ist. Der Fuß ist klein, rundlich und der hintere Muskel so überwie-
gend gegen den vorderen, dessen Eindruck oft gar nicht bemerkbar ist,
daß man manche Gattungen für einmuskelig hielt. Die Mundlappen
sind groß, liegen aber weit nach hinten in ziemlicher Entfernung von
dem Munde. Diese Muscheln heften sich mit ihrem Barte äußerst fest
an, oder stecken selbst mit den vorwärts gerichteten Wirbeln tief in
dem Boden, so daß nur ihre klaffenden Schalenränder hervorschauen.
Man zählt zu dieser Familie die ächte Perlenmuschel (Meleagrina),
welche sich hauptsächlich im persischen Meerbusen, um Ceylon und in
dem südlichen Theile des rothen Meeres findet und deren Fischerei
dort einen wesentlichen Erwerbzweig bildet. Die ächten Perlen sind
krankhafte Erzeugnisse und aus concentrischen Schichten derselben Sub-
stanz gebildet, aus welcher die innere Lamellenschicht der Schale zu-
sammengesetzt ist. Die Perlenfischerei wird durch Taucher betrieben,
welche mit Gewichten beschwert, mit einem Sack am Gürtel und einem
Eisen zum Ablösen der Muscheln bewaffnet, sich auf den Boden hin-
ablassen und dort die Muscheln abstoßen. Der großen Haifische wegen,
welche in diesen südlichen Meeren vorkommen, erscheint das Taucher-
geschäft ziemlich gefährlich, auch ist für jeden Taucher wenigstens ein
Mann bestimmt, der auf ein gegebenes Zeichen ihn mit der größten
Geschwindigkeit in die Barke hinaufziehen muß. Ein Taucher läßt
sich etwa vierzig bis fünfzig mal im Tage hinab, und soll an günstigen
Orten bis zu mehreren Tausend Muscheln in dieser Zeit sammeln

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oft ein ſtarker Bart an den Boden feſſelt. Ihre Familien ſind weit
zahlreicher als diejenigen der Seitenmuſcheln.

[Abbildung] Fig. 316.

Die ächte Perlenmuſchel (Meleagrina
margaritifera).

Die Perlenmuſcheln (Aviculida)
zeigen gleichſchalige, außen blätterige, in-
nen ſehr glatte Schalen, in welchen die
Lamellenſchicht ſo ſtark iſt, daß ſie als
ächte Perlenmutter verarbeitet werden
kann. Die Muſcheln ſind gleichſchalig
und gleichſeitig, die Wirbel nach vorn
geneigt, das Schloß gerade, linienförmig,
entweder ganz zahnlos oder nur mit einem
ſehr unbedeutenden Vorſprunge verſehen.
Das Schloßband liegt faſt außen in
einem Falze des Schloßrandes, der un-
mittelbar vor den Wirbeln einen Ausſchnitt für den Durchtritt des
Bartes zeigt. Der Körper iſt meiſt ſehr dünn, platt und klein im
Verhältniß zu dem großen Mantel, der an ſeinem ganzen Rande frei
iſt. Der Fuß iſt klein, rundlich und der hintere Muskel ſo überwie-
gend gegen den vorderen, deſſen Eindruck oft gar nicht bemerkbar iſt,
daß man manche Gattungen für einmuskelig hielt. Die Mundlappen
ſind groß, liegen aber weit nach hinten in ziemlicher Entfernung von
dem Munde. Dieſe Muſcheln heften ſich mit ihrem Barte äußerſt feſt
an, oder ſtecken ſelbſt mit den vorwärts gerichteten Wirbeln tief in
dem Boden, ſo daß nur ihre klaffenden Schalenränder hervorſchauen.
Man zählt zu dieſer Familie die ächte Perlenmuſchel (Meleagrina),
welche ſich hauptſächlich im perſiſchen Meerbuſen, um Ceylon und in
dem ſüdlichen Theile des rothen Meeres findet und deren Fiſcherei
dort einen weſentlichen Erwerbzweig bildet. Die ächten Perlen ſind
krankhafte Erzeugniſſe und aus concentriſchen Schichten derſelben Sub-
ſtanz gebildet, aus welcher die innere Lamellenſchicht der Schale zu-
ſammengeſetzt iſt. Die Perlenfiſcherei wird durch Taucher betrieben,
welche mit Gewichten beſchwert, mit einem Sack am Gürtel und einem
Eiſen zum Ablöſen der Muſcheln bewaffnet, ſich auf den Boden hin-
ablaſſen und dort die Muſcheln abſtoßen. Der großen Haifiſche wegen,
welche in dieſen ſüdlichen Meeren vorkommen, erſcheint das Taucher-
geſchäft ziemlich gefährlich, auch iſt für jeden Taucher wenigſtens ein
Mann beſtimmt, der auf ein gegebenes Zeichen ihn mit der größten
Geſchwindigkeit in die Barke hinaufziehen muß. Ein Taucher läßt
ſich etwa vierzig bis fünfzig mal im Tage hinab, und ſoll an günſtigen
Orten bis zu mehreren Tauſend Muſcheln in dieſer Zeit ſammeln

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[307/0313] oft ein ſtarker Bart an den Boden feſſelt. Ihre Familien ſind weit zahlreicher als diejenigen der Seitenmuſcheln. [Abbildung Fig. 316. Die ächte Perlenmuſchel (Meleagrina margaritifera). ] Die Perlenmuſcheln (Aviculida) zeigen gleichſchalige, außen blätterige, in- nen ſehr glatte Schalen, in welchen die Lamellenſchicht ſo ſtark iſt, daß ſie als ächte Perlenmutter verarbeitet werden kann. Die Muſcheln ſind gleichſchalig und gleichſeitig, die Wirbel nach vorn geneigt, das Schloß gerade, linienförmig, entweder ganz zahnlos oder nur mit einem ſehr unbedeutenden Vorſprunge verſehen. Das Schloßband liegt faſt außen in einem Falze des Schloßrandes, der un- mittelbar vor den Wirbeln einen Ausſchnitt für den Durchtritt des Bartes zeigt. Der Körper iſt meiſt ſehr dünn, platt und klein im Verhältniß zu dem großen Mantel, der an ſeinem ganzen Rande frei iſt. Der Fuß iſt klein, rundlich und der hintere Muskel ſo überwie- gend gegen den vorderen, deſſen Eindruck oft gar nicht bemerkbar iſt, daß man manche Gattungen für einmuskelig hielt. Die Mundlappen ſind groß, liegen aber weit nach hinten in ziemlicher Entfernung von dem Munde. Dieſe Muſcheln heften ſich mit ihrem Barte äußerſt feſt an, oder ſtecken ſelbſt mit den vorwärts gerichteten Wirbeln tief in dem Boden, ſo daß nur ihre klaffenden Schalenränder hervorſchauen. Man zählt zu dieſer Familie die ächte Perlenmuſchel (Meleagrina), welche ſich hauptſächlich im perſiſchen Meerbuſen, um Ceylon und in dem ſüdlichen Theile des rothen Meeres findet und deren Fiſcherei dort einen weſentlichen Erwerbzweig bildet. Die ächten Perlen ſind krankhafte Erzeugniſſe und aus concentriſchen Schichten derſelben Sub- ſtanz gebildet, aus welcher die innere Lamellenſchicht der Schale zu- ſammengeſetzt iſt. Die Perlenfiſcherei wird durch Taucher betrieben, welche mit Gewichten beſchwert, mit einem Sack am Gürtel und einem Eiſen zum Ablöſen der Muſcheln bewaffnet, ſich auf den Boden hin- ablaſſen und dort die Muſcheln abſtoßen. Der großen Haifiſche wegen, welche in dieſen ſüdlichen Meeren vorkommen, erſcheint das Taucher- geſchäft ziemlich gefährlich, auch iſt für jeden Taucher wenigſtens ein Mann beſtimmt, der auf ein gegebenes Zeichen ihn mit der größten Geſchwindigkeit in die Barke hinaufziehen muß. Ein Taucher läßt ſich etwa vierzig bis fünfzig mal im Tage hinab, und ſoll an günſtigen Orten bis zu mehreren Tauſend Muſcheln in dieſer Zeit ſammeln 20*

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/313>, abgerufen am 23.12.2024.