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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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bei einigen im Meere lebenden Schnecken ist die Haut, trotz aller
Derbheit und Festigkeit, glashell durchsichtig und entbehrt dann auch
jener Schleimabsonderung, die bei den übrigen in so reichem Maße
vorkommt. Bei den meisten Schnecken bildet die den Körper überall
umschließende Haut eine Falte im Nacken, welche beim Zurückziehen
des Körpers wie eine Kapuze über den Kopf weggeschoben werden
kann, vor dem sie sich dann zusammenschließt. Meistens finden sich in
der Höhlung, welche durch diese Kapuze gebildet wird, die Athemor-
gane, sowie die Oeffnungen der Geschlechtsorgane und des Verdau-
ungsapparates. Man hat die Hautfalte, welche diese Höhlung bildet,
in die sich das Thier zurückziehen kann, den Mantel genannt, und
in der That ist es auch diese Falte und besonders der wulstige Rand
derselben, der Mantelsaum, welcher die Kaltschale absondert, die bei
den meisten Schnecken das Thier einschließt. Es befinden sich nämlich
auf diesem wulstigen Mantelsaume eine Menge kurzer Drüsenschläuche
in fast senkrechter Stellung, in deren großen Drüsenzellen sich ein
feinkörniger Kalkniederschlag bildet, der zum Weiterbau der Schale
verwendet wird. Der Mantelrand, welcher der äußeren Mündung
der Schale hart anliegt, setzt in einzelnen Blättchen eine zähe, zur
hornigen Masse erhärtende Substanz ab, welche allmählig fester wird,
mehr und mehr Kalk in sich aufnimmt und so zu fortwachsenden Scha-
lenschichten sich umgestaltet. Betrachtet man das Gehäuse einer Gar-
tenschnecke z. B. genauer im Sommer, wo sie neue Schichten ansetzt,
so sieht man an der Mündung der Schale einen feinen, durchsichtigen,
hornig biegsamen Vorstoß, welcher die in Bildung begriffene Scha-
lenlamelle ist. Da diese Bildung nicht gleichmäßig, sondern periodisch
vor sich geht, so sieht man auch auf den Schneckenschalen häufig solche
Anwachsstreifen, wie wir sie auch bei den Muschelschalen kennen ge-
lernt haben, sowie größere Wülste oder Vertiefungen, welche Zeiten
bedeutenderen Wachsthums, oder längerer Unterbrechung darin ent-
sprechen. Die Struktur der Schneckenschalen selbst ist weit einfacher
als die der Muschelschalen, denn sie bestehen nur aus der einzigen
Lamellenschicht, welche durch die äußerst mannigfaltigen Faltungen
ihrer Blätter den eigenthümlichen Perlenmutterglanz zeigt. Die Farb-
stoffe, welche in dieser Schicht abgelagert werden, sind oft äußerst
glänzend und in regelmäßigen Streifen und Flecken vertheilt, deren
Stellung mit dem Wachsthume der Schalen selbst im Verhältnisse
steht. Durch Faltungen des Mantelsaums entstehen oft Biegungen
dieser Lamellen, die bei einigen Schalen zu Wülsten, Spitzen, Hör-

bei einigen im Meere lebenden Schnecken iſt die Haut, trotz aller
Derbheit und Feſtigkeit, glashell durchſichtig und entbehrt dann auch
jener Schleimabſonderung, die bei den übrigen in ſo reichem Maße
vorkommt. Bei den meiſten Schnecken bildet die den Körper überall
umſchließende Haut eine Falte im Nacken, welche beim Zurückziehen
des Körpers wie eine Kapuze über den Kopf weggeſchoben werden
kann, vor dem ſie ſich dann zuſammenſchließt. Meiſtens finden ſich in
der Höhlung, welche durch dieſe Kapuze gebildet wird, die Athemor-
gane, ſowie die Oeffnungen der Geſchlechtsorgane und des Verdau-
ungsapparates. Man hat die Hautfalte, welche dieſe Höhlung bildet,
in die ſich das Thier zurückziehen kann, den Mantel genannt, und
in der That iſt es auch dieſe Falte und beſonders der wulſtige Rand
derſelben, der Mantelſaum, welcher die Kaltſchale abſondert, die bei
den meiſten Schnecken das Thier einſchließt. Es befinden ſich nämlich
auf dieſem wulſtigen Mantelſaume eine Menge kurzer Drüſenſchläuche
in faſt ſenkrechter Stellung, in deren großen Drüſenzellen ſich ein
feinkörniger Kalkniederſchlag bildet, der zum Weiterbau der Schale
verwendet wird. Der Mantelrand, welcher der äußeren Mündung
der Schale hart anliegt, ſetzt in einzelnen Blättchen eine zähe, zur
hornigen Maſſe erhärtende Subſtanz ab, welche allmählig feſter wird,
mehr und mehr Kalk in ſich aufnimmt und ſo zu fortwachſenden Scha-
lenſchichten ſich umgeſtaltet. Betrachtet man das Gehäuſe einer Gar-
tenſchnecke z. B. genauer im Sommer, wo ſie neue Schichten anſetzt,
ſo ſieht man an der Mündung der Schale einen feinen, durchſichtigen,
hornig biegſamen Vorſtoß, welcher die in Bildung begriffene Scha-
lenlamelle iſt. Da dieſe Bildung nicht gleichmäßig, ſondern periodiſch
vor ſich geht, ſo ſieht man auch auf den Schneckenſchalen häufig ſolche
Anwachsſtreifen, wie wir ſie auch bei den Muſchelſchalen kennen ge-
lernt haben, ſowie größere Wülſte oder Vertiefungen, welche Zeiten
bedeutenderen Wachsthums, oder längerer Unterbrechung darin ent-
ſprechen. Die Struktur der Schneckenſchalen ſelbſt iſt weit einfacher
als die der Muſchelſchalen, denn ſie beſtehen nur aus der einzigen
Lamellenſchicht, welche durch die äußerſt mannigfaltigen Faltungen
ihrer Blätter den eigenthümlichen Perlenmutterglanz zeigt. Die Farb-
ſtoffe, welche in dieſer Schicht abgelagert werden, ſind oft äußerſt
glänzend und in regelmäßigen Streifen und Flecken vertheilt, deren
Stellung mit dem Wachsthume der Schalen ſelbſt im Verhältniſſe
ſteht. Durch Faltungen des Mantelſaums entſtehen oft Biegungen
dieſer Lamellen, die bei einigen Schalen zu Wülſten, Spitzen, Hör-

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[316/0322] bei einigen im Meere lebenden Schnecken iſt die Haut, trotz aller Derbheit und Feſtigkeit, glashell durchſichtig und entbehrt dann auch jener Schleimabſonderung, die bei den übrigen in ſo reichem Maße vorkommt. Bei den meiſten Schnecken bildet die den Körper überall umſchließende Haut eine Falte im Nacken, welche beim Zurückziehen des Körpers wie eine Kapuze über den Kopf weggeſchoben werden kann, vor dem ſie ſich dann zuſammenſchließt. Meiſtens finden ſich in der Höhlung, welche durch dieſe Kapuze gebildet wird, die Athemor- gane, ſowie die Oeffnungen der Geſchlechtsorgane und des Verdau- ungsapparates. Man hat die Hautfalte, welche dieſe Höhlung bildet, in die ſich das Thier zurückziehen kann, den Mantel genannt, und in der That iſt es auch dieſe Falte und beſonders der wulſtige Rand derſelben, der Mantelſaum, welcher die Kaltſchale abſondert, die bei den meiſten Schnecken das Thier einſchließt. Es befinden ſich nämlich auf dieſem wulſtigen Mantelſaume eine Menge kurzer Drüſenſchläuche in faſt ſenkrechter Stellung, in deren großen Drüſenzellen ſich ein feinkörniger Kalkniederſchlag bildet, der zum Weiterbau der Schale verwendet wird. Der Mantelrand, welcher der äußeren Mündung der Schale hart anliegt, ſetzt in einzelnen Blättchen eine zähe, zur hornigen Maſſe erhärtende Subſtanz ab, welche allmählig feſter wird, mehr und mehr Kalk in ſich aufnimmt und ſo zu fortwachſenden Scha- lenſchichten ſich umgeſtaltet. Betrachtet man das Gehäuſe einer Gar- tenſchnecke z. B. genauer im Sommer, wo ſie neue Schichten anſetzt, ſo ſieht man an der Mündung der Schale einen feinen, durchſichtigen, hornig biegſamen Vorſtoß, welcher die in Bildung begriffene Scha- lenlamelle iſt. Da dieſe Bildung nicht gleichmäßig, ſondern periodiſch vor ſich geht, ſo ſieht man auch auf den Schneckenſchalen häufig ſolche Anwachsſtreifen, wie wir ſie auch bei den Muſchelſchalen kennen ge- lernt haben, ſowie größere Wülſte oder Vertiefungen, welche Zeiten bedeutenderen Wachsthums, oder längerer Unterbrechung darin ent- ſprechen. Die Struktur der Schneckenſchalen ſelbſt iſt weit einfacher als die der Muſchelſchalen, denn ſie beſtehen nur aus der einzigen Lamellenſchicht, welche durch die äußerſt mannigfaltigen Faltungen ihrer Blätter den eigenthümlichen Perlenmutterglanz zeigt. Die Farb- ſtoffe, welche in dieſer Schicht abgelagert werden, ſind oft äußerſt glänzend und in regelmäßigen Streifen und Flecken vertheilt, deren Stellung mit dem Wachsthume der Schalen ſelbſt im Verhältniſſe ſteht. Durch Faltungen des Mantelſaums entſtehen oft Biegungen dieſer Lamellen, die bei einigen Schalen zu Wülſten, Spitzen, Hör-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/322>, abgerufen am 23.12.2024.