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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Blättern, welche sobald sich das Thier entwickelt und kriechen will,
über die Schale herüber gezogen werden, so daß diese gänzlich von
dem Mantelblatte bedeckt ist. Die Glätte der dicken und schweren
Schalen, welche meist mit lebhaften Farben geziert sind, wird durch den

[Abbildung] Fig. 376.

Porzellanschnecke (Cypraea)
kriechend mit vorgestreckten Fühlern, an deren
Seiten die Augen stehen. Der mit Fortsätzen
bespickte Mantel ist halb über die Schale ge-
zogen.

Absatz neuer Kalkschichten auf
der Außenfläche der ursprüng-
lichen Schale, der von diesem
überziehbaren Mantelblatte
ausgeht, bewirkt. Die Por-
zellanschnecken, welche zu die-
ser Familie gehören, sind hin-
länglich bekannt als Zierrath
unserer Möbel, so wie durch
das dumpfe Brausen, welches
sie, vor das Ohr gehalten, vernehmen lassen. Oliva; Cypraea; Ovula.

[Abbildung] Fig. 377.

Conus.

Die Kegelschnecken (Conida) stehen durch die
Form ihrer Schale den vorigen am nächsten. Das
Gehäuse ist kegelförmig, das regelmäßig gerollte Ge-
winde an dem dickeren Ende des Kegels sichtbar; die
Oeffnung spaltförmig, nach unten hin etwas erwei-
tert und meist an der Spindel etwas ausgeschnitten
für den Durchtritt der langen Athemröhre; der Lip-
penwand der Schale ist gerade, dünn und scharf und
so wie der Spindelrand ohne alle Zähne oder Fal-
tungen. Das Thier hat einen breiten Fuß, einen
stumpfen Rüssel, der mit zwei Reihen langer, hohler, zuweilen wider-
hakiger Zähne bewaffnet ist und womit es empfindlich stechen kann.
Einige Kegelschnecken stehen der Wunden wegen, welche sie mit diesem
Rüssel versetzen, sogar im Verdachte der Giftigkeit. Sie kommen haupt-
sächlich in südlichen Meeren vor, und bildeten früher bei Sammlern
einen ähnlichen Gegenstand der Liebhaberei wie die Tulpen, so daß
für eine einzige seltene und schön gefärbte Schale zuweilen selbst Tau-
sende von Gulden bezahlt wurden. Conus.

Bei allen Familien der Kiemenschnecken, welche wir von jetzt an
folgen lassen, besitzt das Thier einen langen vorstreckbaren Rüssel, der
mit kleinen seitlichen Kiefern und einer schmalen Zunge bewaffnet ist,
auf der höchstens drei Längsreihen von Platten stehen, deren Mittel-
platte breit und mit scharfen Zähnen bewaffnet ist. Sie bohren mittelst
dieses Rüssels meist andere Schalthiere an, die sie aussaugen, und

Blättern, welche ſobald ſich das Thier entwickelt und kriechen will,
über die Schale herüber gezogen werden, ſo daß dieſe gänzlich von
dem Mantelblatte bedeckt iſt. Die Glätte der dicken und ſchweren
Schalen, welche meiſt mit lebhaften Farben geziert ſind, wird durch den

[Abbildung] Fig. 376.

Porzellanſchnecke (Cypraea)
kriechend mit vorgeſtreckten Fühlern, an deren
Seiten die Augen ſtehen. Der mit Fortſätzen
beſpickte Mantel iſt halb über die Schale ge-
zogen.

Abſatz neuer Kalkſchichten auf
der Außenfläche der urſprüng-
lichen Schale, der von dieſem
überziehbaren Mantelblatte
ausgeht, bewirkt. Die Por-
zellanſchnecken, welche zu die-
ſer Familie gehören, ſind hin-
länglich bekannt als Zierrath
unſerer Möbel, ſo wie durch
das dumpfe Brauſen, welches
ſie, vor das Ohr gehalten, vernehmen laſſen. Oliva; Cypraea; Ovula.

[Abbildung] Fig. 377.

Conus.

Die Kegelſchnecken (Conida) ſtehen durch die
Form ihrer Schale den vorigen am nächſten. Das
Gehäuſe iſt kegelförmig, das regelmäßig gerollte Ge-
winde an dem dickeren Ende des Kegels ſichtbar; die
Oeffnung ſpaltförmig, nach unten hin etwas erwei-
tert und meiſt an der Spindel etwas ausgeſchnitten
für den Durchtritt der langen Athemröhre; der Lip-
penwand der Schale iſt gerade, dünn und ſcharf und
ſo wie der Spindelrand ohne alle Zähne oder Fal-
tungen. Das Thier hat einen breiten Fuß, einen
ſtumpfen Rüſſel, der mit zwei Reihen langer, hohler, zuweilen wider-
hakiger Zähne bewaffnet iſt und womit es empfindlich ſtechen kann.
Einige Kegelſchnecken ſtehen der Wunden wegen, welche ſie mit dieſem
Rüſſel verſetzen, ſogar im Verdachte der Giftigkeit. Sie kommen haupt-
ſächlich in ſüdlichen Meeren vor, und bildeten früher bei Sammlern
einen ähnlichen Gegenſtand der Liebhaberei wie die Tulpen, ſo daß
für eine einzige ſeltene und ſchön gefärbte Schale zuweilen ſelbſt Tau-
ſende von Gulden bezahlt wurden. Conus.

Bei allen Familien der Kiemenſchnecken, welche wir von jetzt an
folgen laſſen, beſitzt das Thier einen langen vorſtreckbaren Rüſſel, der
mit kleinen ſeitlichen Kiefern und einer ſchmalen Zunge bewaffnet iſt,
auf der höchſtens drei Längsreihen von Platten ſtehen, deren Mittel-
platte breit und mit ſcharfen Zähnen bewaffnet iſt. Sie bohren mittelſt
dieſes Rüſſels meiſt andere Schalthiere an, die ſie ausſaugen, und

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[348/0354] Blättern, welche ſobald ſich das Thier entwickelt und kriechen will, über die Schale herüber gezogen werden, ſo daß dieſe gänzlich von dem Mantelblatte bedeckt iſt. Die Glätte der dicken und ſchweren Schalen, welche meiſt mit lebhaften Farben geziert ſind, wird durch den [Abbildung Fig. 376. Porzellanſchnecke (Cypraea) kriechend mit vorgeſtreckten Fühlern, an deren Seiten die Augen ſtehen. Der mit Fortſätzen beſpickte Mantel iſt halb über die Schale ge- zogen.] Abſatz neuer Kalkſchichten auf der Außenfläche der urſprüng- lichen Schale, der von dieſem überziehbaren Mantelblatte ausgeht, bewirkt. Die Por- zellanſchnecken, welche zu die- ſer Familie gehören, ſind hin- länglich bekannt als Zierrath unſerer Möbel, ſo wie durch das dumpfe Brauſen, welches ſie, vor das Ohr gehalten, vernehmen laſſen. Oliva; Cypraea; Ovula. [Abbildung Fig. 377. Conus. ] Die Kegelſchnecken (Conida) ſtehen durch die Form ihrer Schale den vorigen am nächſten. Das Gehäuſe iſt kegelförmig, das regelmäßig gerollte Ge- winde an dem dickeren Ende des Kegels ſichtbar; die Oeffnung ſpaltförmig, nach unten hin etwas erwei- tert und meiſt an der Spindel etwas ausgeſchnitten für den Durchtritt der langen Athemröhre; der Lip- penwand der Schale iſt gerade, dünn und ſcharf und ſo wie der Spindelrand ohne alle Zähne oder Fal- tungen. Das Thier hat einen breiten Fuß, einen ſtumpfen Rüſſel, der mit zwei Reihen langer, hohler, zuweilen wider- hakiger Zähne bewaffnet iſt und womit es empfindlich ſtechen kann. Einige Kegelſchnecken ſtehen der Wunden wegen, welche ſie mit dieſem Rüſſel verſetzen, ſogar im Verdachte der Giftigkeit. Sie kommen haupt- ſächlich in ſüdlichen Meeren vor, und bildeten früher bei Sammlern einen ähnlichen Gegenſtand der Liebhaberei wie die Tulpen, ſo daß für eine einzige ſeltene und ſchön gefärbte Schale zuweilen ſelbſt Tau- ſende von Gulden bezahlt wurden. Conus. Bei allen Familien der Kiemenſchnecken, welche wir von jetzt an folgen laſſen, beſitzt das Thier einen langen vorſtreckbaren Rüſſel, der mit kleinen ſeitlichen Kiefern und einer ſchmalen Zunge bewaffnet iſt, auf der höchſtens drei Längsreihen von Platten ſtehen, deren Mittel- platte breit und mit ſcharfen Zähnen bewaffnet iſt. Sie bohren mittelſt dieſes Rüſſels meiſt andere Schalthiere an, die ſie ausſaugen, und

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/354>, abgerufen am 23.12.2024.