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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Embryonalanlage, die aus anfangs undeutlich abgegrenzten Furchungs-
kugeln besteht, welche sich nach und nach zu Zellen umbilden. Die
übrige Dottermasse erscheint bei dieser Bildung des Embryonaltheiles
vollkommen unbetheiligt. Der Embryonaltheil breitet sich allmählig
weiter aus; die einzelnen Zellen legen sich zusammen und es erscheinen
nun nach und nach die verschiedenen Organe des Embryos, zuerst in
der Form von Wülsten und zwar in der Lagerung, daß der Kopf-
theil des Embryos dem Dotter zugewendet, das Hintertheil des Bauch-
sackes von ihm abgewendet erscheint und dieser auch vor den übrigen

[Abbildung] Fig. 425.
[Abbildung] Fig. 426.

Fig. 425 und 426. Entwickelung des Tinten-
fisches. Fig. 425. Der entstehende Embryo liegt
noch flach und scheibenförmig auf dem Dotter. Der
Mantel, die Augen und der aus zwei seitlichen Hälf-
ten entstehende Trichter sind durch flache Wülste an-
gedeutet, ebenso der Mund durch eine rundliche Oeff-
nung. Fig. 426. Die Entwickelung ist weiter fort-
geschritten, der Mantel nebst dem Embryo hat sich
emporgehoben, die Trichterhälften sich unter dem Man-
tel, der hutförmig verwächst, genähert, die Augen
und Kopflappen sich gesondert. Man sieht die ersten
warzenartigen Vorsprünge, welche zu Fangarmen aus-
wachsen. Der Dottersack breitet sich aus, um den
Dotter einzuschließen.

Theilen sich ausbildet. An-
fangs sitzt der Embryo
gleichsam wie eine flache
Scheibe auf dem Dotter auf,
der unverhältnißmäßig groß
ist, dann hebt er sich mehr
ab und der Eingeweidesack
erhält allmählig seine beu-
telförmige Gestalt. Eine
vom Embryo ausgehende
Hautschicht umwächst all-
mählig den Dotter und bil-
det einen wahren Dotter-
sack. Während der Dotter
immer kleiner wird und der
Embryo stets mehr auf seine
Kosten auswächst, bleibt die
gegenseitige Lagerung dieser
beiden Theile stets dieselbe.
Der Embryo erfaßt mit sei-
nen, nun hervorgesproßten
Armen den Dotter, welcher
seinem Kopfe gegenüberliegt.
Der Dottersack steht zu kei-
ner Zeit des Embryonal-
lebens mit irgend einem
Theile des Darmkanales in Verbindung; er bildet stets einen für sich
abgeschlossenen Sack, dessen Stiel hart neben dem Munde in die Lei-
beshöhle eindringt, so daß man früher glaubte, er gehe aus dem
Munde selbst hervor, oder stehe weiter innen mit dem Darmkanale in
Verbindung. Beides ist unrichtig; auch in der Leibeshöhle ist der

Embryonalanlage, die aus anfangs undeutlich abgegrenzten Furchungs-
kugeln beſteht, welche ſich nach und nach zu Zellen umbilden. Die
übrige Dottermaſſe erſcheint bei dieſer Bildung des Embryonaltheiles
vollkommen unbetheiligt. Der Embryonaltheil breitet ſich allmählig
weiter aus; die einzelnen Zellen legen ſich zuſammen und es erſcheinen
nun nach und nach die verſchiedenen Organe des Embryos, zuerſt in
der Form von Wülſten und zwar in der Lagerung, daß der Kopf-
theil des Embryos dem Dotter zugewendet, das Hintertheil des Bauch-
ſackes von ihm abgewendet erſcheint und dieſer auch vor den übrigen

[Abbildung] Fig. 425.
[Abbildung] Fig. 426.

Fig. 425 und 426. Entwickelung des Tinten-
fiſches. Fig. 425. Der entſtehende Embryo liegt
noch flach und ſcheibenförmig auf dem Dotter. Der
Mantel, die Augen und der aus zwei ſeitlichen Hälf-
ten entſtehende Trichter ſind durch flache Wülſte an-
gedeutet, ebenſo der Mund durch eine rundliche Oeff-
nung. Fig. 426. Die Entwickelung iſt weiter fort-
geſchritten, der Mantel nebſt dem Embryo hat ſich
emporgehoben, die Trichterhälften ſich unter dem Man-
tel, der hutförmig verwächſt, genähert, die Augen
und Kopflappen ſich geſondert. Man ſieht die erſten
warzenartigen Vorſprünge, welche zu Fangarmen aus-
wachſen. Der Dotterſack breitet ſich aus, um den
Dotter einzuſchließen.

Theilen ſich ausbildet. An-
fangs ſitzt der Embryo
gleichſam wie eine flache
Scheibe auf dem Dotter auf,
der unverhältnißmäßig groß
iſt, dann hebt er ſich mehr
ab und der Eingeweideſack
erhält allmählig ſeine beu-
telförmige Geſtalt. Eine
vom Embryo ausgehende
Hautſchicht umwächſt all-
mählig den Dotter und bil-
det einen wahren Dotter-
ſack. Während der Dotter
immer kleiner wird und der
Embryo ſtets mehr auf ſeine
Koſten auswächſt, bleibt die
gegenſeitige Lagerung dieſer
beiden Theile ſtets dieſelbe.
Der Embryo erfaßt mit ſei-
nen, nun hervorgeſproßten
Armen den Dotter, welcher
ſeinem Kopfe gegenüberliegt.
Der Dotterſack ſteht zu kei-
ner Zeit des Embryonal-
lebens mit irgend einem
Theile des Darmkanales in Verbindung; er bildet ſtets einen für ſich
abgeſchloſſenen Sack, deſſen Stiel hart neben dem Munde in die Lei-
beshöhle eindringt, ſo daß man früher glaubte, er gehe aus dem
Munde ſelbſt hervor, oder ſtehe weiter innen mit dem Darmkanale in
Verbindung. Beides iſt unrichtig; auch in der Leibeshöhle iſt der

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[380/0386] Embryonalanlage, die aus anfangs undeutlich abgegrenzten Furchungs- kugeln beſteht, welche ſich nach und nach zu Zellen umbilden. Die übrige Dottermaſſe erſcheint bei dieſer Bildung des Embryonaltheiles vollkommen unbetheiligt. Der Embryonaltheil breitet ſich allmählig weiter aus; die einzelnen Zellen legen ſich zuſammen und es erſcheinen nun nach und nach die verſchiedenen Organe des Embryos, zuerſt in der Form von Wülſten und zwar in der Lagerung, daß der Kopf- theil des Embryos dem Dotter zugewendet, das Hintertheil des Bauch- ſackes von ihm abgewendet erſcheint und dieſer auch vor den übrigen [Abbildung Fig. 425.] [Abbildung Fig. 426. Fig. 425 und 426. Entwickelung des Tinten- fiſches. Fig. 425. Der entſtehende Embryo liegt noch flach und ſcheibenförmig auf dem Dotter. Der Mantel, die Augen und der aus zwei ſeitlichen Hälf- ten entſtehende Trichter ſind durch flache Wülſte an- gedeutet, ebenſo der Mund durch eine rundliche Oeff- nung. Fig. 426. Die Entwickelung iſt weiter fort- geſchritten, der Mantel nebſt dem Embryo hat ſich emporgehoben, die Trichterhälften ſich unter dem Man- tel, der hutförmig verwächſt, genähert, die Augen und Kopflappen ſich geſondert. Man ſieht die erſten warzenartigen Vorſprünge, welche zu Fangarmen aus- wachſen. Der Dotterſack breitet ſich aus, um den Dotter einzuſchließen.] Theilen ſich ausbildet. An- fangs ſitzt der Embryo gleichſam wie eine flache Scheibe auf dem Dotter auf, der unverhältnißmäßig groß iſt, dann hebt er ſich mehr ab und der Eingeweideſack erhält allmählig ſeine beu- telförmige Geſtalt. Eine vom Embryo ausgehende Hautſchicht umwächſt all- mählig den Dotter und bil- det einen wahren Dotter- ſack. Während der Dotter immer kleiner wird und der Embryo ſtets mehr auf ſeine Koſten auswächſt, bleibt die gegenſeitige Lagerung dieſer beiden Theile ſtets dieſelbe. Der Embryo erfaßt mit ſei- nen, nun hervorgeſproßten Armen den Dotter, welcher ſeinem Kopfe gegenüberliegt. Der Dotterſack ſteht zu kei- ner Zeit des Embryonal- lebens mit irgend einem Theile des Darmkanales in Verbindung; er bildet ſtets einen für ſich abgeſchloſſenen Sack, deſſen Stiel hart neben dem Munde in die Lei- beshöhle eindringt, ſo daß man früher glaubte, er gehe aus dem Munde ſelbſt hervor, oder ſtehe weiter innen mit dem Darmkanale in Verbindung. Beides iſt unrichtig; auch in der Leibeshöhle iſt der

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/386>, abgerufen am 23.12.2024.