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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Schichten des Jura und der Kreide gefunden werden, alle Ausbie-
gungen der Scheidewände, Sättel und Loben durchaus gezähnelt und
gezackt sind. Ammonites; Hamites; Scaphites; Turrilites.

Die Ordnung der Zweikiemer (Dibranchiata), welche
weit zahlreicher in unsern Meeren vertreten ist, in der Erdgeschichte
aber auch erst viel später mit den untersten Juraschichten auftrat,
unterscheidet sich von der vorigen dadurch, daß stets eine bestimmte
Anzahl von Armen und zwar höchstens zehn vorhanden sind,
alle mit Saugnäpfen oder Hornhaken bewaffnet, und daß man
außerdem in der Mantelhöhle nur zwei Kiemen vorfindet. Diese
Thiere haben niemals eine vielkammerige Schale, deren letzte Kammer
sie bewohnen und in welche sie sich zurückziehen können, sondern wenn
eine solche existirt, was bei einer Gattung der Fall ist, so steckt sie
zum Theile in dem Mantel des Thieres, von welchem sie eingehüllt
wird. Viele haben dagegen innere Schalen, die in dem Rückenblatte
des Mantels eingesenkt und sehr eigenthümlich zusammengesetzt sind. Diese
Rückenschalen bestehen nämlich aus einem vorderen hornigen Blatte,
welches entweder nackt, sehr dünn, biegsam und durchsichtig ist, oder
auf beiden Flächen mit successiven porösen Kalkschichten belegt erscheint,
in deren Zwischenräumen sich eine gallertartige Sulze befindet. Nach
hinten zu ist an diesem Hornblatte eine feste, derbe Spitze aus Kalk-
masse angebracht. Dieser ganze Rückenknochen liegt in einer Höhle
der Mantelfalte eingeschlossen, die von einer dünnen sehnigen Haut
ausgekleidet ist. Es ist jetzt zur Gewißheit geworden, daß die soge-
nannten Belemniten oder Donnerkeile, welche man von den untersten
Schichten des Jura bis in die obersten der Kreide so häufig verstei-
nert findet, nur solche innere Knochen waren. Wir unterscheiden in
dieser Ordnung folgende Familien:

[Abbildung] Fig. 437.

[Abbildung] Fig. 435. Fig. 436.

Spirula Peronii.
Fig. 435. Das Thier. a Der Kopf mit

Die Familie der Post-
hörnchen
(Spirulida) ist nur
durch eine einzige Gattung
bekannt, deren Schale aus
vielen Kammern besteht und
in einer Ebene so gewunden
ist, daß sich die Windungen
nicht vollständig berühren.
Der Sipho liegt auf der in-
neren Seite der Kammern,
die Scheidewände sind einfach
vertieft. Von dem Thiere

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Schichten des Jura und der Kreide gefunden werden, alle Ausbie-
gungen der Scheidewände, Sättel und Loben durchaus gezähnelt und
gezackt ſind. Ammonites; Hamites; Scaphites; Turrilites.

Die Ordnung der Zweikiemer (Dibranchiata), welche
weit zahlreicher in unſern Meeren vertreten iſt, in der Erdgeſchichte
aber auch erſt viel ſpäter mit den unterſten Juraſchichten auftrat,
unterſcheidet ſich von der vorigen dadurch, daß ſtets eine beſtimmte
Anzahl von Armen und zwar höchſtens zehn vorhanden ſind,
alle mit Saugnäpfen oder Hornhaken bewaffnet, und daß man
außerdem in der Mantelhöhle nur zwei Kiemen vorfindet. Dieſe
Thiere haben niemals eine vielkammerige Schale, deren letzte Kammer
ſie bewohnen und in welche ſie ſich zurückziehen können, ſondern wenn
eine ſolche exiſtirt, was bei einer Gattung der Fall iſt, ſo ſteckt ſie
zum Theile in dem Mantel des Thieres, von welchem ſie eingehüllt
wird. Viele haben dagegen innere Schalen, die in dem Rückenblatte
des Mantels eingeſenkt und ſehr eigenthümlich zuſammengeſetzt ſind. Dieſe
Rückenſchalen beſtehen nämlich aus einem vorderen hornigen Blatte,
welches entweder nackt, ſehr dünn, biegſam und durchſichtig iſt, oder
auf beiden Flächen mit ſucceſſiven poröſen Kalkſchichten belegt erſcheint,
in deren Zwiſchenräumen ſich eine gallertartige Sulze befindet. Nach
hinten zu iſt an dieſem Hornblatte eine feſte, derbe Spitze aus Kalk-
maſſe angebracht. Dieſer ganze Rückenknochen liegt in einer Höhle
der Mantelfalte eingeſchloſſen, die von einer dünnen ſehnigen Haut
ausgekleidet iſt. Es iſt jetzt zur Gewißheit geworden, daß die ſoge-
nannten Belemniten oder Donnerkeile, welche man von den unterſten
Schichten des Jura bis in die oberſten der Kreide ſo häufig verſtei-
nert findet, nur ſolche innere Knochen waren. Wir unterſcheiden in
dieſer Ordnung folgende Familien:

[Abbildung] Fig. 437.

[Abbildung] Fig. 435. Fig. 436.

Spirula Peronii.
Fig. 435. Das Thier. a Der Kopf mit

Die Familie der Poſt-
hörnchen
(Spirulida) iſt nur
durch eine einzige Gattung
bekannt, deren Schale aus
vielen Kammern beſteht und
in einer Ebene ſo gewunden
iſt, daß ſich die Windungen
nicht vollſtändig berühren.
Der Sipho liegt auf der in-
neren Seite der Kammern,
die Scheidewände ſind einfach
vertieft. Von dem Thiere

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[387/0393] Schichten des Jura und der Kreide gefunden werden, alle Ausbie- gungen der Scheidewände, Sättel und Loben durchaus gezähnelt und gezackt ſind. Ammonites; Hamites; Scaphites; Turrilites. Die Ordnung der Zweikiemer (Dibranchiata), welche weit zahlreicher in unſern Meeren vertreten iſt, in der Erdgeſchichte aber auch erſt viel ſpäter mit den unterſten Juraſchichten auftrat, unterſcheidet ſich von der vorigen dadurch, daß ſtets eine beſtimmte Anzahl von Armen und zwar höchſtens zehn vorhanden ſind, alle mit Saugnäpfen oder Hornhaken bewaffnet, und daß man außerdem in der Mantelhöhle nur zwei Kiemen vorfindet. Dieſe Thiere haben niemals eine vielkammerige Schale, deren letzte Kammer ſie bewohnen und in welche ſie ſich zurückziehen können, ſondern wenn eine ſolche exiſtirt, was bei einer Gattung der Fall iſt, ſo ſteckt ſie zum Theile in dem Mantel des Thieres, von welchem ſie eingehüllt wird. Viele haben dagegen innere Schalen, die in dem Rückenblatte des Mantels eingeſenkt und ſehr eigenthümlich zuſammengeſetzt ſind. Dieſe Rückenſchalen beſtehen nämlich aus einem vorderen hornigen Blatte, welches entweder nackt, ſehr dünn, biegſam und durchſichtig iſt, oder auf beiden Flächen mit ſucceſſiven poröſen Kalkſchichten belegt erſcheint, in deren Zwiſchenräumen ſich eine gallertartige Sulze befindet. Nach hinten zu iſt an dieſem Hornblatte eine feſte, derbe Spitze aus Kalk- maſſe angebracht. Dieſer ganze Rückenknochen liegt in einer Höhle der Mantelfalte eingeſchloſſen, die von einer dünnen ſehnigen Haut ausgekleidet iſt. Es iſt jetzt zur Gewißheit geworden, daß die ſoge- nannten Belemniten oder Donnerkeile, welche man von den unterſten Schichten des Jura bis in die oberſten der Kreide ſo häufig verſtei- nert findet, nur ſolche innere Knochen waren. Wir unterſcheiden in dieſer Ordnung folgende Familien: [Abbildung Fig. 437.] [Abbildung Fig. 435. Fig. 436. Spirula Peronii. Fig. 435. Das Thier. a Der Kopf mit] Die Familie der Poſt- hörnchen (Spirulida) iſt nur durch eine einzige Gattung bekannt, deren Schale aus vielen Kammern beſteht und in einer Ebene ſo gewunden iſt, daß ſich die Windungen nicht vollſtändig berühren. Der Sipho liegt auf der in- neren Seite der Kammern, die Scheidewände ſind einfach vertieft. Von dem Thiere 25*

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/393>, abgerufen am 23.12.2024.